Gelesen: Wirbelsturm

Die Diagnose Querschnittlähmung ist für Betroffene ein Schock, der verarbeitet werden muss. „Wirbelsturm“ von Roland Burkart erzählt die Geschichte des Tetraplegikers Piedro – in Comicform.

Aus dem Inhalt

„Wirbelsturm“ erzählt eine Geschichte, die schon oft geschrieben wurde, deswegen aber nicht weniger tragisch ist: Piedro wacht nach einem Badeunfall im Krankenhaus auf. Er hat sich die Wirbelsäule gebrochen; die Diagnose lautet Tetraplegie. Der junge Mann wird weder Arme noch Beine gebrauchen können, und es beginnt für ihn ein völlig neues Leben. Der Leser begleitet Piedro bei der Rehabilitation, der Gewöhnung an den neuen Körper, der neuen Art der Bewegung. Er erlebt welche Konsequenzen die Querschnittlähmung für Piedros Körper hat, wie er sich anpasst, wie Familie und Freunden reagieren und dass es oftmals die nicht rollstuhlgerechte Umwelt ist, die für einen gehbehinderten Menschen eines der größten Probleme hinsichtlich seiner Selbständigkeit darstellt.

Der titelgebende Wirbelsturm sind eigentlich Wirbelstürme, die „Gewissheit für immer gelähmt zu bleiben, eine bedrohliche Mischung aus Angst und Ohnmacht, begann sich kontinuierlich aufzutürmen und brach auch mir heraus. Immer und immer wieder. Bis ich mich damit abgefunden hatte. Ein langer Prozess.“

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.

Comics sind eine Kunstform, die Kenner seit Jahrzehnten schätzen und die in den letzten Jahren auch ein breiteres Publikum auf sich aufmerksam gemacht haben. Sie erzählen Geschichten nicht mit wenigen Worten und vor allem mit Bildern, die es dem Leser ermöglichen auf eine andere Art in die Welt des Autoren einzutauchen, eine Art, die eine andere Stimmung erzeugt als Worte und andere Gefühle beschreiben und auslösen kann.

Dies schafft auch Autor und Illustrator Roland Burkart, der in „Wirbelsturm“ (teilweise) seine eigenen Erlebnisse beschreibt. Und zwar sehr eindrücklich.

Die Gruppe, die um den Rollstuhlfahrer herumsteht und die Menschen, denen er nicht auf Augenhöhe begegnen kann, werden zu Bäumen. Die Wipfel in unerreichbarer Höhe. Unfähig (oder unwillig) Piedro so weit dort unten wahrzunehmen und in ihr Gespräch zu integrieren. Piedro ebenso unfähig auf sich Aufmerksam zu machen, als hätte er es mit wirklichen Bäumen zu tun. Der bereits erwähnte Wirbelsturm. Die Halluzinationen, die er während der Akutphase im Krankenhaus erlebt. Sie alle haben Autoren, die sich eine traumatische Querschnittlähmung zugezogen hatten, bereits vor ihm beschrieben. In vielen Worten, die dem Erlebten doch niemals gerecht werden können. Burkart wählt das Medium des Comics, um seine Geschichte zu erzählen und gewährt dem Leser dadurch Einblicke, die für Nichtbetroffene völlig neue Welten eröffnet und in denen sich Selbstbetroffene wortlos wiederfinden.

Wirbelsturm im Video

Zum Making-of gibt es den schönen, 8-minütigen Film auf Schweizerdeutsch von Mauro Schweizer, WIRBELSTURM. Mit Klick auf das CC-Symbol im Video können deutsche oder englische Untertitel hinzugefügt werden.

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Das Buch

  • Wirbelsturm
    • Von: Roland Burkart
    • Seiten: 114
    • ISBN: 978-3-03731-169-1
    • Preis: 19,00 Euro (Stand: Feb. 2022)

Über den Autor

Roland Burkart, Jahrgang 1981, ist freischaffender Illustrator und lebt mit seiner Frau Alexandra in Luzern. Der gelernte Maler wurde durch einen Arbeitsunfall zum Tetraplegiker. Nach seiner Rehabilitation studierte er an der Hochschule Luzern Illustration. Seit dem Unfall zeichnet er mit der linken Hand und arbeitet u. a. für Paraplegie, die Zeitschrift der Schweizer Paraplegiker-Stiftung.

Mehr über Roland Burkart: www.rolandburkart.ch

Für eine weitere zeichnerische Umsetzung der Thematik Querschnittlähmung siehe: Wheelchair Man – M. Sayeds Superheld im Rollstuhl