Leben mit Querschnittlähmung: Mit Crowdfunding das Nötigste oder Herzenswunsch finanzieren

Zahlreiche Menschen mit Querschnittlähmung oder ihre Angehörigen setzen auf Crowdfunding. Häufig versuchen sie, sich mit der Schwarmfinanzierung via Internet einen Herzenswunsch zu erfüllen – oder schlichtweg ihre Lebenssituation in Form neuer Hilfsmittel zu verbessern. Auch Start-ups nutzen die Prinzipien des Crowdfundings, wenn sie zum Beispiel ein neues Hilfsmittel auf den Markt bringen wollen.

Manche Bedürfnisse und Wünsche lassen sich mit eigenen Mitteln nicht finanzieren

Inzwischen gibt es viele Varianten des Crowdfunding, viele davon arbeiten – gerade im business-Bereich – nach dem „Alles-oder-nichts“-Prinzip: Ist bis zum festgelegten Datum die benötigte Summe nicht erreicht, ist die Kampagne beendet, alle bisher eingesammelten Spenden werden an die Unterstützer zurückgezahlt.

Spenden-Kampagnen für Einzelpersonen

Anders sieht es bei Spenden-Plattformen für Einzelpersonen oder Familien in (finanziellen) Notlagen aus. Als größte Plattform dieser Art gilt derzeit (externer Link) gofundme.com. Auf derartigen Plattformen kann häufig ein Spendenaufruf platziert werden, der zeitlich unbegrenzt läuft. Zugleich hat der Empfänger der Spenden jederzeit Zugriff auf das Geld – was gerade bei der Finanzierung teurer Therapien oder Hilfsmittel Sinn macht.

Unterstützung für Anschaffung von Hilfsmitteln

Wer im Internet die Suchbegriffe „Crowdfunding Querschnittlähmung“ eingibt, findet einige Treffer. Meist sind es Spendenaufrufe, die die direkte Unterstützung eines konkreten querschnittgelähmten Menschen zum Ziel haben. Dank Internet erreichen solche Spendenaufrufe mitunter weitaus mehr Menschen als der Aushang beim Bäcker. Einige Beispiele:

Mit Crowdfunding den Lebenstraum finanzieren

Manche Menschen nutzen die digitale Form des Spendensammelns auch, um sich einen Lebenstraum zu verwirklichen. So wie der querschnittgelähmte Manuel Niederberger, der im Frühjahr 2013 „free on wheels“ quer durch Nordamerika reiste und seine Tour per Internet-Blog dokumentierte. Das Projekt finanzierte er durch Crowdfunding auf der Plattform www.startnext.de, die nach dem Alles-oder-nicht-Prinzip arbeitet. Dort hatte er 7.000 Euro als Mindestsumme festgelegt, 7.331 Euro kamen zusammen – er konnte seine Koffer packen und seinen Traum leben (wer die Reise nachlesen will, kann dies auf Manuels Blog tun: „FreeOnWheels – Mit dem Rollstuhl durch die USA“.

Oder eine Spendenaktion (externer Link, Spendenaktion von Joel Sieber: Mudmaster Rollstuhlprojekt für Festivals) für einen schlammgängigen, festival-tauglichen Rollstuhl, initiiert von einem Freund für seinen Kumpel Fabian: „Im Sommer 2025 erzählte er mir bei einem Bier sein Problem im Schlamm festzustecken. Er hat somit Mühe seine grenzlosen Freiheit voll auszuschöpfen. Sein größter Wunsch ist es, sich unabhängig im Festivalgelände zu bewegen“.

In selteneren Fällen werden (oder wurden) für konkrete Projekte Gelder gesammelt. So suchte zum Beispiel die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung Unterstützer, die die Anschaffung von Leih-Sportrollstühlen mitfinanzieren sollten/wollten. Die Aktion wurde mit Erfolg abgeschlossen (siehe Beitrag Crowdfunding-Projekt: Sportrollstühle zum Mieten und Ausprobieren – Der-Querschnitt.de).  In einem anderen Fall sammelte eine lokale Bank Geld für Wechseldruckmatratzen für querschnittgelähmte Menschen (siehe externer Link:  Lokalhelden.ch – Crowdfunding Plattform von Raiffeisen Schweiz).

Mit Crowdfunding zur Marktreife

Anders als bei Spendenkampagnen geht es bei dieser Spielart des Crowdfundings um die Vorabfinanzierung von neuen Produkten. Menschen mit Querschnittlähmung, die auf der Suche nach neuen Hilfsmitteln sind, dürfte diese Art der Schwarmfinanzierung öfter begegnen: Jemand hat eine gute Idee für ein Hilfsmittel, zum Beispiel einen Outdoor-Rollstuhl, fertigt vielleicht sogar einen Prototypen an – und dann macht er sich auf die Suche nach Investoren, um seine Erfindung auf dem Markt zu bringen.

Die Geldgeber können klassische Investoren sein, die gute Geldanlagen suchen – oder die künftigen Besitzer des Hilfsmittels: Wenn genug Kaufinteressenten in Vorkasse gehen, kann das Hilfsmittel hergestellt werden.

Unterschiedliche Plattformen für unterschiedliche Bedürfnisse

In Deutschland sind mehrere Crowdfunding-Plattformen mit unterschiedlichen Schwerpunkten aktiv (Links jeweils extern). „Kickstarter“ zum Beispiel ermöglicht die Finanzierung kreativer Projekte. „Indiegogo“ deckt eine breite Palette an Projekten ab, inklusive sozialer Initiativen und Start-ups. „Startnext“ unterstützt vor allem kreative Projekte und Unternehmensgründungen. „Seedmatch“ und „Companisto“ legen ihren Fokus auf die Finanzierung von Start-ups. „Funding Circle“ ist eine Plattform für kleine und mittelständische Unternehmen, die Kredite suchen. „EcoCrowd“ fokussiert auf nachhaltige Projekte und auf „Visionbakery“ können lokale und innovative Projekte Unterstützer finden. Auf der bereits oben erwähnten Plattform gofundme.com können vor allem Spendenaktionen initiiert werden.

Da jeder Anbieter eine eigene Gebührenstruktur und spezielle Zielgruppen hat, ist es ratsam, sich im Vorfeld gut zu informieren und die Plattform zu wählen, die am besten zum eigenen Projekt oder den eigenen Wünschen passt.


Dieser Text wurde mit größter Sorgfalt recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Unter keinen Umständen ersetzt er jedoch eine rechtliche oder fachliche Prüfung des Einzelfalls durch eine juristische Fachperson oder Menschen mit Qualifikationen in den entsprechenden Fachbereichen, z.B. Steuerrecht, Verwaltung.

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Ob und in welchem Umfang private Krankenkassen die Kosten für Hilfsmittel, Therapien o.ä. übernehmen, ist individuell in der jeweiligen Police geregelt. Allgemeingültige Aussagen können daher nicht getroffen werden.