Vagusnervstimulation führt zu verbesserter Arm- und Handfunktion bei Tetraplegie

In einer klinischen Studie aus dem Jahr 2025 haben US-amerikanische Forscher eine erhöhte Verbesserung bei der Rehabilitation bei Querschnittlähmung nachgewiesen. Untersucht wurde die Wirkung einer Stimulation des Vagusnervs.

In der Studie, die am 21. Mai in der Fachzeitschrift Nature Closed-loop vagus nerve stimulation aids recovery from spinal cord injury | Nature externer Link) veröffentlicht wurde, erhielten Personen mit inkompletter Rückenmarksverletzungen eine sichere Kombination aus der Stimulation eines Nervs im Halswirbelbereich und einer fortschreitenden, individuell angepassten Rehabilitation. Dieser Ansatz, der als Vagusnervstimulation mit geschlossenem Regelkreis (CLV) bezeichnet wird, führte bei diesen Personen zu bedeutenden Verbesserungen der Arm- und Handfunktion.

Die Methode verwendet elektrische Impulse, die über ein winziges Implantat, das in den Nacken eingesetzt wird, an das Gehirn gesendet werden und zeitlich so abgestimmt sind, dass sie während der Rehabilitationsübungen auftreten. Frühere Studien haben gezeigt, dass die Stimulierung des Vagusnervs während der Physiotherapie die durch einen Schlaganfall geschädigten Hirnregionen neu verdrahten und zu einer besseren Genesung führen kann.

„Bei einem Schlaganfall kann sich die Situation von Menschen, die nur eine Therapie erhalten, verbessern. Eine zusätzliche Stimulation des Vagusnervs kann diese Verbesserung vervielfachen,“ sagte Dr. Michael Kilgard, Margaret Fonde Jonsson, Professor für Neurowissenschaften an der School of Behavioral and Brain Sciences. „Unsere neue Studie zeigt andere Ergebnisse, wenn eine Rückenmarksverletzung vorliegt: Eine alleinige Therapie bei Querschnittlähmung hat unseren Teilnehmern nicht geholfen. Die Therapie in Kombination mit der Stimulation allerdings schon! Es ist wirklich bahnbrechend, dass wir ein Wiedererlangen von Funktionen schaffen, wo es sonst keinen gäbe.“

Studie und Ergebnisse zur Vagusnervstimulation

An der Studie nahmen 19 Personen mit einer chronischen, inkompletten Querschnittlähmung im Halswirbelbereich teil. Jeder Teilnehmer absolvierte zwölf Wochen lang eine Therapie, bei der er einfache Videospiele spielte, um bestimmte Bewegungen der oberen Gliedmaßen auszulösen. Das Implantat wurde bei erfolgreich ausgelöster Bewegungen aktiviert, was zu einer deutlichen Verbesserung der Arm- und Handkraft führte.

Die Studie aus dem Jahr 2025 diente sowohl als klinische Phase-1– als auch als Phase-2-Studie und umfasste in der ersten Phase eine randomisierte Placebo-Kontrolle, bei der neun der 19 Teilnehmer, während der ersten 18 Therapiesitzungen eine Scheinstimulation statt einer aktiven Behandlung erhielten, während sie in den letzten 18 Sitzungen mit CLV behandelt wurden. Alle 19 Teilnehmer absolvierten an drei Tagen pro Woche insgesamt 36 Sitzungen.

Es nahmen Personen im Alter von 21 bis 65 Jahren Teil; der Eintritt der Querschnittlähmung lag zwischen einem und 45 Jahren zurück. Das Alter, der Zeitraum seit Eintritt der Querschnittlähmung und auch nicht der Schweregrad der Beeinträchtigung (einige Teilnehmer hatten eine vorhandene, wenn auch eingeschränkte Handfunktion) beeinflusste die Reaktion auf die Behandlung.

Implantat wird immer kleiner

Die neueste kabellose Version des Vagusnervstimulators ist etwa so groß wie ein Zehncentstück und damit ca. 50mal kleiner als die Version, die 2022 zur Verfügung stand. Das Implantat stellt kein Problem dar, wenn Patienten sich z. B. MRT-, CT- oder Ultraschalluntersuchung unterziehen müssen.

Eine Phase-3-Zulassungsstudie wird 70 Teilnehmer an mehreren US-amerikanischen Querschnittgelähmtenzentren umfassen. Wann und ob die Methode für jeden Betroffenen verfügbar sein wird, ist derzeit noch unklar.

Zur (englischsprachigen) Publikation im Fachmagazin Nature geht es hier: Closed-loop vagus nerve stimulation aids recovery from spinal cord injury | Nature ( externer Link)


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