Barbie, Lego und Co.: Spielzeug im Rollstuhl
Inklusion im Spielzeugladen ist etwas, das noch ausbaufähig ist. Ein paar Angebote gibt es aber schon, und die könnten das Herz von kleinen und großen Kindern (und ihren Eltern) höher schlagen lassen.

Barbie im Rollstuhl
Schon vor einigen Jahren bekam die Barbiepuppe eine Schar an Freundinnen, die die Diversität der Barbiefangemeinde wiederspiegeln sollte. Barbies brünette Freundin Becky sitzt im Rollstuhl. Sie wurde in verschiedenen Varianten angeboten, u. a. auch als Paralympic-Teilnehmerin, die in einem Rennrollstuhl fährt. Becky ist im Onlinehandel gebraucht zu unterschiedlichen Preisen erhältlich.
Seit Herbst 2019 gibt es gleich zwei neue Barbies im Rollstuhl. Und was das realistische Design angeht, haben die Macher eine deutliche Schippe draufgelegt. Während Becky noch in einem schlecht angepassten, klobigen Schieberollstuhl unterwegs war. Sind die neuen Rollstuhlfahrer- Barbies mit einem Aktivrollstuhl ausgerüstet, der nicht nur chic ist, sondern der auch relativ gut für eine niedrige Lähmung zugeschnitten zu sein scheint. Als Zubehör bringt Rollstuhl-Barbie auch eine kleine, rosa Rampe mit, damit ihr Strandhaus stufenlos befahrbar wird.
Die rollstuhlfahrende Barbie gibt es für ca. 30 Euro*.
Für die Paralympics 2022 wurde auch eine Mono-Ski Barbie auf den Markt gebracht. Die limitierte Edition gibt es z. B. hier.
Seit Frühjahr 2021 gibt es auch einen Ken im Rollstuhl. Ken ist blond, sein Rollstuhl ist mintgrün und die Rampe, die er mitbringt ist blau.
Den rollstuhlfahrenden Ken gibt es für ca. 25 Euro*.
Finnegan Wake: Monster im Rollstuhl
Monster High ist ein Phänomen, das seit wenigen Jahren Kinder ab 9 begeistert. In dieser Zeichentrickserie gehen die Sprösslinge verschiedener Monster und Fabelwesen (Dracula, Frankenstein, Werwölfen, dem Monster von Loch Ness, etc.) gemeinsam zur Schule. Die Protagonisten gibt es auch als Puppen (ca. 30 cm).
Neu seit 2015 und sehr beliebt bei kleinen und großen Fans, ist der Schüler Finnegan Wake, der vermutlich aufgrund einer angeborenen Querschnittlähmung im Rollstuhl sitzt. Gut. Er ist ein Meermann und er hat einen Fischschwanz, weshalb er vermutlich sowieso nicht hätte laufen können. Aber seine Flossen scheinen laut eigener Aussage nicht so ganz beweglich zu sein. Er sagt: „So wurde ich geboren. Meine Flossen haben einfach nie richtig funktioniert.“
Außerdem ist er blau, tätowiert, ein Mädchenschwarm und ein extrem aktiver Rollstuhlfahrer. Vom Chairskaten in den Fluren lässt er sich jedenfalls nicht abhalten und Handschuhe für Rollstuhlrennen hat er auch. Warum Finnegan Wakes Rollstuhl eine derartig hohe Rückenlehne hat, ist für Leute, die sich mit sowas auskennen, unerklärlich und ungemein unrealistisch. Andererseits: Die Serie heißt Monster High und es geht um Untote. Realismus ist nicht das Kriterium.
Finnegan Wake gibt es ab ca. 18 Euro* im Spielzeughandel.
Hot Wheels: Rollstuhlskater
Ebenfalls vom Hersteller Mattel, ist die Hot Wheels Figur von Rollstuhlskater Aaron „Wheelz“ Fotheringham. Mit der Fernsteuerung kann man die Figur Stunts und Sprünge machen und sie nach einem Sturz wieder aufsehen lassen.
Hot Wheels R/C Stuntin‘ gibt es derzeit nur in den USA zu kaufen, aber über den Online-Versand kann man sie auch in Europa beziehen. Zu den Kosten von ca. 43 Euro kommen dann noch ca. 14 Euro Versand- und Importkosten.
