Barrierearme Reisetipps zwischen Kuba und Indonesien

Alternativ unterwegs: Das Forum www.reisenmitrollstuhl.de versteht sich als interaktive Plattform für Reisende mit Handicap, die nicht die ausgetrampelten Reisewege befahren wollen, sondern mal woanders hin, z. B. nach Südamerika, Afrika oder Asien. Den Gründern liegt die Barrierefreiheit ihrer Empfehlungen ebenso am Herzen wie die Sensibilisierung für verantwortungsvolles und nachhaltiges Reisen.

Bild 109737422Urheberrecht Bui Viet Hung, 2013 Mit Genehmigung von Shutterstock.com

Tobias Streitferdt, der selbst Rollifahrer ist, und seine Schwester Verena wollen mit ihrer Website schöne, ökologisch und ethnisch möglichst nachhaltige Reiseziele für Rollstuhlfahrer in Entwicklungs- und Schwellenländern beschreiben, aber auch dafür sorgen, dass es mehr werden.

Ökologisch nachhaltig reisen und darüber schreiben

Auf (externer Link) Reisenmitrollstuhl.de finden Leser Reisereportagen und Filmsequenzen des Geschwisterpaares mit der Möglichkeit, diese zu kommentieren bzw. mit eigenen Erfahrungen zu bereichern, z. B.:

  • Kuba für Rollstuhlfahrer
  • Wie überwindet man Stufen in Kambodscha?
  • Helikopterflug über Angkor Wat
  • Mit dem Rollstuhl durch die Rush Hour von Buenos Aires

Bewertet werden außerdem Restaurants und Hotels sowie Aktivitäten, etwa Tauchen auf Bali, Museumsbesuche oder eine Fahrt in den 89. Stock des höchsten Gebäudes in Taiwan. Registrierte Nutzer können sich aktiv beteiligen und ihre Erfahrungen und Empfehlungen in eigenen Beiträgen hinterlassen. Diese erscheinen zum Teil in englischer Sprache, scheinen also von Nutzern weltweit zu kommen.

Beratung für mehr Barrierefreiheit in Hotels

Verena Streitferdt hat einen Abschluss in Umwelt und Entwicklung gemacht, anschließend ging sie für ihr Promotionsstudium nach Sidney. Das hilft ihr bei der Mission, die die Geschwister über die Webseite hinaus zusammen verfolgen: Die Beratung von ökologisch nachhaltigen Hotels und Reiseveranstaltern in Sachen Barrierefreiheit. „Manche Hotels waren so begeistert von unserem Projekt, dass sie noch während unseres Aufenthalts Rampen bauten, Türen umhängten und ihr Personal im Umgang mit Rollstuhlfahrern schulten“, erzählt Tobias Streitferdt auf Reisenmitrollstuhl.de.

Der erste Schritt dazu ist, den Ansprechpartnern ein kostenloses Beratungsangebot zu machen. Stellen Verena und Tobias Streitferdt in einem Hotel Barrieren fest, bieten sie die schriftliche oder mündliche Beratung an und stellen auf Wunsch eine Checkliste für das Gebäude mit Verbesserungsvorschlägen zusammen. „Auch wenn wir in den meisten Ländern Pionierarbeit leisteten, weil ich tatsächlich einer der ersten Rollstuhlreisenden war, haben wir doch für die nächsten nach mir eine bessere Infrastruktur hinterlassen – nicht zuletzt durch unseren Sticker, der an alle Hotels vergeben wurde, die ihr Haus rollstuhlgerechter umgestaltet haben.“ Welche das sind, kann auf der Homepage nachgelesen werden.

Wenn der Rollstuhl keine Selbstverständlichkeit ist

Mit Hilfe der senegalesischen Vereinigung Handicap FormEduc and Handicap International organisierte das Team von Reisenmitrollstuhl.de am 1. März 2014 zum „Internationalen Rollstuhltag“ eine Demo durch Dakar mit rund 50 Rollstuhlfahrern und dem lokalen Rollstuhlbasketballteam. Gemeinsam wollten sie den positiven Einfluss würdigen, den Rollstühle für das Leben behinderter Menschen haben können, und für die Notwendigkeit einer Versorgung von Betroffenen mit Rollstühlen sensibilisieren. Millionen Menschen in der Welt bräuchten dringend einen Rollstuhl, hätten aber keine Möglichkeit, ihn zu bekommen.

Mehr als nur ein Reiseportal

Seit Mai 2013 ist Reisemitrollstuhl.de auch ein gemeinnütziger Verein. Ihre Ziele und Ideen hinter dem Projekt haben Verena und Tobias Streitferdt in Form einer Präsentation veröffentlicht: Das ungewöhnlich transparente und strukturierte Konzept umfasst einen Zeitplan mit Zielsetzungen, Marktforschungs- und Fundraisingstrategien sowie eine Rückschau auf bereits erreichte Ziele. Beratungsprotokolle zeigen detailliert, welche Anregungen die beiden für Hotels zusammengestellt haben, zum Teil ergänzt durch Fotos, die Beratungserfolge dokumentieren: „Viele dieser Hilfsmittel bleiben bestehen – vor allem aber das Bewusstsein, was mit einfachsten Mitteln möglich sein kann …“

Der Verein ist u.a. auch auf Facebook und YouTube aktiv.