Antriebssysteme und Nabenantriebe für manuelle Rollstühle
Menschen mit Querschnittlähmung können je nach Lähmungshöhe entweder im manuellen Rollstuhl oder im Elektrorollstuhl mobil sein. Was aber, wenn weder die eine noch die andere Lösung die ideale ist?

Wie sind Menschen mit Querschnittlähmung im Rollstuhl mobil?
Keine Querschnittlähmung wie die andere ist, und Menschen mit unterschiedlichen Lähmungshöhen stehen unterschiedliche Lösungen zur Verfügung, die ihre Mobilität gewährleisten.
Die Gehfähigkeit von Menschen mit einer Lähmungshöhe im Sakralwirbelbereich ist meist erhalten, auch wenn z. B. für sportliche Aktivitäten ein Rollstuhl hilfreich sein kann. Menschen mit einer Lähmungshöhe im Brustwirbel- und Lendenwirbelbereich sind im manuellen Rollstuhl mobil – und auch mit einer Lähmungshöhe von C6-C8 ist die Nutzung eines manuellen Rollstuhls möglich. Bei einer Lähmungshöhe von C5 und darüber sind die meisten Menschen in einem Elektrorollstuhl mobil, der über eine Hand-, Mund- oder Kinnsteuerung gelenkt wird (siehe auch: Der Einfluss der Lähmungshöhe).
Soweit die Situation bei Menschen mit motorisch kompletter Lähmung und keinen weiteren Einschränkungen. Bei Menschen mit höheren, aber inkompletten Lähmungen (siehe: Die inkomplette Querschnittlähmung) oder gesundheitlichen Eventualitäten, wie z.B. Schulterverletzungen, Gelenkbeschwerden, Fatigue oder schwindender Kraft aufgrund fortschreitenden Alterns, könnten die Anforderungen an den Rollstuhl aber anders aussehen.
Antriebssysteme und Nabenantriebe
Wer aus dem manuellen Rollstuhl nicht direkt in einen Elektrorollstuhl umsteigen will, dem stehen Zusatzantriebe zur Verfügung. Dies können Zuggeräte sein (siehe: Rollstuhl-Zuggeräte: Zusatz-PS für Tetra- und Paraplegiker), die eine Menge Power haben, in Innenräumen aber wenig praktisch und wendig sind, oder Rollstuhlantriebssysteme, die wie ein Heckantrieb funktionieren, sowie Radnabenantriebe, die direkt an den Rädern wirken und die Restkraft des Fahrers verstärken. Bei diesen beiden Systemen findet das Antreiben und das Lenken des Rollstuhls (anders als bei Zuggeräten) weiterhin über Greifreifen und Lenkrollen statt.
Ein Rollstuhlantriebssystem ist eine Motoreneinheit mit kleinem Zusatzrad, das zwischen den Rollstuhlreifen hinten am Rollstuhl angebracht wird. Das System kommuniziert über Bluetooth mit der Steuerung am Handgelenk oder Bein des Nutzers.
Ein Radnabenantrieb ist ein System mit Elektromotor, das in die Radnaben von manuellen Rollstühlen integriert wird. Durch die Kraftübertragung wird die Anschubbewegung des Rollstuhlnutzers verstärkt. Die Sensorübertragung erfasst dabei die Bewegung und Kraft, die der Nutzer auf die Räder ausübt, und leitet diese Informationen an den elektronischen Rollstuhlantrieb weiter, der Geschwindigkeit (und Richtung) entsprechend anpasst.
Schiebehilfe und Bremshilfen
Nicht für den Rollstuhlfahrer selbst, sondern für Begleit- und Pflegepersonen sind Rollstuhlschub bzw. Schiebe- und Bremshilfen gedacht. Sie vermindern den notwendigen Kraftaufwand beim Schieben bzw. Bremsen von Rollstühlen.
Die Vorteile von Zusatzantrieben
Für Menschen mit Querschnittlähmung, die den manuellen Rollstuhl nicht (mehr) eigenständig antreiben können, die Anschaffung eines großen, sperrigen Elektrorollstuhls aber scheuen, kann die Anschaffung eines Zusatzantriebs die Lösung sein. Sie sind leicht, klein und der Umgang mit ihnen ist in kurzer Zeit erlernbar. Bei geringem Krafteinsatz erleichtern sie die Fortbewegung erheblich und können damit den Aktionsradius des Rollstuhlfahrers erweitern; dabei helfen z. B. Modi für den Innen- und Außenbereich. Besonders hilfreich sind sie auf unebenem Gelände oder bei Steigungen.
Die meisten dieser Systeme können so programmiert werden, dass sie an die individuellen Bedürfnisse des Nutzers (z.B. gute Kraft und Belastbarkeit im linken Arm aber weniger im rechten) angepasst sind. Die verbleibende Muskelkraft und Beweglichkeit werden so weiter trainiert, während die Gefahr einer Überbelastung trotzdem verringert werden kann.
Die genannten Hilfsmittel gibt es von verschiedenen Herstellern siehe z. B. Rollstuhl-Zusatzantriebe (externer Link). Eine Beratung im Fachhandel kann helfen, die für den Einzelnen individuell passende Zusatzantriebe zu finden.
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