Aktion Mensch-Umfrage: Mehrheit der Menschen mit Behinderung wurde in den letzten Jahren diskriminiert

Sechs von zehn Menschen mit Behinderung wurden in den letzten fünf Jahren in unterschiedlichen Alltagssituationen diskriminiert – am häufigsten im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz oder im Gesundheitssystem. Für mehr als ein Viertel von ihnen ist Diskriminierung sogar ein ständiges Problem.

Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommt eine aktuelle bundesweite Online-Umfrage, die die Sozialorganisation Aktion Mensch heute veröffentlicht hat.

Sechs von zehn Menschen mit Behinderung wurden in den letzten fünf Jahren in unterschiedlichen Alltagssituationen diskriminiert – am häufigsten im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz oder im Gesundheitssystem. Für mehr als ein Viertel von ihnen ist Diskriminierung sogar ein ständiges Problem. Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommt eine aktuelle bundesweite Online-Umfrage, die die Sozialorganisation Aktion Mensch heute veröffentlicht hat.

Die Befragungsergebnisse zeigen weitreichende Folgen für die Betroffenen auf: Knapp die Hälfte aller, die in den letzten Jahren mit Diskriminierung konfrontiert waren, hat im Anschluss ähnliche Situationen vermieden, um einer erneuten Benachteiligung zu entgehen. 27 Prozent der Befragten haben als Konsequenz zudem nur noch Orte aufgesucht, an denen sie nicht diskriminiert werden. Auch das Selbstbewusstsein und der Selbstwert leiden unter der Herabwürdigung: Über ein Drittel gibt an, nach ihrer Diskriminierungserfahrung gedacht zu haben, nicht gut genug zu sein und jeweils fast ein Viertel zog sich sozial zurück oder gab sich selbst die Schuld – ein Beweis für die tiefgreifenden psychologischen Auswirkungen, die Diskriminierung haben kann.

Diskriminierung über alle Lebensbereiche hinweg

Am häufigsten haben die befragten Menschen mit Behinderung Diskriminierung demnach in der Öffentlichkeit (29 Prozent) erlebt, am Arbeitsplatz (24 Prozent) oder im Gesundheitssystem (23 Prozent). Ihre Erfahrungen – in durchweg allen Lebensbereichen negativer als die der Allgemeinbevölkerung – reichen von unfairer Behandlung und schlechteren Chancen über diskriminierende Sprache bis hin zu fehlender Barrierefreiheit, die ihnen eine gleichberechtigte Teilhabe im Alltag verwehren. Jede*r Zehnte verweist zudem auf negative Erfahrungen im Internet; meistgenannt hier: beleidigende oder herabwürdigende Nachrichten.

Gefühl der Ohnmacht und Informationsdefizit

Besonders erschreckend ist, dass 41 Prozent der Befragten nicht wissen, wie sie sich gegen Diskriminierung wehren können. Viele von ihnen wurden im Anschluss an ihre Ungleichbehandlung daher nicht tätig – zum einen, weil sie glauben, dass es nichts nützt, zum anderen aber auch aus Angst, noch mehr Probleme zu bekommen oder weil ihnen nicht klar ist, an wen sie sich wenden können.

Dazu passt, dass bereits bestehende unterstützende Maßnahmen nicht ausreichend bekannt sind. So kennt rund ein Drittel der Befragten weder das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz noch die Antidiskriminierungs- oder Ombudsstellen und etwa die Hälfte hat noch nie von Meldestellen gegen Diskriminierung gehört. Als Lösungsansätze erachtet die Mehrheit der befragten Menschen mit Behinderung Bildungsinitiativen gegen Diskriminierung (57 Prozent), den Abbau von Barrieren (52 Prozent) sowie härtere Strafen und eine bessere Anwendung von entsprechenden Gesetzen (50 Prozent).

Über die Aktion Mensch

Die Aktion Mensch ist die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland. Seit ihrer Gründung im Jahr 1964 hat sie mehr als fünf Milliarden Euro an soziale Projekte weitergegeben. Ziel der Aktion Mensch ist, die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung, Kindern und Jugendlichen zu verbessern und das selbstverständliche Miteinander in der Gesellschaft zu fördern.