Paris barrierefrei: Adressen und Tipps für Menschen im Rollstuhl
Ach, Paris. Die Seine. Der Eiffelturm. Die Museen … Paris ist zu jeder Jahreszeit auch mit Rollstuhl wunderschön und eine Reise wert. In den letzten Jahren hat sich in der französischen Hauptstadt zudem einiges in Sachen Barrierefreiheit getan, wenn auch noch mit einigen Schwachstellen, zum Beispiel dem Metro-Netz, das für Rollstuhlfahrer nahezu komplett ungeeignet ist.

Vorbereitung
Das Pariser Tourismus-Büro hat für Menschen mit Behinderung, die eine Reise nach Paris planen, die wichtigsten Informationen auf einer eigenen Webseite gebündelt: Aufenthalt in Paris mit einer Behinderung – Paris besichtigen mit einer Behinderung • Paris je t’aime – Tourismusbüro (parisjetaime.com). Schließlich warten in Paris und Umgebung viele reizvolle und barrierefreie (oder barrierearme) Ziele darauf, entdeckt zu werden:
Paris: Anreise im Rollstuhl
Von einigen großen Städten aus kann man mit dem Schnellzug TGV nach Paris fahren. Zwei Zeit-Beispiele:
- Stuttgart – Paris in 3:10 Stunden.
- Frankfurt – Paris in 3:40 Stunden.
Von anderen deutschen Städten, die der TGV auf seinen Strecken nicht passiert, kann auf den ICE ausgewichen werden. Häufig wird hier ein Umstieg in den TGV vorgeschlagen, damit wenigstens eine Teilstrecke über den Schnellzug erfolgt. Wie der ICE verfügt auch der TGV über einen Bereich für Rollstuhlfahrer in der Nähe eines behindertengerechten WCs. Endstation ist Paris Est.
Wer lieber nach Paris fliegen will, kommt an den Flughäfen Orly oder Roissy-Charles-de-Gaulle an. Von Orly aus geht es barrierefrei mit dem Bus in die Stadt. Den Flughafen Charles-de-Gaulle hingegen verbindet eine Art S-Bahn mit dem Zentrum, die für Rollstuhlfahrer nur mit Hilfe nutzbar ist.
Weiterführende Informationen auf (externer Link) Transport und Behinderung: Barrierefrei nach Paris reisen • Paris je t’aime – Tourismusbüro (parisjetaime.com).
Für Autofahrer interessant: Auf den Seiten des Tourismus-Büros findet sich auch eine Übersichtskarte mit rollstuhlgeeigneten Parkhäusern und Behindertenparkplätzen.
In Paris mit dem Rollstuhl unterwegs
Das öffentliche Verkehrsnetz in Paris und Umgebung ist nur teilweise für Menschen im Rollstuhl nutzbar. Immerhin: Als barrierefrei gelten das Bus- und Straßenbahnnetze, RER A und B und die Metro-Linie 14. Alle anderen Metrolinien sind schlichtweg nicht für Rollstuhlfahrer geeignet – die Anlagen sind über 100 Jahre alt.
Tsss: Mit einem deutschen Behindertenausweis werden keine Ermäßigungen für Bus- oder Metrotickets gewährt.
Alternativ bieten auch Taxiunternehmen Transfers für behinderte Menschen an (z. B. G7 Horizon und PMR).
Schön schlummern und essen
Die Stadt Paris vergibt ein Label mit dem Namen „Tourisme & Handicap à Paris“ an Unterkünfte, die auf Gäste mit Behinderungen eingestellt sind. Dabei ist die Zugänglichkeit mit dem Rollstuhl nur ein Kriterium. Das Label gilt auch, wenn auf Seh- oder Hörberhinderungen sowie auf kognitive Beeinträchtigungen Rücksicht genommen wurde. Daher sollten Rollstuhlfahrer darauf achten, ob das Label die Anpassung an bauliche Barrierefreiheit umfasst, z.B. so:

Auf der Website parisjetaime.com gibt es eine Auflistung mit Hotels und Unterkünften, die auch für Gäste im Rollstuhl geeignet sind – von „adapted Hotels“, „adapted Apart-hotels“ bis zu Bed-&Breakfast-Unterkünften.
Paris entdecken
Die Kennzeichnung Tourisme & Handicap à Paris ist nicht nur ein gutes Zeichen für Unterkünfte, sondern erstreckt sich auch auf Sehenswürdigkeiten. Wie bei den Hotels gilt, dass ein fehlendes Label nicht automatisch bedeutet, dass das Haus nicht an Besucher mit Handicap gedacht hat. Bei denen allerdings, die es tragen, kann davon ausgegangen werden, dass Barrierefreiheit ein Thema ist. Der Infopunkt Handicap/Disability (s.o.) informiert über die Bedingungen. Ggf. sollten sich Rollstuhlfahrer noch einmal explizit zu für sie wichtige Fragen erkundigen. Leider gibt es viele Informationen auf parisinfo.com bislang nur auf Französisch oder Englisch, nicht aber auf Deutsch.
