Blasrohrschießen: Ein Sport auch für Menschen mit Querschnittlähmung
Das Blasrohrschießen ist eine Jagdmethode aus Südamerika und anderen äquatorialen Ländern, bei der ein kleiner Pfeil aus einem Rohr gepustet wird. Als Sport eignet sich das Blasrohrschießen auch für Menschen mit (hoher) Querschnittlähmung, da sie bei sehr geringer körperlicher Anstrengung Präzision, Ausdauer und Körpergefühl schult.

Helmut Gensler aus Coburg war über 30 Jahre lang Lehrer an einer Schule für Menschen mit Körperbehinderung und ist Übungsleiter im Behindertensport, u. a. als Trainer für Kampfsport.
Vor ca. 15 Jahren suchten Gensler und sein Team einen Sport, der allen Menschen offenstehen sollte. Fündig wurden sie bei einem Kurs zum Blasrohrschießen in Kitzingen.
„Beim Blasrohrschießen spielt eine etwaige Behinderung überhaupt keine Rolle“, so Gensler. Der Sport ist für Menschen mit motorischen Einschränkungen geeignet; selbst Tetraplegiker können ihn ausüben. Wer aufgrund der eingeschränkten Lungenkapazität meint, nicht den notwendigen gleichmäßigen Atemstoß erreichen zu können, dem sagt Gensler: „Wer eine Kerze auspusten kann, kann auch Blasrohrschießen.“
Zudem kann die Ausübung des Sports an die körperlichen Voraussetzungen des Einzelnen angepasst werden. „Es gibt zwei Atemtechniken, mit denen man schießt. Man kann Druck in Lunge und Brustkorb aufbauen oder die Spannung im Mundraum aufbauen und mit angespannten Lippen schießen. Etwas so ähnlich wie beim Spielen eines Blasinstruments. Für Menschen, die auch das nicht können, kann man das Blasrohr mit einem Magnetsystem ausrüsten – da ist dann nur ein ganz leichter Luftstrom nötig (siehe Infobox unten). Und dann ist es natürlich so, dass Menschen mit niedrigem Lungenvolumen auch einfach kürzere Rohre verwenden und kürzere Distanzen schießen können. Statt zehn Meter (wie die Profis) schießen wir aus fünf, zwei oder drei Metern Abstand auf das Ziel.“

Blasrohrschießen: Ein Sport für alle
Beim Blasrohrschießen soll die Startmöglichkeit für alle so weit wie möglich gewährleistet sein. Das gilt auch für körperlich schwerstbeeinträchtigte Schützen. Zur Individualisierung gibt es: individuell einstellbare Stative und Stativköpfe und angepasste Blasrohre (Länge und Mundstück, Schwerpunktanpassungen) sowie Magnethalterung zum besseren Aufbau des Luftdrucks. Standleiter zur Gewährung des Gleichgewichts im Stehen sind ebenfalls möglich.
Vorteile des Blasrohrschießens
Das Blasrohrschießen bietet viele Vorteile. Der finanzielle Aufwand ist überschaubar und das Equipment lässt sich leicht auf individuelle Bedürfnisse anpassen. Zudem sind Lernerfolge sehr schnell sichtbar, was ein Erfolgsgefühl vermittelt, und Selbstbeherrschung und der vollständig inklusive Wettkampf fördern das Selbstwertgefühl. Gensler findet den Sport auch gut geeignet für ein gemeinsames Training mit Kindern oder Enkeln. „Solche Sportarten gibt es selten.“
Angebote für Menschen mit Querschnittlähmung
Ein flächendeckendes Angebot gibt es für das Blasrohrschießen speziell für Menschen mit Querschnittlähmung derzeit nicht. Genslers Gruppe trainiert im bayrischen Coburg – dort sind Menschen, die mal reinschnuppern möchten, stets willkommen. Wer nicht nach Oberfranken reisen möchte, kann sich, so Gensler, an den Blasrohr Sportverband Deutschland – Startseite (bsvd.de) wenden. Dort können Ortsgruppen genannt werden, die der Einzelne dann selbst ob ihrer Eignung für Rollstuhlfahrer anfragen kann.
Einrichtungen wie Reha-Kliniken oder Sportverbände können Gensler für Schnupperangebote anfragen. Gerne unterweist er potenzielle Schützen und Trainer in der Kunst des Blasrohrschießens. Einzige Voraussetzung: Ein abtrennbarer Raum, der gewährleistet, dass die Verletzungsgefahr minimiert werden kann. Kontakt: gensler-coburg (@) freenet.de
Ausrüstung und Anpassungsmöglichkeiten
- Blasrohr
Normale Länge 1,20 bis 1,40 Meter -> Fünf Meter Abstand zum Ziel
Sonder-Länge 60 bis 80 Zentimeter -> zwei oder drei Meter Abstand zum Ziel
Blasrohrdurchmesser: 10 Millimeter - Zielerfassung
Die Scheiben sind auf DIN A4 gedruckt; ein zusätzlicher Spotscheinwerfer kann Kontraste verbessern, Ein farbiges Kreuz durch die Scheibenmitte verbessert die räumliche Orientierung. Rohrfixierung Rollstuhlfahrer sitzen mit dem Rücken an der Lehne, Die Hand am Mundstück kann mit einem Kissen unter den Ellbogen unterstützt werden. - Rohrfixierung
Rollstuhlfahrer sitzen mit dem Rücken an der Lehne, Die Hand am Mundstück kann mit einem Kissen unter den Ellbogen unterstützt werden. Bei Gleichgewichtsproblemen oder bei Einschränkung der Motorik kann eine Halteleiter benutzt werden. Dieser ermöglicht einen festeren Stand und damit ein Schießen ohne weitere Hilfestellung.
Das vordere Ende des Blasrohrs kann auch durch ein Stativ gestützt werden. Die Auflage ist je nach Notwendigkeit locker oder fest in Schaumstoff fixiert. - Magnetsperre
Falls kein „explosiver“ Luftstoß erfolgen kann, so hilft ein Magnet kurz nach dem Mundstück. Er hält den Pfeil so lange zurück, bis ein erwünschter Druck aufgebaut ist und der Schuss erfolgt hier immer mit dem gleichen Druck.