Die Triathlon Chroniken I – Wie eine Ente im Wasser

An einem Triathlon – eine halbe Meile im Wasser, zwölf Meilen im Handbike und drei Meilen im Rennrollstuhl – teilzunehmen, sollte für einen entschlossenen, leistungsbereiten und willensstarken Querschnittgelähmten gar kein Problem sein, fand Ex-Paralympics Schwimmer Geoffrey Matesky… bis er mit dem Training begann.

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08. April – Das erste Training

‚Nach vier Bahnen bin ich völlig am Ende. Oh, Gott! Nur vier Bahnen. Ich hatte angenommen, ich würde ein bisschen weiterkommen, eingedenk der Tatsache, dass ich früher 20 Bahnen locker mal zum Aufwärmen hatte runterreißen können. Bevor das richtige Training begann, sozusagen. Aber heute Morgen, nach 15 Jahren mit Schulterverletzungen und einem Sack voll anderer kleiner Ausreden, wobei die lahmste von allen die ist, dass ich ein 49-jähriger Querschnittgelähmter bin, muss ich wieder ganz von vorne anfangen.

Das Ziel vor meinen Augen: Ruhm und Ehre. Oder ein extrem enttäuschendes Absaufen im Trainingspool, was, wenn man meine augenblickliche Leistung betrachtet, eine sehr realistische Möglichkeit ist.

Es ist, als würde mein Herz versuchen Teer durch meine Venen zu pumpen; ich fühl mich wie ein altes Auto, das dringend einen Ölwechsel braucht. „Schon okay“, versuche ich mich selbst zu beruhigen, während ich mich nach der sechsten Bahn deutlich zu lange am Beckenrand festhalte. „Der Triathlon ist ja erst im September.”

Triathlon – was?

Ja, richtig. Ich habe mich für einen Triathlon angemeldet. Letzte Woche. Jetzt fange ich an mich auf die einzelnen Disziplinen vorzubereiten, die da sind:

  • 0,5 Meilen (0,8 km) Schwimmen
  • 12 Meilen (19,3 km) Handbiken
  • 3 Meilen (4,8 km) Rennrollstuhlfahren

In den späten 80er und frühen 90er Jahren war ich Mitglied im U.S. International Disabled Swim Team (Internationales Behindertenschwimmteam der USA), also sollte ich das Schwimmen wohl hinkriegen. Das heißt, wenn ich es schaffe, mich vorher nicht komplett zum Narren zu machen, indem ich beim Training ertrinke.

Das Handbiken ist auch machbar. Immerhin besitze ich so ein Ding. Ein altes. …und ich bin auch schon zwölf Meilen damit gefahren. Zugegeben… als Gesamtsumme meines Trainings während der vergangenen fünf oder sechs Sommer…

Was nun die drei Meilen im Rennrollstuhl angeht, nun, das hab ich noch nie versucht. Genaugenommen weiß ich nicht mal, wo ich einen Rennrollstuhl herbekommen könnte. Dieses Puzzleteilchen fehlt also noch. Und so beginnt ein neues typisches Kapitel in meinem Leben. Ein Triathlon! Was wäre näherliegender gewesen, als mich für eine Aktivität anzumelden, für die ich schlecht ausgerüstet und nicht trainiert bin?

Worauf warte ich noch? Das einzige was ich tun muss, ist die ersten 20 Bahnen zu schwimmen, wie… naja… wie eine Ente im Wasser.

Siehe auch:

Die Triathlon Chroniken II – Der Rennrollstuhl aus der Hölle

Die Triathlon Chroniken III – Flügel für Rollstuhlfahrer


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