Individuell gefertigte Puppen: Nicolettas Handicap Dolls
Nicole Sarripapazidis fertig Kuschelpuppen mit individuell gestaltete Handicaps, Behinderungen oder sonstige Einschränkungen, und setzt damit genau die Individualität um, die auch Kinder mit (und ohne) Handicap ausmachen. Dabei legt die Designerin viel Wert auf die Authentizität der Puppe, die sich mit ihrem Besitzer Wiederspiegeln soll. Betroffene Kinder sollen so lernen sich leichter mit ihrer Behinderung zu identifizieren und anzufreunden. Rollstuhlfahrer sind bisher noch nicht dabei, aber Orthesen und Tracheostomas sind zu finden.
Für weitere Informationen siehe: Nicolettas Handicap Dolls
Ein ähnliches Konzept verfolgt die Amerikanerin Amy Jandrisevits mit ihrem Angebot „A doll like me„. Die dreifache Mutter produziert ihre Puppen am Esstisch zu Hause und verkauft sie für 100 US-Dollar (ca. 92 Euro zzgl. Mwst. und Versand); ihre Unkosten und den Aufwand deckt sie zusätzlich über ein Fundraising Campagne. Die Puppen werden auf Anfrage gefertigt und bilden das Kind, für das die Puppe gedacht ist, möglichst genau nach.
Jako-O-Puppenrollstuhl
Der Puppenrollstuhl des Spielzeugherstellers Jako-O ist quietsch-rosa, zusammenfaltbar, hat extrabreite Geländereifen und so manches lebensechte Detail, wie schwenkbare Vorderräder, Handläufe an den Rädern, Bremsen, breite Armlehnen und hochklappbare Fußstützen. Mit einer Höhe von 27 cm ist er eher nicht für 30 cm Puppen (i. e. Barbiepuppen und Co.) geeignet sondern für die größere Variante, die mind. 40 cm hoch ist.
Zu haben ab ca. 30 Euro online und im Spielzeughandel.
Lammily Rollstuhl
Lammily-Puppen sind 30-Zentimeter Puppen, die auf dem Spielzeugmarkt das realistische Pendant zur Barbiepuppe darstellen. Sie sollen ein naturgetreues Abbild des menschlichen Körpers und Gesichtes zeigen. Die Hersteller wünschen sich eine Abkehr Trugbild Perfektionismus, das Kindern vor die Nase gehalten wird. Die Lammily-Puppen sollen die Botschaft vermitteln: „Durchschnitt ist schön!“. Wahlweise können die Puppen auch mit Tätowierungen, Narben, Akne, Muttermalen oder Dehnungsstreifen versehen werden. Auch schön sind Behinderungen. Deshalb startete der Hersteller im Herbst 2016 eine Kickstarterkampagne zur Finanzierung eines Rollstuhls für die Lammily- Puppen (andere 30-Zentimeter Puppen passen natürlich auch hinein). Und dieser Rollstuhl ist echt hübsch, mit seinem bunten, blumigen Design und den Details.
Verfügbar ist der Lammily Rollstuhl seit Sommer 2017 zu einem Preis von ca. 23 $ (ca. 20,10 €) zzgl. MwSt. und Import direkt beim Hersteller.
Lego im Rollstuhl
Der dänische Spielzeughersteller Lego brachte 2016 eine Figur im Rollstuhl auf den Markt. Gemeinsam mit Fußgängern, Babys in Kinderwägen und (Assistenz-?) Hund ist sie im Lego City-Set im Park unterwegs.
Das Lego City-Set mit Rollstuhlfahrer ist für ca. 40 Euro* im Spielzeughandel erhältlich.
My Mini Baby Born mit Rollstuhl
Das Zapf Produkt My Mini Baby Born gibt es ebenfalls im Rollstuhl. Warum dem so ist, ist allerdings nicht ganz klar. Die Puppe ist ein Baby. Komplett mit Glatze, Windeln und Schnuller. Ob sie nun querschnittgelähmt ist, oder, wie das Zubehör vermuten lässt, ein gebrochenes Bein hat – sie muss getragen werden wie jedes andere Baby auch. Niedlich ist sie aber allemal und vor allem kleine Fans der Farbe Rosa könnten sich angesprochen fühlen.
My Mini Baby Born im Rollstuhl gibt es ab ca. 20 Euro* im Spielzeughandel.
