Leben mit Querschnittlähmung: Der Wannenlift im Wohnzimmer

Mindestens einmal in der Woche hatte Ralf Ullrich ein Problem: Nach der Bodengymnastik im heimischen Wohnzimmer oder nach einem Sturz konnte der Schultergeplagte sich nur unter Schmerzen und mit großem Kraftaufwand zurück in den Rollstuhl hieven. Nun hat der querschnittgelähmte 58-Jährige eine einfache Lösung gefunden: Im Wohnzimmer steht ein Wannenlifter – und mit dem funktioniert der Transfer vom Boden in den Rollstuhl einwandfrei.

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Ullrichs Idee entstand aus einer Notlage heraus: „Ich falle ab und zu aus dem Rollstuhl – und dann komme ich nicht mehr selbstständig rein, weil ich Probleme mit der Schulter habe. Dann habe ich lange überlegt, was ich tun soll, wie ich das wiederhinbekomme. Und dann habe ich mir überlegt, einen Badewannenlift anzuschaffen. Das war die beste Idee!“

Eine Idee, die sich nun schon seit etlichen Monaten im Alltag bewährt. Ullrich: „Wenn ich jetzt irgendwo in der Wohnung mal falle, dann rutsche ich auf dem Boden zum Badewannenlift … transferiere mich mit dem Teil hoch … und sitze wieder im Rollstuhl. Oder zum Beispiel auf der Couch.“

Ganz regelmäßig nutzt er diese Lift-/Transfer-Methode einmal die Woche: Bei seiner Krankengymnastik im heimischen Wohnzimmer. In diesem Fall ist der Aufenthalt auf dem Boden geplant und Rollstuhl und Wannenlifter stehen in Griffweite parat. Dank Saugnäpfen steht der Lifter fest, ohne dass Schrauben oder eine andere Fixierung den Boden beschädigen. Bei Bedarf kann das Gerät so auch ohne größeren Aufwand an einer anderen Stelle der Wohnung aufgebaut und genutzt werden.

Nach einem Sturz sieht die Sache anders aus: „Da muss ich den Rollstuhl natürlich hinterherziehen. Wenn ich zum Beispiel in der Küche aus dem Rollstuhl falle, dann habe ich acht oder zehn Meter bis zum Wohnzimmer, dann bewege ich mich halt auf dem Boden rutschend bis zum Lift und zieh den Stuhl neben oder hinter mir her.“ Anstrengend, aber ein deutlicher Gewinn an Selbstständigkeit: „Seit ich den Wannenlifter im Wohnzimmer habe, kann ich mich ohne eine Hilfe umsetzen, komme dadurch wieder selbstständig in den Rollstuhl und kann mich weiterbewegen.“

Vorsicht, bitte!

Ralf Ullrich nutzt den Lift im Wohnzimmer seit etwa drei Jahren und kommt gut damit zurecht. Meist steht der Lift frei im Raum. Manchmal hat er ihn aber auch parallel zum Sofa platziert: „Dann hat der Lift eine Stütze und steht noch sicherer.“

Solange die Sitzfläche noch in Bodennähe ist, steht der Lift dank seiner Saugfüße fest wie angeschraubt – der Transfer in den Lift stelle überhaupt kein Problem dar. Oben angekommen – also auf der Höhe, in der Ullrich vom Lift auf die Couch oder in den Rollstuhl transferieren will, kann er eventuell in leichtes Schwingen oder Kippeln kommen. „Für mich ist das kein Problem, ich weiß, mit welcher Kraft und mit welchem Schwung ich am besten übersetze“, sagt Ullrich.

Bei Menschen, die – z.B. aufgrund ihres hohen Körpergewichts – mit viel Kraft und viel Schwung übersetzen, besteht dagegen die Gefahr, dass der Lift stärker ins Schwingen gerät. Um ein Umkippen zu verhindern, sollte der Transfer bei hochgefahrenem Lift also auf jeden Fall sehr behutsam durchgeführt werden und/oder der Lift zur Sicherheit so platziert werden, dass er abgestützt ist, z.B. an einer Wand oder ans Sofa gelehnt. Wer sich überlegt, die Lösung für zu Hause aufzugreifen, sollte ohne zunächst in einem Sanitätshaus o.ä. ausprobieren, ob der Lift für ihn die richtige und handelbare Lösung darstellt.

Finanzierung

Ullrich hat sich seinen Lifter privat finanziert – ob der jeweils zuständige Kostenträger die Finanzierung übernimmt, sollten Interessente daher auf jeden Fall vor einem potenziellen Kauf klären.

Über weitere Hilfsmittel für den Transfer vom Boden zurück in den Rollstuhl informiert der Beitrag Vom Boden in den Rollstuhl – Mit und ohne Hilfsmittel, über Transfertechniken im Allgemeinen die Beiträge Kinästhetische Grundlagen anwenden: Der Transfer, Transfertechniken bei Para- und Tetraplegie sowie Schulterproblematik bei Querschnittlähmung.


Die Beiträge, die in der Kategorie „Erfahrungen“ veröffentlicht werden, schildern ganz persönliche Strategien, Tipps und Erlebnisse von Menschen mit Querschnittlähmung. Sie stellen keine Empfehlung der Redaktion dar und spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider. Wer auch gerne auf unserem Informationsportal Erfahrungen teilen möchte, wendet sich bitte an die Redaktion. Siehe: Ihre Erfahrungen helfen anderen.