Einblicke: „Smarte Pflaster“ zur Versorgung bei Dekubitus

Druckstellen bzw. Dekubitus können ein großes Problem für Menschen mit Querschnittlähmung sein. Ein Hightech-Verband könnte in Zukunft für eine verbesserte Behandlung sorgen.

Dieses tragbare bioelektronische System könnte die Kontrolle und Behandlungen von chronischen Wunden verbessern, z. B. durch kontrollierte Freisetzung von Medikamenten und/oder elektrische Stimulation.

Ein Team von Forschern der Keck School of Medicine der USC und des California Institute of Technology (Caltech) beschäftigt sich mit der Entwicklung intelligenter Verbände, die automatisch die sich verändernden Bedingungen in einer Wunde erkennen und darauf reagieren können. Diese Hightech-„Pflaster“ würden kontinuierlich Daten über die Heilung und mögliche Komplikationen wie Infektionen oder abnorme Entzündungswerte liefern und könnten in Echtzeit Medikamente verabreichen oder andere Maßnahmen vornehmen.

Intelligente Verbände der nächsten Generation

Während akute Wunden einen typischen Prozess von Verletzung, Entzündung und Heilung durchlaufen, sind chronische Wunden komplexer und weniger vorhersehbar. Sie bergen ein höheres Infektionsrisiko, ihre Heilung kann länger dauern und kann zu Amputationen oder lebensbedrohlichen Komplikationen wie Sepsis führen.

Eine mögliche Abhilfe ist die vorliegende intelligente Verbandstechnologie, die den Heilungsprozess unterstützen und sogar daran teilnehmen kann. Statt einen passiven Verband auf die Wunde eines Patienten zu legen, könnten Kliniker bald eine drahtlose Technologie einsetzen, die Entzündungen, Infektionen oder Durchblutungsprobleme erkennt und dann Patienten und Gesundheitsdienstleister über Bluetooth warnt, während sie eine Behandlung in Echtzeit durchführt. Armstrong und sein Team haben die neue Technologie in Tiermodellen getestet, mit vielversprechenden Ergebnissen.

Intelligente Verbände werden aus einer Vielzahl modernster Materialien hergestellt, darunter bioelektronische Materialien, die die Heilung durch elektrische Stimulation von Gewebe und Zellen unterstützen können. Viele enthalten fortschrittliche Hydrogele, die weich und flexibel sind und in der Lage, Medikamente zu speichern und in Abhängigkeit von pH-Wert, Temperatur oder anderen Umgebungsfaktoren freizusetzen.

Intelligente Sensoren

Diese Verbände enthalten auch verschiedene Arten von Sensoren, die Veränderungen in der Mikroumgebung einer Wunde erkennen können. Elektrochemische Sensoren können das Vorhandensein von Proteinen, Antikörpern, Nährstoffen und Elektrolyten messen, während optische Sensoren Temperatur, pH-Wert und Sauerstoffgehalt überwachen können. Bildgebende Sensoren, einschließlich Fotografie, Ultraschall und Fluoreszenzbildgebung, können bakterielle Infektionen erkennen und die Tiefe und das Volumen einer Wunde messen, um den Heilungsfortschritt zu verfolgen.

In ihrem Überblick über die neuen Technologien weisen die Forscher auf mehrere Hürden hin, die überwunden werden müssen, bevor intelligente Verbände in der medizinischen Standardpraxis eingesetzt werden können. Z. B. würde die Integration von intelligenten Verbänden eine erhebliche Überarbeitung der derzeitigen Standards in diesem Bereich erfordern.

Wunden überwachen und versorgen

Sobald die Wunddaten von einem intelligenten Verband erfasst werden, können sie verarbeitet und analysiert werden. Studienautor David Armstrong vergleicht diesen neuen Ansatz mit der Erkennung eines hohen Cholesterinspiegels im Frühstadium einer Herzerkrankung, was eine frühzeitige Behandlung ermöglicht. Er sagt: „Eine reaktionsschnellere Wundversorgung kann nicht nur Leben retten, sondern auch die Lebensqualität vieler Patienten verbessern. Etwa die Hälfte der Menschen mit chronischen Wunden erfüllt die diagnostischen Kriterien für eine klinische Depression, und viele stehen täglich vor ernsthaften Herausforderungen in Bezug auf Mobilität, Schmerzen und Wundversorgung.“

Wann und ob diese Technologien im Praxisalltag zu Verfügung stehen werden, ist derzeit noch unklar.


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