Beliebte Sehenswürdigkeiten
Das Wahrzeichen
Der Eiffelturm ist das Wahrzeichen der Stadt, 324 m hoch, erbaut zur Weltausstellung 1889 in 2 Jahren, 2 Monaten und 5 Tagen. Mit dem Aufzug kommt man theoretisch bis auf die 3. Etage, allerdings ist diese aus Sicherheitsgründen für Rollstuhlfahrer gesperrt. Möglicherweise auch deshalb, weil der Aufzug, der auf Plattform 3 führt, deutlich kleiner ist als der zu Plattform 1 und 2. Wer auf der 1. oder 2. Etage aussteigt, findet dort nicht nur Geschäfte oder Gastronomie, sondern vor allem eine schon hier lohnende Aussicht über die Umgebung. Wie viele andere Sehenswürdigkeiten hat der Eiffelturm ermäßigte Preise für Besucher mit Behinderungen.
Museen
Der Louvre ist zu Unrecht vor allem für die Mona Lisa bekannt. Denn die ist nur ein Exponat von rund 35.000 auf einer Fläche von über 60.000 m²: Altertümer, islamische, ägyptische, afrikanische, asiatische und amerikanische Kunst, Skulpturen und Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken, Kunstgewerbe und mehr – der Louvre ist an einem Tag nicht zu schaffen. Rollstuhlfahrer zahlen für den Besuch der Dauerausstellung nichts und werden bevorzugt eingelassen („queue-jump“). Nicht alle Bereiche sind rollstuhlgerecht, das Museum präsentiert die nicht zugänglichen Objekte aber zumindest in einer Videotour und leitet per Übersichtskarte zu den Bereichen, die gut erreichbar sind. Rollstühle können auch ausgeliehen werden.
Le Centre Pompidou beherbergt moderne und zeitgenössische Kunst und stellt mit seinen bunten Röhren eine architektonische Ikone des 20. Jahrhunderts dar. Rollstuhlfahrern wird empfohlen, den Eingang über die Rue Saint Merri, Ecke Rue du Renard, zu nehmen. Auch hier gibt es Leihrollstühle. Für Menschen mit Schwerbehinderung und ihre Begleitperson ist der Eintritt frei.
Das Musée d’Orsay ist eigentlich ein alter Bahnhof und heute vor allem die Galerie der Impressionisten. Das Museum ist für Rollstuhlfahrer vollkommen barrierefrei. Ein bevorzugter Einlass erfolgt über Eingang C. Sonderpreise für Besucher mit Behinderungen sind nicht ausgewiesen.
Das Musée de l’Orangerie liegt mitten in Paris und beherbergt ebenfalls impressionistische Kunst. Neben der Sammlung Paul Guillaumes mit Werken von Cézanne, Matisse, Modigliani, Picasso, Renoir, Rousseau, Soutine und vielen anderen Künstlern sind hier die Seerosen-Bilder von Claude Monet zu sehen. Das Museum ist mit einem Aufzug ausgestattet und bietet bei Bedarf ebenfalls Rollstühle zum Verleih an. Über Sonderpreise für Menschen mit Behinderungen gibt es keine Angaben.
Landschaft, Gärten und Schlösser
Jardin des Tuileries: Der Barockgarten ist eine grüne Oase zwischen dem Louvre und der Place de la Concorde. An den beiden Wasserbecken lässt es sich wunderbar entspannen, der Eintritt ist für alle frei. Aber auch hier ist die Kunst gegenwärtig: Statuen von Maillol, Rodin und Giacometti buhlen mit der Schönheit der Gartengestaltung um die Gunst der Besucher.
Montmatre und Sacré-Coeur Auf den Hügel Montmatre führt eine behindertengerechte Seilbahn. Oben können Rollstuhlfahrer die Basilika Sacré-Coeur über einen speziellen Hintereingang mit einer Rampe und einem Aufzug besichtigen.
Versailles: Das Schloss des Sonnenkönigs eignet sich bestens für Personen mit eingeschränkter Mobilität. Der Eintritt ist für sie und ihre Begleitperson frei. Weitere Informationen auf der Webseite des Schlosses.
Entertainment
Disneyland Paris Dieser Freizeitpark bietet so viel Entertainment, dass er allemal eine separate Parisreise rechtfertigen würde. Für Besucher mit eingeschränkter Mobilität sind die Reglementierungen allerdings recht umfangreich, nähere Informationen zum Thema gibt das Unternehmen auf seiner Seite Besucher mit eingeschränkter Mobilität.
Einkaufen, Kino, Fitness
Die Stadt Paris hat auf ihrer Webseite neben der großen Anzahl berühmter Sehenswürdigkeiten auch Informationen zu sonstigen Vergnügungen zusammengestellt, u.a.:
Öffentliche und rollstuhlgerechte Toiletten
In Paris gibt es mehr als 400 öffentliche, ebenerdige Toiletten. Sie sind für Rollstuhlfahrer geeignet und grundsätzlich kostenlos. Auch schön: Sie bestehen auch recycelbarem Material und nutzen Regenwasser für die Spülung. Die Toilette reinigt sich selbst und zeigt durch ein grünes Licht an, wenn sie bereit für einen neuen Besucher ist. Der muss sein Geschäft innerhalb von 15 Minuten erledigen, denn dann geht die Tür automatisch wieder auf (wer schon früher fertig ist, darf auch per Knopfdruck um Auslass bitten). Diese Toiletten heißen Sanisettes.