Therapieansatz mit Elektrostimulation zur Verbesserung von Funktionen von Armen und Händen
Die eingeschränkte Funktion der oberen Extremitäten kann eine große Belastung für Menschen mit Tetraplegie sein. Ein neuer, nicht invasiver Ansatz – eine Kombination aus Physiotherapie und Elektrostimulation des Rückenmarks – könnte helfen.

In einer Studie mit 60 Teilnehmern mit inkompletter chronischer Tetraplegie und eingeschränkter Hand- und Armfunktion, erlangten 43 Personen Funktionen in diesen Bereichen zurück. Eingesetzt wurde neuartiges Gerät, das das Rückenmark über Elektroden stimuliert, die auf der Haut angebracht sind. Bei eingeschaltetem Gerät führten die Studienteilnehmer verschiedene Übungen durch, um ihre Arm-/ Handkraft und Geschicklichkeit zu trainieren. Etwa 72 % der Teilnehmer profitierten von der Therapie langfristig. Neben der verbesserten Handfunktion stellten die Studienteilnehmer auch Verbesserungen bei Sensibilität, Spastik und Schlaf fest.
Die Studie
60 Teilnehmer mit einer inkompletten Rückenmarkverletzung im Halswirbelbereich, nahmen an der Studie teil. Ihnen wurden Elektroden auf der Haut neben der Halswirbelsäule aufgeklebt, die mit einem Gerät verbunden waren, das elektronische Impulse sendete, während die Teilnehmer physiotherapeutische Übungen zur Verbesserung der Mobilität durchführen. Die Nervenbahnen, die nicht von der Verletzung beeinflusst sind, sollen so dazu angeregt werden. Fast zwei Drittel der Teilnehmer stellten eine Verbesserung von Funktionen fest.
Ein Patient berichtete, wie die Behandlung ihm ein größeres Gefühl der Unabhängigkeit vermittelte: „Allein die Tatsache, dass ich in der Lage bin, einen Stift zu halten oder eine Schere zu benutzen und feinmotorische Aktivitäten mit meiner rechten Hand auszuführen, hat mich ermutigt, mehr selbst zu tun. Anstatt Freunde und Familie zu bitten, mir beim Öffnen des Pakets zu helfen, versuche ich, es selbst zu tun.“
Elektrostimulation: Potenzielle Therapie
Als Rehabilitationstherapie kann die Methode, die Wiederherstellung der Arm- und Handfunktionen bei Patienten mit chronischer Tetraplegie verbessern. Die in Krankenhäusern und Kliniken in Nordamerika und Europa getestete Technologie stimuliert das Rückenmark nicht-invasiv über Elektrodenpflaster auf der Haut, um die funktionelle Wiederherstellung der Armbewegung nach einer Rückenmarksverletzung zu unterstützen.
Theoretisch könnte die Methode – weil für die Elektrostimulation kein Implantat eingesetzt werden muss – auch während der Erst-Reha direkte nach Eintritt der Verletzung eingesetzt werden, so die Verantwortlichen. In der vorliegenden Studie lag bei allen Teilnehmern das Datum der Rückenmarksverletzung aber mindesten zwölf Monate zurück. Ein wichtiger Aspekt, da ein Wiedererlangen von Funktionen unter gängigen Therapiebedingungen bei Langzeitbetroffenen meist nicht mehr eintritt.
Wie geht es weiter?
Bei allem Grund zum Optimismus ist anzumerken, dass es keine Kontrollgruppe gab und es sich nicht um eine randomisierte Studie handelt, so dass weitere Studien erforderlich sind, um die Wirksamkeit dieses therapeutischen Ansatzes zu bestätigen und diejenigen Patienten zu identifizieren, die am meisten von der Behandlung profitieren könnten.
Wann und ob die Methode für alle Menschen mit Querschnittlähmung angewendet werden kann, ist derzeit noch unklar. Die Bemühungen der Verantwortlichen konzentrieren sich derzeit darauf, die behördlichen Genehmigungen zu erhalten, um die Verfügbarkeit dieser vielversprechenden Therapie zu erweitern.
Zur Publikation in der Fachzeitschrift Nature geht es hier: Non-invasive spinal cord electrical stimulation for arm and hand function in chronic tetraplegia: a safety and efficacy trial | Nature Medicine
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