Ludwig Guttmann in der Hall of Fame des deutschen Sports
Sir Ludwig Guttmann, der deutschstämmige Neurologe und Begründer der Paralympics, der weltweit als Vater der Querschnittgelähmten gilt und in seiner Einrichtung im britischen Stoke Mandeville bahnbrechende Arbeit für die Rehabilitation bei Rückenmarksverletzungen leistete, wurde 2014 in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.

Zwei Wegbereiter des Sports und zwei Fußball-Weltmeister werden in diesem Jahr in die „Hall of Fame des deutschen Sports“ aufgenommen. Einer von ihnen ist Sir Ludwig Guttmann. Kein anderer leistete einen vergleichbaren Beitrag zur Etablierung des Behindertensports, denn Guttmann war es, der die ersten Paralympischen Spiele veranstaltete. Damals noch unter dem Namen Stoke Mandeville Games, fanden sie erstmals 1948 parallel zu den Olympischen Spielen in London statt. 1952 beteiligten sich bereits 130 Sportler aus verschiedenen Ländern. Die neunten Stoke Mandeville Games von 1960 sind heute als die ersten Paralympics anerkannt.
Guttmann stand 1933 im Ruf, Deutschlands bester Neurochirurg zu sein. Er arbeitete als Chefarzt am Wenzel-Hancke-Krankenhaus in Breslau, wurde aber als Jude nach der Machtergreifung der Nazis entlassen. 1939 floh Guttmann nach Großbritannien und erhielt Ende 1943 von der britischen Regierung den Auftrag, das National Spine Injuries Centre im Stoke Mandeville Hospital in Aylesbury aufzubauen, dessen Direktor er bis 1966 blieb. In Stoke Mandeville erfuhr auch Manfred Sauer, Gründer der Manfred-Sauer-GmbH und Stiftung seine Erstrehabilitation. Für einen Bericht über seine Eindrücke von der Einrichtung und von Guttmann siehe: Manfred Sauer über Stoke Mandeville.
In Stoke Mandeville entwickelte Guttmann, der ab 1945 britischer Staatsbürger war, neuartige Methoden zur Behandlung von Querschnittgelähmten und setzte – damals einmalig – auf den Sport als Therapie, um Körperkraft und Selbstbewusstsein wieder herzustellen. 1961 gründete Guttmann den britischen Behindertensportverband. (Siehe auch: Sir Ludwig Guttmann: Vater der Querschnittgelähmten)
Zur Aufnahme Sir Ludwig Guttmanns sagt der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands e.V. (DBS), Friedhelm Julius Beucher: „Mit dieser Ehrung wird eine bedeutende Persönlichkeit ins Blickfeld gerückt, die für den Behindertensport eine enorme, bisher aber nicht ausreichend gewürdigte Bedeutung hatte. Denn Ludwig Guttmann ist der Wegbereiter der Paralympischen Spiele. Der deutsche Neurologe, der sich besonders um Querschnittgelähmte und Rückenmarksverletzte kümmerte, führte die Stoke Mandeville Games ein, die Vorläufer der Paralympics. Guttmann gründete in Karlsbad (Baden) eine Schule für Körperbehinderte. Nicht zu vergessen ist auch, dass er als Verfolgter der Nationalsozialisten in Großbritannien im Exil leben musste. Er wurde schon vielfach geehrt und mehrere Kliniken, Schulen und Straßen sind nach ihm benannt. Dass der Pionier des Behindertensport Ludwig Guttmann nun in der Hall of Frame des deutschen Sports die ihm gehörende Beachtung findet, ist ein erfreuliches Zeichen für den Rang des Behindertensports innerhalb der Sportbewegung.“
Die Hall of Fame des deutschen Sports
Neben Guttmann bestehen die vier Neuaufnahmen 2014 weiter aus den Fußball-Legenden Sepp Maier und Gerd Müller sowie Dr. Karl August Willibald Gebhardt, der als Begründer der Olympischen Spiele in Deutschland gilt und dem zu verdanken ist, dass Deutschland entgegen aller Widerstände bei den ersten Spielen 1896 in Athen mit einer Mannschaft vertreten war.
Entwickelt wurde das Konzept der Hall of Fame des deutschen Sports seit 2006, mit dem Ziel dazu beizutragen, die gesellschaftliche Stellung des Sports zu stärken. Sie soll an große Namen erinnern sowie jüngeren Generationen bewusst machen, welche Bedeutung die aufgenommenen Personen für die Entwicklung des Sports haben.
Die Vorschläge für die Wahl 2014 wurden von den drei Partnern und ideellen Trägern der Hall of Fame des deutschen Sports gemeinsam erstellt: Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB), Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) und Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH). Die Jury besteht derzeit aus 66 Personen; unter anderem haben alle lebenden Mitglieder der Hall of Fame des deutschen Sports Sitz und Stimme in der Jury.
Für mehr Informationen zur Hall of Fame siehe: www.hall-of-fame-sport.de