Positive Ergebnisse bei klinischer Langzeitbeobachtung von Querschnitt-Patienten mit Rückenmarksimplantat
Chinesische Wissenschaftler haben die Sicherheit und Wirksamkeit einer Transplantations-Methode mit dem sog. NeuroRegen Scaffold zur Behandlung von Rückenmarksverletzungen am Menschen untersucht. Die Ergebnisse geben Grund zur Hoffnung.

Das NeuroRegen Scaffold ist ein neuentwickeltes, linear angeordnetes Kollagengerüst, das das Potential hat, das Axonenwachstum entlang seiner Fasern zu lenken und eine „Brücke“ für die Nervenregeneration des Rückenmarks zu bilden. In Tiermodellen (an Ratten, Hunden und Affen) hatte das Implantat bereits Erfolge gezeigt: Sekundärschäden waren weniger stark ausgeprägt, d. h. es bildeten sich weniger zystische Hohlräume und an der Verletzungsstelle lagerten sich weniger regenerationshemmenden Molekülen ab, was die Wiederherstellung u. a. motorischer Funktionen förderte. Seit 2015 wurde das System an Menschen getestet.
Die Studie und ihre Ergebnisse
In früheren Studien (in Tiermodellen) hatte bereits nachgewiesen werden können, dass die Transplantation des Scaffolds in Kombination mit Stammzellen die Regeneration unterstützte. Auf dieser Grundlage begann im Januar 2015 die erste klinische Studie für die Behandlung von Patienten mit kompletter Querschnittlähmung. Dabei wurden Kollagengerüste, die mit patienteneigenen Zellen aus dem Knochenmark oder Stammzellen aus der menschlichen Nabelschnur versehen waren, transplantiert.
Die Entwicklung von fünfzehn Patienten mit akuter kompletter SCI und 51 Patienten mit chronischer kompletter SCI wurde über 2-5 Jahre nachverfolgt. Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse im Zusammenhang mit der Behandlung beobachtet.
Bei den Patienten mit akuter Querschnittlähmung kam es bei fünf Patienten zu einer Erweiterung ihrer sensorischen Fähigkeiten und sechs Patienten erlangten Sensibilität im Darm oder in der Blase zurück. Darüber hinaus erlangten vier Patienten die Gehfähigkeit zurück, begleitet von einer Wiederherstellung der neuronalen Signalwege.
Unter den 51 Langzeitpatienten kam es bei 16 zu einer Verbesserung der Sensibilität und 30 Patienten erlebten eine verbesserte reflexive Empfindung bei der Stuhlausscheidung und/oder vermehrtes Schwitzen der Haut unterhalb der Läsionshöhe. Fast die Hälfte der Patienten mit chronischer Querschnittlähmung im Halswirbelbereich entwickelte u. a. eine verstärkte Motorik der Finger.
Eine weitere Analyse ergab, dass die Wiederherstellung der sensorischen Funktion mit dem Alter des Patienten zum Zeitpunkt des Eingriffs zusammenhängt, d. h., dass jüngere Patienten nach der Operation mit größerer Wahrscheinlichkeit Sensibilität zurückerlangen.
Ausblicke
Dies ist die erste groß angelegte Langzeitstudie zur Transplantation des NeuroRegen-Scaffold zur Behandlung von kompletter Querschnittlähmung. Die Ergebnisse zeigen, dass die Methode bei der Behandlung von Patienten mit akuter und chronischer kompletter Querschnittlähmung sicher und bis zu einem gewissen Grad wirksam ist. Weitere Studien sollen diese hoffnungsvollen Ergebnisse bestätigen. Wann und ob daraus allerdings eine Methode zur operativen Behandlung von Querschnittlähmung weltweit wird, ist unklar.
Die Ergebnisse wurden in Science China Life Sciences veröffentlicht.
Weitere Forschungsansätze, die sich mit der Verwendung von Transplantaten beschäftigt, sind hier nachzulesen:
- Mini-Scaffold zur Behandlung von Rückenmarksverletzungen
- Das Rückenmark reparieren mit Spargel
- Gehfähigkeit mit Gehirn- und Rückenmarksimplantaten wiederhergestellt
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- Neurotechnologie zur Behandlung von Querschnittlähmungen
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