Fachbegriff: Upper Motor Neuron Lesion (UMNL, Läsion des oberen Motoneurons)

Obere Motoneurone (engl. upper motor neuron, UMN) liegen im motorischen Zentrum der Großhirnrinde liegen, ihre Axone laufen im Rückenmark nach unten. Dort werden sie auf die unteren Motoneurone umgeschaltet. Eine Schädigung des ersten Motoneurons oder dessen Axons führt zu einer spastischen Lähmung, die als Upper Motor Neuron Lesion (UMNL) bezeichnet wird. Die Rückenmarksschädigung liegt  oberhalb des Conus medullaris mit intaktem sakralem Reflexzentrum, das u.a. für die Steuerung der Darm- und Blasenfunktion zuständig ist.

Reflexe in diesem Bereich, etwa der Analreflex oder das reflexgesteuerte Zusammenziehen der Blase, sind weiterhin vorhanden, können aber wegen der Schädigung von Nerven oberhalb des Conus medullaris vom Gehirn nicht ungestört wahrgenommen, verarbeitet und gesteuert werden. Dadurch kommt es zu einem reflexiven Darm mit Stuhltransportstörung und Entleerungsstörung. Die reflexive Blase zieht sich unkontrolliert zusammen, was zu spontanen Ausscheidungen von Urin führt. Die Meldung, dass Blase oder Darm voll sind, gelangt zwar noch zum Rückenmark, aber das Gehirn kann keinen Einfluss mehr auf die Funktionen ausüben. Stattdessen wird die Meldung im Rückenmark als Reflex umgesetzt.

Siehe auch Fachbegriffe Motoneuron sowie Lower Motor Neuron Lesion (LMNL, Läsion des unteren Motoneurons)