Playmobil im Rollstuhl
Von Playmobil gibt es schon lange Rollstühle und Rollstuhlfahrer. Allerdings waren sie stets Teil eines Krankenhausszenarios. Neben dem Rollstuhlfahrer, der einen (abnehmbaren) Gips und Kopfverband hat, tummeln sich Ärzte und Pfleger und ein Krankenhausbett steht gleich daneben. Bei der ganz alten Variante sind die Rollstühle noch weiß mit einem roten Kreuz an der Rückenlehne und kleinen Rädern, die deutlich machen, dass von selbst antreiben keine Rede sein kann. Der Alltag von Rollstuhlfahrer, die permanent auf dieses wichtige Hilfsmittel angewiesen sind, wird bei solchen Spielszenarien natürlich nicht wiedergegeben.
Aus der Serie City Life gibt es ein Kind im Rollstuhl. Es trägt ebenfalls so einen abnehmbaren Gips, aber immerhin wird es nicht von einer Pflegeperson sondern von Papa geschoben und der Rollstuhl hat einen bunten, kindgerechten Speichenschutz.
Playmobilprodukte mit Rollstuhl gibt es ab ca. 5 Euro* im Spielzeughandel.
Sew Dolling
Der amerikanische Hersteller Sew Dolling geht richtig ins Detail, wenn es um das Thema Rollstuhl und Rehabilitation geht. Als Zubehör bietet er u. a. Rollstühle, Rollatoren, Gehstöcke und sogar einen Stehbarren an. Die Puppen können mit entsprechender Kleidung zu Pflegekräften oder Assistenzärzten gemacht werden.
Im Vergleich sind die Spielzeuge gar nicht so teuer. Die Gehhilfen gibt es z. B. bereits für 24 US Dollar (ca. 20 Euro), den Stehbarren für 55 US Dollar (ca. 47 Euro). Hinzu kommen die Versand und Importkosten.
Wichtig zu wissen: Geeignet ist das Zubehör für alle 45 cm Puppen (d. h. Barbie und Co. fallen leider aus).
Zur Herstellerwebsite geht es hier: Sew Dolling
Trolle im Rollstuhl
Trollkind Faxi ist Protagonist in Doris Hesslers Kinderbuche Troll Faxi und sein Stuhl mit Rädern. In dieser bunten, fröhlichen Geschichte sorgen die Tiere im Wald dafür, dass die Biber für Faxi einen Stuhl mit Rädern bauen, so dass er wie seine Geschwister mobil unterwegs sein kann. Als Stoffpuppen im Holzrollstuhl sind er und Trollfreundin Lisa zusammen für ca. 200 Euro* zu haben.
Ebenfalls im Programm ist ein 55 cm hoher handgefertigter Holzrollstuhl, der durch die stabile Bauweise auch als Lehr- und Spielobjekt in Kindergärten und ähnlichen Einrichtungen eingesetzt werden kann.
Im November 2022 sind die Produkte nicht mehr verfügbar und die Verlagswebsite www.doris-verlag.de nicht mehr erreichbar.
Aufziehspielzeug
Der Vollständigkeit halber seien an dieser Stelle die Aufziehspielzeuge erwähnt, die vielleicht jeder schon einmal gesehen hat und mehr etwas für junggebliebene Erwachsene sind. Hier sind Senioren am Rollator, im E-Scooter oder im Rollstuhl ganz schön schnell (nämlich „Racing“) unterwegs. Man kann den Figuren einfach nur zusehen (und sich freuen) oder man kann Rennen veranstalten, bei denen auf die eine oder andere der Figuren gewettet wird, um die Spannung zu erhöhen. Politisch korrekt sind „Racing Grandma“ und „Racing Grandpa“ natürlich nicht.
Alle drei Varianten (Person mit Gehhilfe, Scooter, Rollstuhl) sind ab ca. 13 Euro* im Online-Versandhandel erhältlich.
*Alle Preise Stand Jan. 2020 zzgl. Versandkosten.
Für alle, die einen Rollstuhl oder eine Gehhilfe selbst basteln möchten, ist der Beitrag Spielzeug: Rollstuhl und Gehhilfe selber basteln gedacht.
Dieser Text wurde mit größter Sorgfalt recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Die genannten Produkte stellen keine Empfehlung der Redaktion dar und wurden, falls nicht anders vermerkt, nicht von der Redaktion getestet. Der Beitrag ersetzt in keinem Fall eine Beratung oder fachliche Prüfung des Einzelfalls durch Fachpersonen.