Mikroglia fördern die Heilung des Rückenmarks

In einer erstmals durchgeführten Studie haben Forscher des Wexner Medical Center und des College of Medicine der Ohio State University gezeigt, dass Mikroglia (Zellen in Gehirn und Rückenmark) die Heilung nach einer Rückenmarksverletzung bei Mäusen durch spezifische Gene, Signalwege und zelluläre Interaktionen fördern.

Mikroglia-Zellen haben im Ruhezustand verästelte Fortsätze und bilden ein Verteidigungsnetz. Bei Verletzungen oder Infektionen im Gehirn verlassen sie ihren Verbund. Sobald sie auf die Krankheitserreger oder -strukturen treffen, geben sie Zellgifte, wie Sauerstoffradikale, Cytokine (Botenstoffe des Immunsystems) und Enzyme (Proteasen), ab, um sie zu zerstören. Ihre Rolle bei traumatischen Rückenmarksverletzungen ist jedoch noch nicht ausreichend geklärt, so der Erstautor Phillip Popovich, Professor und Vorsitzender der Abteilung für Neurowissenschaften an der Ohio State University und geschäftsführender Direktor des Belford Center for Spinal Cord Research.

 „Wir haben herausgefunden, dass Mikroglia körpereigene Reparaturprozesse fördern, die zur spontanen Heilung von Rückenmarksverletzungen beitragen. Durch die Sequenzierung der RNA (Ribonukleinsäuren, die eine maßgebliche Rolle bei der Neubildung von Proteinen in Zellen spielen) des gesamten Rückenmarksgewebes und einzelner Zellen im Rückenmark entdeckten wir neue Gene und Signalwege, die von den Mikroglia kontrolliert werden und die Genesung unterstützen“, sagte Popovich.

„Unsere Ergebnisse sind wichtig, weil sie spezifische, von Mikroglia abhängige Reparaturprozesse aufzeigen, die für die Heilung des verletzten oder erkrankten zentralen Nervensystems genutzt werden könnten“, sagte Erstautorin Faith Brennan, Neurowissenschaftlerin an der Ohio State University.

Die Rolle der Mikroglia

Mikroglia sind ein Immunzelltyp der vermehrt bei traumatischen Rückenmarksverletzungen beobachtet wird. Das Verständnis um die Rolle der Mikroglia war jedoch jahrzehntelang dadurch beeinflusst, da sie nur schwer von anderen Immunzellen zu unterscheiden sind, insbesondere von den aus Monozyten stammenden Makrophagen, die sich in großer Zahl im verletzten Rückenmark ansammeln.

„Glücklicherweise stehen jetzt neue pharmakologische Mittel zur Verfügung, mit denen wir Aktivitäten der Mikroglia im normalen und im verletzten und im erkrankten Nervensystem untersuchen können“, sagte Brennan und fügt hinzu, dass ihre Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass Mikroglia-abhängige Reparaturprozesse bei der Behandlung von akuter Querschnittlähmung erfolgreich eingesetzt werden könne. Wann und ob dies der Falls ein wird, ist derzeit noch unklar.

Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht: Microglia coordinate cellular interactions during spinal cord repair in mice | Nature Communications


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