Prag barrierefrei
Die tschechische Hauptstadt Prag war kaiserliche und königliche Residenzstadt und blickt auf eine über 1.500-jährige Geschichte zurück. Was die Rollstuhlfreundlichkeit angeht, sah es in der Goldenen Stadt die meiste Zeit über eher finster aus, doch in den vergangenen paar Jahren legte sie nach.

Prag ist eine hügelige Stadt; vor allem im historischen Zentrum geht es auf und ab. Zudem sind viele Straßen mit Pflastersteinen uneben gepflastert und die Gehwege sind eng und schmal, was zwar zu einem mittelalterlichen Charme beiträgt, die Barrierefreiheit eines Ortes jedoch nicht gerade fördert. Aber Prag legt nach: Laut Tschechien-hautnah.eu haben Fußgängerübergänge Abschrägung und Ampelsteuerungsmechanismen erhalten, sodass Rollstuhlfahrer und Personen mit eingeschränktem Sehvermögen einfacher vorwärts kommen.
Sightseeing im Rollstuhl
Was man in Prag unbedingt gesehen haben sollt, ist bei weitem nicht nur die Karlsbrücke und die Prager Burg. Einige Denkmalobjekte, öffentliche Gebäude, Kultur- und Sporteinrichtungen, Verkehrsmittel und Geschäftszentren wurden den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen angepasst und bieten barrierefreie Toiletten, Aufzüge, Wege und oft auch breitere Eingangstüren.
Das Projekt „Overcoming Barriers“ hat es sich zum Ziel gemacht die rollstuhlgerechte Zugänglichkeit von Sehenswürdigkeiten, kulturellen Einrichtung, etc. in Prag transparenter zu gestalten und listet auf der tschechisch- und englischsprachigen Website http://www.presbariery.cz/en/ anhand von selbsterklärenden Symbolen auf, welche Gebäude bzw. Plätze in welchem Umfang rollstuhlgerecht sind. Leider ist die Ausbeute dabei noch ziemlich mau. Von knapp 180 genannten Orten – Museen, Galerien, Konzerthäusern, Theatern, Kinos, Sehenswürdigkeiten und Gotteshäusern – sind gerade mal 10% mit einem grünen Icon gekennzeichnet, das besagt, dass sie für Rollstuhlfahrer, die alleine unterwegs sind, zugänglich sind. Von den Restaurants sind es gerade mal vier. Für den großen Rest braucht man die Hilfe einer Begleitperson oder es sind so viele Stufen vorhanden, dass einen Zutritt unmöglich ist.
Man darf wohl davon ausgehen, dass die Bemühungen Prag rollstuhlgerechter zu gestalten weiter fortschreiten werden, denn Luft nach oben ist allemal. Gewiss scheint aber auch, dass man mit ein wenig Hilfe vor Ort deutlich mehr von der Goldenen Stadt sehen wird, als wenn man auf eigene Faust unterwegs ist. Verschiedene Anbieter (z. B. Prag Reise Stadtführungen oder Accessible Prague) bieten deutschsprachige Stadtführungen an, bei denen darauf geachtet wird, dass sie wenn schon nicht barrierefrei so doch wenigstens barrierearm sind.
Wegen der baulichen Zustände im historischen Stadtkern (Kopfsteinpflaster, enge Gassen, schmale Gehwege, hohe Bordsteine) empfiehlt es sich für einen Städtetrip in die Stadt an der Moldau u. U. über die Anschaffung eines Vorspannrades nachzudenken (siehe: Das Vorspannrad – Ein fünftes Rad am Rollstuhl).
Sonderparkberechtigung und Behindertenparkplätze in Prag
Wer mit dem Auto anreist oder einen Mietwagen vor Ort nutzen möchte, sollte wissen, dass in der Tschechischen Republik der sog. O1-Parkausweis benutzt, der EU-einheitlichen Parkausweis für Behinderte ausländischer Besucher allerdings anerkannt wird. Notwendig ist dabei aber ein Ausdruck der tschechischen Übersetzung neben dem eigenen Hinweisschild unter der Windschutzscheibe.

Zu einem Download geht es hier: Parkschild Tschechische Republik
Mit dem Sonderparkausweis kann man auf allen mit dem Rollstuhl-Symbol gekennzeichneten Parkplätzen parken. Falls die Parkplätze kostenpflichtig sind, müssen auch Reisende mit Handicap die entsprechenden Gebühren bezahlen. Auch andere Vorteile, zu denen der Sonderparkausweis in Deutschland berechtigt (siehe: Der Sonderparkausweis im In- und Ausland) gelten in der Tschechischen Republik nicht, wie etwas das vorübergehende Parken im Parkverbot, das Parken und das Befahren in bzw. von verkehrsberuhigten Zonen und das Überschreiten der Parkzeit auf kostenfreien und kostenpflichtigen Parkplätzen.
Öffentlicher Personennahverkehr in Prag
Seit einigen Jahren werden fast überall vermehrt Niederflurbusse- und Straßenbahnen eingesetzt, was den Einstieg erheblich erleichtert. Einige Stationen, vor allem jene im historischen Kern, sind aber nicht barrierefrei.
Inhaber eines Schwerbehindertenausweises sollten mit Bussen und Straßenbahnen in Prag kostenlos fahren dürfen, es wird aber immer mal wieder von ausländischen Besuchern berichtet, dass es bei dieser grenzüberschreitenden Inanspruchnahme von Nachteilsausgleichen zu Problemen kommt. Eine Übersetzung des eigenen Schwerbehindertenausweises kann daher nützlich sein.
Zu detaillierten Informationen geht es hier: Behindertengerechter Zugang ÖPN Prag