Ratgeber zum Thema schulische Inklusion: „Eltern die Angst nehmen“

Das Kind ist behindert. Nun steht der erste Schultag an, oder es gibt Probleme im Schulalltag. Was tun? Wäre eine Schulbegleitung hilfreich? Wer ist zuständig? Wer finanziert die Inklusions-Hilfe? Wie und bei wen kann ich sie beantragen? Inklusions-Fachfrau Sabrina Bertsch hat dazu einen Ratgeber veröffentlicht.

Ein Ratgeber, adressiert vor allem an Eltern und Inklusionshelfer.

Bertsch ist ausgebildete Inklusionscoachin und arbeitet als Abteilungsleiterin für Inklusion und Heilerziehungspflege bei der Mannheimer Vereinigung für Hauspflege und Familienhilfe e.V. In ihrem Berufsalltag ist sie immer wieder konfrontiert mit Fragen und Unsicherheiten von Eltern, Lehrern aus Regelschulen, Sonderpädagogen, Entscheidern und Erziehern, wenn es um die bestmögliche Inklusion eines Kindes mit Behinderung im Schulalltag geht.

Fragen aus der Praxis aufgegriffen

Die 40-Jährige sammelte diese Fragen und beantwortet sie in dem sehr praxisnahen Ratgeber „Inklusion auf Augenhöhe. Ratgeber für alle Beteiligten“. Im Fokus steht die Inklusion aller Kinder mit einer Beeinträchtigung oder Behinderung. Auch die speziellen Bedürfnisse von Kindern mit rein körperlichen Beeinträchtigungen und Unterstützungsmöglichkeiten werden thematisiert.

„Ich habe diesen Leitfaden insbesondere für Eltern und Inklusionshelfer zusammengestellt, in der Hoffnung allen die Inklusion ein Stück weit näher bringen zu können. Gleichzeitig möchte ich Eltern die Angst vor den Antragswegen nehmen und die Gesetze aufzeigen, auf die man sich berufen kann“, beschreibt Bertsch ihre Motivation.

Ihr Ratgeber richtet sich an alle, die in irgendeiner Form zur Inklusion eines Kindes beitragen können. Das Ziel, so die Eigenbeschreibung: Menschen, die Kinder „im Kindergarten- und Schulalltags, im häuslichen Umfeld oder bei Freizeitaktivitäten begleiten, eine praktische Hilfestellung an die Hand zu geben“ und „auch allen anderen an Inklusion Beteiligten die tägliche Arbeit oder auch Entscheidungen zu erleichtern.“ Die konkreten Beispiele und Muster-Formulare orientieren sich an Bertschs Wirkungskreis Mannheim. Dennoch dürfte der Ratgeber auf alle Bundesländer übertragbar sein.

Thema: Inklusionshelfer/Schulbegleiter

Großen Raum in der Broschüre nimmt das Thema „Inklusionshelfer/Schulbegleiter“ ein. Bertsch schildert deren Aufgaben, Pflichten und auch die Grenzen ihrer Tätigkeit – und liefert auch eine Mustervereinbarung und Regeln für angehende Inklusionshelfer mit.

Eltern erfahren, wo und auf welcher gesetzlichen Grundlage sie eine Inklusionshilfe beantragen können und welche Unterlagen sie dafür benötigen.

  • Stellungnahme der Schule,
  • Stellungnahme der Eltern, in der sie die von ihrem Kind benötigte Unterstützung beschreiben,
  • Ärztliches Gutachten, in dem ggfs. der Bedarf an Unterstützung in der Schule angesprochen wird.

Zudem informiert sie über mögliche Kosten- und Leistungserbringer – und auch darüber, wie Mehrstunden – zum Beispiel wegen eines Schulfests oder eines Landschulheimaufenthalts – beantragt werden.

In weiteren Kapiteln schildert Bertsch die in Deutschland etablierten acht Förderschwerpunkte, nach denen der sonderpädagogische Förderbedarf definiert wird. Zum Förderschwerpunkt „körperliche und motorische Entwicklung“ stellt die Autorin fest: „Eine inklusive Betrachtung macht gerade in diesem Schwerpunkt besonders deutlich, dass die Behinderung nicht durch die körperlichen Besonderheiten entsteht, sondern durch die Barrieren der Umwelt, die eine gleichberechtigte Teilhabe nicht erlauben.“

Informationen z.B. über dem „Verfahrensverlauf zur Feststellung des Anspruchs auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot“, ein Abriss über die wichtigsten für dieses Themenfeld relevanten Gesetze und Verordnungen sowie ein Glossar mit Fachbegriffen runden den Inhalt der über 100 Seiten dicken Broschüre ab.

„Inklusion auf Augenhöhe. Ratgeber für alle Beteiligten“, 2. Auflage, 2020, kann über (externer Link) www.inklusions-ratgeber.de bestellt werden. Preis: 9.95 EUR plus Versand.