Gipfelstürmer mit inkompletter Querschnittlähmung
Als erster Mensch mit inkompletter Querschnittlähmung erreichte Michael Teuber den Gipfel des Vulkans Chimborazo, mit 6.268 Metern über dem Meerespiegel die höchste Erhebung in Ecuador.
Der 49-Jährige fünffache Paralympicssieger im Radsport empfand es als gelebte Inklusion, zusammen mit Sportlern ohne Handicap nach knapp 1000 Höhenmetern schließlich auf dem Gipfel zu stehen. Die Herausforderung sei riesig gewesen. „Im Radsport bin ich sonst Einzelkämpfer, mir war allerdings vorher klar, dass ich den Gipfel wegen der großen Schwierigkeiten und Gefahren nur im Team schaffen kann. Doch je schwieriger die Aufgabe, desto größer ist die Zufriedenheit, wenn man es trotzdem packt.“
Gemeinsam mit einer Gruppe der Bergsteigerschule des Deutschen Alpenvereins, dem DAV Summit Club, und unter Führung des südamerikanischen Bergsteigers Marco Cruz wagte Teuber nach einigen Tagen Training und Akklimatisierung in der Höhe die Besteigung der höchsten Erhebung in den ecuadorianischen Anden.
„Ein sehr emotionales Erlebnis“
Die Kälte an den gelähmten Füßen sei das größte Problem gewesen, sagte Teuber, der nach einem Autounfall vor 30 Jahren von der Hüfte ab L2/3 inkomplett gelähmt ist. Bei Temperaturen von rund -15 Grad bezwang die Gruppe die eisigen und steilen Gletscherhänge zwischen Mitternacht und Morgengrauen; vier Mitglieder mussten vor Erreichen des Ziels abbrechen. Auf die große Erleichterung am Gipfel folgte der ebenfalls nicht ungefährliche Abstieg. Insgesamt waren die Bergsteiger fast 14 Stunden unterwegs und bewegten sich auf teils 45 Grad steilen Gletscherhängen. „Das war die härteste und gefährlichste Tour meines Lebens, ein sehr emotionales Erlebnis. Umso glücklicher bin ich über diesen Gipfelerfolg“, freute sich Michael Teuber.
Zeit zum Verschnaufen bleibt ihm kaum. Stattdessen will sich der Radprofi im Trainingslager auf Gran Canaria mit dem Rennrad fit für die Weltcup-Saison ab Mai machen. Der Höhepunkt des Jahres sind die Weltmeisterschaften in Südafrika ab Ende August. „Bis dahin bin ich hoffentlich konkurrenzfähig und möchte wieder angreifen.“ Die Paralympischen Spiele in Tokio 2020 hat er ebenfalls fest im Visier.
Weitere Informationen in der (externer Link) Pressemitteilung des Deutschen Behindertensportverbandes
Michael Teuber, Jahrgang 1968, bekam nach seinem Unfall im August 1987 die Prognose, von nun an auf den Rollstuhl angewiesen zu sein. Da er jedoch eine minimale Restfunktion im rechten Oberschenkel gespürt habe, habe er nicht aufgeben wollen, berichtet er auf seiner Hompage. Nach zwei Jahren konnte er weitgehend auf den Rollstuhl verzichten und sich mit Krücken und Gehapparaten fortbewegen.
Auch heute noch benutzt Michael Teuber sogenannte Pereneos-Schienen, die sein Fußgelenk stabilisieren. 1989 begann er mit dem Radsport und konnte etwa 2/3 der ursprünglichen Muskeln in den Oberschenkel wieder auftrainieren. Das Radfahren sei für ihn letztlich einfacher als das Gehen, sagt er. 1998 wurde Teuber erstmals für die paralympischen Weltmeisterschaften nominiert, wo er bis 2016 fünf Goldmedaillen gewann.
Neben dem Radsport stellt sich Michael Teuber auch immer wieder besonderen Herausforderungen im Bergsteigen. In Vorträgen, Diskussionen und Talkrunden berichtet der Paracyclist von seinen Erfolgen bei den Paralympics. 2016 erschien seine Autobiografie „Aus eigener Kraft“ (mit Thilo Komma-Pöllath). Mehr Informationen über den Ausnahme-Sportler auf (externer Link) www.michael-teuber.de.