„Scuttler“: Offroad-Rollstuhl für gemütliche Touren durch die Natur
Ein kleiner gemütlicher Krabbler für die entspannte Tour durch die Natur: Das soll der „Scuttler“ werden. Der Prototyp des Offroad-Rollstuhls kurvt für Testfahrten bereits durch die Fränkische Schweiz. Im nächsten Jahr will Konstrukteur Martin Ebner mit der Version Scuttler 2.0 eine Kleinserie starten. Derzeit sucht er dafür einen Geschäftspartner.

Im Gegensatz zu anderen kettengetriebenen Offroad-Rollstühlen soll/will der Scuttler keine Rennsemmel sein. Er wurde konstruiert, um „smooth durch die Gegend zu gleiten“, so beschreibt es Konstrukteur Ebner. Anvisiert ist eine maximale Geschwindigkeit von 5 bis 6 km/h – gepflegte Schrittgeschwindigkeit also. Dafür kann sich die Reichweite sehen lassen: „Unser Endziel ist ein Radius von 40 Kilometern“, sagt der gelernte Luft- und Raumfahrtelektroniker. „Damit kann man schon eine richtig schöne Tour fahren.“
Genau das hat Thorsten, der seit einem Motorradunfall querschnittgelähmt ist, bei einer Probefahrt gemacht: Im Sommer war er ein Wochenende lang mit dem Scuttler unterwegs und „hat Orte erreichte, von denen er sich gar nicht vorstellen konnte, dass er da jemals wieder hinkommt“, erzählt Ebner. Einige Impressionen einer Probefahrt zeigt eines der Videos von Ebner:
Thorsten war durch einen Bericht in der Lokalzeitung auf den Scuttler aufmerksam geworden, seither berät er Ebner, wie man den Scuttler für die Bedürfnisse von querschnittgelähmten Menschen – z. B. mit geschickten Transfermöglichkeiten – optimieren kann. Zurzeit arbeitet Ebner an einer elektrischen Einstiegshilfe (linear ausfahrbare und höhenverstellbare Sitzbefestigung), die als Sonderausstattung zur Verfügung stehen soll.
Eigentlich ist der Scuttler nicht als Rollstuhl gedacht, sondern als multifunktional einsetzbares Gefährt für schwieriges Gelände. Ebner könnte sich vorstellen, dass Forstwirte und Winzer ihn nutzen oder Rettungsmannschaften, wenn sie Verletzte von schwer erreichbaren Stellen abtransportieren müssen. Eine weitere Idee: Das Gefährt könnte von Tourismuszentralen für Wanderer bereitgestellt werden, die keine steilen Anstiege mehr bewältigen können.
Individuelle Konfiguration soll möglich sein
Er könnte aber auch zum Offroad-Rollstuhl für Menschen mit Querschnittlähmung werden: „Ich habe mir das durchkalkuliert: Ungefähr 10 Prozent der tatsächlichen Kosten müsste ich für derartige Umbauten aufwenden“. Kosten soll der Scuttler später einmal um die 15 000 Euro plus MwST. Je nachdem, was der Käufer will. Denn das Gefährt kann auch wie ein Bausatz bestellt und selbst aufgebaut werden und sich ganz individuell konfigurieren lassen.
Geringes Gewicht: Auch wenn der Scuttler sehr massiv wirkt mit seinen Panzerketten – die zukünftige Aluminiumkonstruktion wird nur 150 kg auf die Waage bringen. Damit passt er auch auf kleinere Anhänger, könnte u. U. sogar in einem Kastenwagen oder Van transportiert werden.
Antrieb: Der Scuttler wird von zwei 1400-W-Motoren (6:1-Getriebe) und einer 5 kWh Li-Ion-Batterie angetrieben.
Steuerung per Fernbedienung: Kann der Fahrer z. B. aufgrund einer stark eingeschränkten Funktionalität der Hände den Scuttler nicht per Joystick selbst lenken, kann seine Begleitperson das per Fernbedienung übernehmen. Die Fernbedienung hat eine Reichweite von ca. 30 Metern – aus Gründen der Sicherheit und Kommunikation sollte man diese Marke jedoch nicht ausreizen, sagt der Erfinder. Wie das Gefährt sich mit Fernbedienung bewegen lässt, zeigt ab ca. Minute 2:20 Ebners Video „Erste Testfahrt“:
Ebner hat seinen Scuttler zudem mit einigen Sicherheitsgadgets ausgestattet:
Sicherheit 1: Als größte Sicherheitsmaßnahme sieht Ebner „den tiefen Schwerpunkt des Scuttlers“ – und die Sorgfalt und realistische Umgebungseinschätzung des Fahrers. Hinzu kommt ein Not-Stopp-System: Werden Neigung oder Kippwinkel zu groß, gibt der Scuttler akustische und optische Warnsignal und leitet gegebenenfalls einen Notfallstopp ein, um ein Umkippen zu verhindern. Gestartet werden kann er erst wieder, wenn ihn der Fahrer – oder sein Begleiter – aktiv freischaltet.
Sicherheit 2: Aufgrund der geringen Geschwindigkeit muss der Scuttler, so Ebner, „nur wie ein Fahrad mit Lichtern und Reflektoren“ ausgestattet werden. Eine TÜV-Zulassung brauche das Gefährt nicht, „was ich sonst noch für Siegel brauche, kläre ich gerade.“
Die Entwicklung des Prototyps hat Ebner aus eigener Tasche finanziert, für die Realisierung des verbesserten Nachfolgemodells „SCUTTLER 2.0“, der laut Ebner auch eine Serienreife garantiert, sucht der Konstrukteur einen Investor, besser noch einen Geschäftspartner, „dem es ebenso wie mir primär um glückliche Menschen geht, die sich wieder selbstbestimmt Natur erfahren und erleben wollen. Dazu soll ihnen der Scuttler verhelfen!“
Weiterführende Informationen zum Prototyp und der Entstehungsgeschichte des Scuttlers auf (externer Link): http://scuttler.eco-warrior.de/.