Mitarbeiter mit Behinderung: Organisatorische Belastung oder Katalysator für Ideen?

Eine Studie aus dem Jahr 2025 beschäftigt sich mit der Frage, welche Vorteile Mitarbeiter mit (Körper-) Behinderung für Team und Arbeitgeber haben können. Die Antwort: Flexibilität und Kreativität werden gefördert.

Zwei Frauen sitzen in einem hellen Büro an einem Schreibtisch, eine davon im Rollstuhl. Sie zeigt der anderen Frau etwas auf einem Computerbildschirm.

Behinderung wird in der Regel negativ wahrgenommen, und Mitarbeiter mit einer Behinderung werden als Belastung angesehen, die Vorkehrungen erfordert. Die Studie Organizational Burden or Catalyst for Ideas? Disability as a Driver of Cognitive Flexibility and Creativity (dt.: Organisatorische Bürde oder Katalysator für Ideen? Behinderung als Motor für kognitive Flexibilität und Kreativität ) stellt diese Annahme infrage und untersucht, wie Behinderung die Kreativität am Arbeitsplatz positiv beeinflussen kann.

Die Studie verwendet einen multimethodischen Ansatz, einschließlich:

  1. Zeitverzögerte und objektive Daten von 7.037 Mitarbeitern in 425 Teams eines deutschen Automobilherstellers, die zeigen, dass Teams mit behinderten Kollegen mehr Ideen generieren, insbesondere wenn Perspektivenübernahme involviert ist.
  2. Untersuchungen mit 954 und 1.314 Mitarbeitern, die zeigen, dass das Vorhandensein eines Kollegen mit Behinderung zu mehr Ideen und höherer Ideenneuheit führt, vermittelt durch erhöhte kognitive Flexibilität.

Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass Mitarbeiter mit Behinderung folgende positive Auswirkungen auf die Teammitglieder haben können:

  1. Mehr Ideen: Teams mit behinderten Mitarbeitern generieren mehr Ideen. Dies zeigt, dass die Anwesenheit von Menschen mit Behinderungen die Kreativität im Team steigern kann.
  2. Perspektivenübernahme: Die Fähigkeit, die Perspektive anderer einzunehmen, spielt eine wichtige Rolle. Wenn Mitarbeiter die Perspektive ihrer behinderten Kollegen einnehmen, führt dies zu einer höheren Anzahl und Neuheit der Ideen.
  3. Kognitive Flexibilität: Die Anwesenheit von Kollegen mit Behinderungen erhöht die kognitive Flexibilität der Mitarbeiter. Diese erhöhte Flexibilität ist ein Schlüsselfaktor für die gesteigerte Kreativität.
  4. Experimente bestätigen Ergebnisse: Experimente mit verschiedenen Mitarbeitergruppen bestätigten, dass die Anwesenheit von behinderten Kollegen zu mehr und innovativeren Ideen führt.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Behinderung nicht nur eine organisatorische Herausforderung darstellt, sondern auch als Katalysator für Kreativität und Innovation wirken kann.

Mitarbeitern mit Behinderung: Einschränkungen der Studie

Die Heil- und integrative Pädagogin mit Schwerpunktsetzung auf Gender Studies und psychoanalytische Pädagogik, Katharina Müllebner beschreibt auf dem österreichischen Online-Magazin Bizeps.at die Einschränkungen der Studie (siehe: Studie: Mitarbeiter:innen mit Behinderungen führen zu neuen Denkweisen und mehr Kreativität in Unternehmen externer Link).

Die Ergebnisse bewertet sie als nicht allgemein übertragbar und kommt zu dem Schluss, dass weitere Forschungsarbeiten in anderen Branchen notwendig sind, die Faktoren wie z.B.  Behinderungsarten oder den kulturellen Kontext miteinbeziehen.

Die (englischsprachige) Studie ist hier Organizational Burden or Catalyst for Ideas? Disability as a Driver of Cognitive Flexibility and Creativity abrufbar.


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