Rollstuhlhandschuhe

Besonders alle, die den Rollstuhl – ob beim Sport oder im Alltag – aktiv antreiben, brauchen sie unbedingt: Rollstuhlhandschuhe. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen und für jede Wetterlage.

Bild 191548499 Copyright mezzotint, 2016 Mit Genehmigung von Shutterstock.com
Rollstuhlhandschuhe: Besonders wichtig bei Rollstuhlsport.

Funktionen von Rollstuhlhandschuhen

Das Tragen von Handschuhen erfüllt für Rollstuhlfahrer eine Reihe wichtiger Funktionen:

  • Rollstuhlhandschuhe schützen die Hände vor Nässe, Kälte, Verbrennungen und Verschmutzung.
    Wer mit seinem Rollstuhl bei Wind und Wetter unterwegs ist, wird die grundlegendste Funktion von Handschuhen zu schätzen wissen. Sie schützen die Hände, die Rollstuhlfahrer ja nicht einfach in die Tasche stecken können, weil sie sonst nicht vom Fleck kommen würden, vor Nässe, Kälte, dem Schmutz und/oder dem Staub, den die rollenden Reifen aufwirbeln können. Vor allem Kälte kann langfristig so unangenehm werden, dass sie schmerzhaft ist. Zudem trocknet die Haut aus, sodass sie einer Extrapflege bedarf, um sie vor evtl. Schäden zu schützen. Im Sommer wiederum, können die Greifreifen von der Sonne so erhitzt werden, dass Verbrennungen drohen. Rollstuhlhandschuhe beugen all dem vor. (Vgl. z. B.: Heiße Tipps für kalte Tage)
  • Rollstuhlhandschuhe beugen Verletzungen vor.
    Beim Antreiben des Rollstuhls und beim Bremsen, sind die Hände z. T. sehr starken Reibungskräften ausgesetzt, die die Haut schädigen können. Handschuhe fangen diese Reibungskräfte ab und schützen so vor Verletzungen und den resultierenden Hautschädigungen, Schmerzen und Infektionen.
  • Rollstuhlhandschuhe verringern die Abrutschgefahr und erleichtern das Bremsen.
    Dadurch, dass Rollstuhlhandschuhe einen festeren und sichereren Griff an den Treibreifen gewährleisten, beugen sie dem Abrutschen beim Antreiben und Bremsen vor. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn man mit hoher Geschwindigkeit unterwegs ist, z. B. beim Rollstuhlsport, oder die Handflächen bzw. die Greifreifen nass sind, z. B. bei starker Schweißbildung oder bei Regen und Schnee.
  • Rollstuhlhandschuhe vermindern das Risiko eines Karpaltunnelsyndroms.
    Wie im Beitrag Karpaltunnelsyndrom bei Rollstuhlfahrern beschrieben, tritt das Karpaltunnelsyndrom bei Querschnittgelähmten, die aktiv transferieren und/oder den Rollstuhl aktiv antreiben, mit einer Häufigkeit von 50 bis 80% auf (Uni HD, 2013). Dies liegt neben der Dehnung des Nervus medianus beim Abstützen mit der flachen Hand vermutlich an den wiederholten Schlägen des Handballens gegen den Greifreifen und die Belastung der Hand und des Handgelenks in starker Streck- und Beugehaltung beim Antreiben des Rollstuhls. Die Überlastung führt mit der Zeit zu Missempfindungen und Schmerzen in der Hand, im Handgelenk und evtl. im gesamten Arm (Erdmann, 2012) und im schlimmsten Fall zu einem Muskelschwund im Bereich des Daumenballens, Schwäche beim Greifen und/oder einer Minderung des Tastgefühls. Als Prophylaxe wird das Tragen von gepolsterten Rollstuhlhandschuhen empfohlen, die Stöße abfedern und Vibrationen dämpfen sollen.

Anforderungen an Rollstuhlhandschuhe

Um die oben genannten Vorteile zu bieten, müssen Rollstuhlhandschuhe bestimmte Eigenschaften mitbringen.

Für einen sicheren Sitz werden Rollstuhlhandschuhe gewöhnlich mit flexiblen Klettverschlüssen am Handgelenk fixiert. Das Material muss so beschaffen sein, dass keine Hautirritationen auftreten können, die Hand darunter atmen kann und evtl. entstehender Schweiß aufgenommen wird. Die Innenflächen sollten rau, strukturiert oder beschichtet sein, um das Greifverhalten zu verbessern. In der Verarbeitung sollten Rollstuhlhandschuhe flexibel genug sein, um die Hand bei allen Bewegungen nicht einzuschränken, gleichzeitig müssen sie aber auch robust und widerstandsfähig sein, wenn sie nicht schon nach zwei Wochen intensiven Rollstuhlfahrens in Fetzen herunterhängen sollen.

Die Materialwahl


Mögliche Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften sind:

  • Leder
    • Fest
    • Widerstandsfähig
    • Wasserdicht
    • Atmungsaktiv
  • Lycra
    • Elastisch
    • Angenehmes Tragegefühl
  • Neopren
    • Flexibel
    • Wasserdicht
    • Nicht so langlebig wie Leder oder Lycra

Wem es vor allem auf die Polsterung ankommt, sollte darauf achten, dass die Innenfläche an Handballen und/oder Handfläche mit Gel oder Gummi verstärkt ist.

Rollstuhlhandschuhe werden in zwei Ausführungen angeboten: Die Vollfinger-Variante und Halbfinger-Variante, bei der die vorderen ein bis zwei Fingerglieder frei bleiben. Während geschlossene Finger ein Optimum an Schutz und Wärme bieten, sind die Handschuhe mit den offenen Fingern besser für ein ständiges Tragen im Alltag geeignet, da mit ihnen die normale Tastfunktion erhalten bleibt, ohne dass man ständig die Handschuhe an- und ausziehen muss.

Rollstuhlhandschuhe gibt es z. B. von folgenden Anbietern:

  • RehaDesign stellt eine Reihe von Handschuhen her, die sich mit verschiedenen Verschlussarten schließen lassen. Es gibt die gängige Voll- und Teilfingervariante, aber auch die patentierte Version Strap N Roll Wheelchair Gloves für Menschen mit eingeschränkter Hand- und Fingermobilität (Tetrahandschuh). Der Handschuh lässt sich fast vollständig auffalten, sodass die Hand nur hineingelegt werden und mit den Klettstreifen geschlossen werden muss. Eine weitere Variante, der Flexi-Fit, funktioniert wie der Strap N Roll Handschuh, nur das hier Fixierungen für die Finger gegeben sind, was einen sichereren Sitz gewährleistet.Alle Handschuhe von RehaDesign gibt es in verschiedenen Größen.
rehadesigngloves
  • Chiba ist ein Handschuhhersteller aus Süddeutschland, dessen Produkte ebenfalls die komplette Palette von Vollfinger und Teilfinger bis fingerlosen Tetrahandschuhe abdecken. Chiba Handschuhe sind aus hochwertigen, langlebigen Materialien wie Leder und Clarino (waschbares Kunstleder aus Japan). Polsterungen auf der Innenhand, verarbeitet im z. B. beim BioXCell Handschuh, verhindert das Einschlafen der Hände und dämpft Erschütterungen. Die Handschuhe von Chiba sind bis zu 30 Grad waschbar.

Beziehen kann man Rollstuhlhandschuhe entweder direkt beim Hersteller, über Rehafachhändler online oder in Sanitätsfachgeschäften. Man sollte sie vor Erwerb allerdings immer anprobieren, denn der best-konzipierte Handschuh nützt nichts, wenn er nicht richtig passt. Eine Beratung im Fachhandel ist auf jeden Fall sinnvoll.

Kosten und Kostenübernahme

Zu haben sind Rollstuhlhandschuhe ab einem Preis von ca. 7 Euro, es gibt sie aber auch in teuer bis zu ca. 50 Euro. Welche Preisklasse man wählt, hängt von den Ansprüchen ab, die man an den Handschuh stellt.

Da es sich bei Rollstuhlhandschuhen um Gebrauchsgegenstände handelt, werden sie von den Kostenträgern meist nicht bezahlt.

Weitere Informationen

Eine andere Art von Rollstuhlhandschuh wird im Beitrag Hilfsmittel bei eingeschränkter Handfunktion vorgestellt. Die Produkte ActiveHands und Gripeeze werden wie Handschuhe getragen, verfügen aber über eine zusätzliche Manschette, mit der man die Hand an dem Gegenstand fixieren kann, den man benutzt. Sie sind für Menschen mit eingeschränkter Handfunktion und reduzierter Armkraft geeignet.


Dieser Text wurde mit größter Sorgfalt recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Die genannten Produkte stellen keine Empfehlung der Redaktion dar und wurden, falls nicht anders vermerkt, nicht von der Redaktion getestet. Der Beitrag ersetzt in keinem Fall eine Beratung oder fachliche Prüfung des Einzelfalls durch Fachpersonen.