Ludwig-Guttmann Preis geht nach Heidelberg
Im Rahmen der 38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegiologie (DMGP) wurde im Mai 2025 der Ludwig-Guttmann Preis für die Forschung an der Nogo-Antikörpertherapie verliehen (siehe: NISCI Studie – Hoffnung für Menschen mit Querschnittlähmung durch Nogo-A Antikörpertherapie).

Dieses Jahr wurden zwei hochrangig publizierte Arbeiten für den Ludwig-Guttmann Preis eingereicht. Dafür möchte ich mich im Namen der Gesellschaft bei den Bewerbern vielmals bedanken. Eine der beiden Arbeiten hat alle Mitglieder des Ludwig-Guttmann Preiskomitees auf der Autorenliste, so dass aufgrund deren Befangenheit dieses Jahr Dr. Axel Hempfing, Dr. Oswald Marcus, Jörg Eisenhuth und Ines Kurze als Ad-Hoc-Gutachter eingesprungen sind. Mir wurde von Rüdiger Rupp aufgetragen, dass ich mich bei allen Genannten im Namen der DMGP für deren schnelle und hochkompetente Rückmeldungen aufrichtig bedanken soll.
Das Gutachterkomitee ist zum einstimmigen Ergebnis gekommen, die in dem englischsprachigen Journal „Lancet Neurology“ im Jahr 2024 erstmalig Online erschienene Arbeit „Nogo Inhibition in Spinal Cord Injury Study Group. Safety and efficacy of intrathecal antibodies to Nogo-A in patients with acute cervical spinal cord injury: a randomised, double-blind, multicentre, placebo-controlled, phase 2b trial“ von einer Vielzahl von Autoren – 35 an der Zahl – beginnend mit Prof. Norbert Weidner als korrespondierender Autor und endet mit Prof. Armin Curt mit dem Ludwig-Guttmann Preis auszuzeichnen.
Herzlichen Glückwunsch an Prof. Norbert Weidner und Prof. Armin Curt

Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse dieser sogenannten NISCI-Studie, deren Ziel in der Evaluation der Effektivität einer intrathekalen Applikation eines neuroregenerationsfördernden rekombinanten Antikörper auf den Upper Extremity Motor Score bei Patienten mit akuter kompletter und inkompletter zervikaler Rückenmarksverletzung bestand, enttäuschend. Es konnte nämlich leider kein signifikanter Unterschied bei den 129 eingeschlossenen Patienten, die das Medikament oder Placebo erhalten haben, nachgewiesen werden. Auf den zweiten Blick allerdings, hat die Studie aber auch Bahnbrechendes beleistet:
Eine Subgruppenanalyse zeigt, dass es in der Gruppe der motorisch inkomplett Gelähmten durch die Gabe des Medikaments zu einer verbesserten neurologischen und funktionellen Erholung der Handfunktion kommt. Sollten sich diese Ergebnisse in Folgestudien bestätigen, dann gäbe es berechtigte Hoffnung, dass in Zukunft ein effektives Medikament zur Nervenregeneration zur Verfügung stehen könnte.
Neben diesen Hard Facts hat die Studie aber noch andere wichtige Erkenntnisse geliefert: Die NISCI-Studie ist die erste und größte, jemals ausschließlich an Querschnittgelähmten Zentren in Europa durchgeführte randomisierte kontrollierte Studie zur Prüfung der Effektivität eines Neuroregenerationsmedikaments. Sie ist daher ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass sich die langfristigen Investitionen in strukturierte Forschungsnetzwerke wie dem EMSCI-Netzwerk auszahlen und wir in Europa trotz hoher Gesetzesauflagen in der Lage sind, exzellente klinische Forschung zu betreiben.
Die Studie zeigt aber auch, dass es in der Forschung einen langen Atem braucht. Nachdem Prof. Martin Schwab 1988 erstmalig erfolgreich den Anti-NOGO Ansatz am Tier getestet hat, hat es mehr als 35 Jahre gedauert, bis mit der ausgezeichneten Studie erste Anhaltpunkte der klinischen Effektivität erbracht werden konnten.
Über den Ludwig-Guttmann Preis
Der Ludwig-Guttmann Preis der DMGP wird für eine hervorragende wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der klinischen Erforschung der Querschnittlähmung, ihrer Folgen und jeglicher Aspekte der umfassenden Rehabilitation von Menschen mit Querschnittlähmung verliehen. Er ist mit einem Preisgeld von 5.000 € einer der höchstdotierten personenbezogenen Preise im Bereich Querschnittlähmung verbunden.
Für weitere Informationen siehe: