Fallstudie: Neue Behandlung von Schulterschmerzen bei Rollstuhlfahrern mit Querschnittlähmung
Im Rahmen eine Pilotstudie hat ein US-amerikanisches Forscherteam die erfolgreiche langfristige Linderung von chronischen refraktären Schulterschmerzen bei Rollstuhlfahrern mit Querschnittlähmung untersucht, die durch eine einzige Injektion von autogenem mikrofragmentiertem Fettgewebe in das betroffene Schultergelenk erreicht wird.

Das Problem mit der Schulter bei Querschnittlähmung
Chronische Schulterschmerzen (siehe: Schulterproblematik bei Querschnittlähmung und Rollstuhlfahrer haben drastisch erhöhtes Risiko für Schulterverletzungen) sind eine häufige Ursache für den Funktionsverlust bei Rollstuhlfahrern, die bei der Mobilität und Alltagsaktivitäten auf ihre oberen Gliedmaßen angewiesen sind. Wenn die Schmerzen trotz konservativem Management anhalten, können die derzeit verfügbaren Optionen zum Einsatz kommen, die allerdings auch erhebliche Nachteile haben können. Kortikosteroid-Injektionen bieten nur vorübergehende Linderung und chirurgische Eingriffe erfordern oft längere Erholungszeiten und haben oft keine zufriedenstellenden Ergebnisse, die die Belastung durch die Behinderung noch zusätzlich erhöhen können.
Die Methode
Der Studienteilnehmer, ein 54-jähriger Mann mit einer chronischen kompletten Querschnittlähmung mit Lähmungshöhe TH10, hatte jahrelang chronische Schulterschmerzen, die auf eine konservative Behandlung nicht ansprachen. Er erhielt einschließlich wiederholter Kortikosteroid-Injektionen, die nur eine kurzfristige Schmerzlinderung von drei Monaten ermöglichten. Ultraschall- und MRT-Untersuchungen der Schulter zeigten einen Rotatorenmanschettenriss und degenerative Veränderungen des Akromioklavikulargelenk (Schultereckgelenk).
Das Eigenfett des Teilnehmers wurde mit dem Lipogems®-System gewonnen und verarbeitet, um eine Probe von autogenem, mikrofragmentiertem Fettgewebe zu erhalten, das unter Ultraschallführung in das Schultergelenk injiziert wurde. Er erlebte eine Schmerzlinderung und konnte die Aktivitäten des täglichen Lebens wieder besser ausführen. Nach zwölfmonatiger Nachbeobachtung blieb er schmerzfrei und auch die funktionellen Verbesserungen blieben erhalten. Das MRT zeigte eine 50%ige Heilung des Rotatorenmanschettenrisses.
Bevor sie als Alternative zur Operation bei chronischen Schulterschmerzen zugelassen werden kann, erfordert die Methode von autogenem mikrofragmentiertem Fettgewebe weitere Untersuchungen. Eine Pilotstudie mit zehn Teilnehmern, die 2021 vorgelegt wurde, kommt zu ebenfalls positiven Ergebnissen, sodass es weitere Studien mit einer größeren Teilnehmerzahl geben wird. Siehe hierzu: Fettgewebsinjektion hilft Rollstuhlfahrern mit Schulterschmerzen .
Die Autoren
Der englischsprachige Artikel „Autologous micro-fragmented adipose tissue as a treatment for chronic shoulder pain in a wheelchair using individual with spinal cord injury: a case report“ (doi: 10.1038/s41394-019-0186-8) wurde am 13. Mai 2019 vor Drucklegung durch Spinal Cord Series and Cases veröffentlicht. Dies ist der erste berichtete Einsatz dieser Intervention bei Schulterschmerzen bei Querschnittlähmung, die sich nicht durch konservative Mittel, wie Physiotherapie und/oder Medikamente, verbessert haben.
Die Autoren sind Chris Cherian, MD, von der Rutgers New Jersey Medical School, Gerard Malanga, MD, vom New Jersey Regenerative Institute und Kessler Institute for Rehabilitation, Trevor Dyson-Hudson, MD, und Nathan Hogaboom, PhD, von der Kessler Foundation, und Michael A. Pollack, MD, von Montclair Radiology.
Über die Kessler Foundation
Die gemeinnützigen Kessler Foundation ist weltweit führend in der Rehabilitationsforschung, zur Verbesserung der Kognition, Mobilität und langfristigem Outcome von Menschen mit neurologischen Behinderungen aufgrund von Krankheiten und Verletzungen des Gehirns und des Rückenmarks. Zudem finanziert die Kessler Foundation Programme, die die Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen erweitern.
Siehe auch: Alternative Methoden zur Behandlung von Gelenkschmerzen
Der-Querschnitt.de betreibt keine Forschung und entwickelt keine Produkte/Prototypen. Wer an der beschriebenen Methode oder den vorgestellten Prototypen Interesse hat, wendet sich bitte an die im Text genannten Einrichtungen.