Schwangerschaft bei Querschnittlähmung: Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel

Eine Querschnittlähmung beeinträchtigt die Fruchtbarkeit von Frauen und ihre Fähigkeit zur Empfängnis auf keine Weise (siehe: Schwangerschaft bei Querschnittlähmung). Einem Kinderwunsch steht also prinzipiell nichts im Wege – trotzdem gibt es einige Aspekte, die Frauen im Vorfeld der Schwangerschaft beachten müssen. Die Einnahme von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmittel ist einer davon.

Nimmt eine Schwangere Medikamente ein, können Wirkstoffe aus dem Blut der Frau in den noch unfertigen Organismus des Kindes gelangen und unter Umständen dessen Entwicklung beeinträchtigen. Arzneimittel können sich auch auf den Geburtsverlauf oder die Milchbildung auswirken. Deshalb sollte jede Frau vor oder spätestens zu Beginn ihrer Schwangerschaft die rezeptpflichtigen und frei verkäuflichen Medikamente (inkl. pflanzliche Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel) von einem Arzt auf eine mögliche fruchtschädigende Wirkung hin überprüfen lassen.  

Dies gilt für alle werdenden Mütter, in besonderem Maße aber für Frauen mit Querschnittlähmung, da fast alle Betroffenen Medikamente zur Behandlung oder Prophylaxe von Krankheitsbilder und/oder Beschwerden, die von der Querschnittlähmung bedingt werden oder mit ihr zu tun haben, einnehmen.

Medikamente in der Schwangerschaft mit Querschnittlähmung

Die Einnahme von Medikamenten sollte vor der Schwangerschaft überprüft werden, da viele gängige Medikamente das Risiko für den Fötus erhöhen können. Beispiele hierfür sind krampflösende Mittel, Relaxantien und Schmerzmittel sowie verschiedene entzündungshemmende Medikamente. Dies sollte jedoch in Absprache mit einem Arzt geschehen, der ein mögliches gegen den Bedarf der Frau an dem Medikament abwägen kann.

Die S2k-Leitlinie „Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett bei Frauen mit Querschnittlähmung“ betrachtet verschiedene Medikamente, die bei chronischer Querschnittlähmung häufig zum Einsatz kommen.

  • Antibiotika
  • Anticholinergika/Antimuskarinika
  • Botulinumtoxin
  • Antispastika
  • Schmerzmedikamente
  • Laxantien
  • Bronchodilatatoren/Sekretolytika

Auch die Verwendung von Implantaten betrachteten die Autoren im Bezug auf die Verwendung während einer Schwangerschaft.

  • Sakrale Neuromodulation (SNM)
  • Sakrale Vorderwurzelstimulation (SARS)
  • Artifizieller Sphinkter
  • Medikamentenpumpe
  • Ventrikuloperitonealer Shunt

Die Autoren sprechen zum Umgang Empfehlungen aus, die hier nachgelesen werden können: 179-002l_S2k_Wochenbett-Schwangerschaft-Geburt-Querschnittlaehmung_2018-10_1.pdf (awmf.org)

Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft mit Querschnittlähmung

Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt: „Unabhängig von der Folatzufuhr über die Ernährung wird Frauen, die schwanger werden wollen oder könnten, sowie Schwangeren im ersten Schwangerschaftsdrittel zur Prävention von Neuralrohrdefekten beim Kind empfohlen, jeden Tag ein Folsäurepräparat mit 0,4 Milligramm Folsäure einzunehmen.“

Die S2k-Leitlinie „Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett bei Frauen mit Querschnittlähmung“ schließt sich dieser Empfehlung an. Mit der Einnahme sollte laut den Autoren optimalerweise zwei bis drei Monate vor der Empfängnis begonnen werden. Auch spricht die Leitlinie eine besondere Empfehlung für Frauen mit Spina bifida aus: Eine tägliche Zufuhr sollte hier nicht 0,4 sondern 4 Milligramm betragen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) spricht folgende allgemeinen Empfehlung aus: „Schwangere Frauen brauchen wenig zusätzliche Energie, dafür aber mehr Vitamine und Mineralstoffe als vor der Schwangerschaft. Nährstoffe, auf die in der Schwangerschaft besonders geachtet werden sollte, sind Folsäure, Jod, Eisen und auch n-3-Fettsäuren. Pauschal empfohlen wird Schwangeren nur die Supplementation von Folsäure und Jod, da hier eine ausreichende Zufuhr über die normale Ernährung kaum oder nicht möglich ist.“ Als Zufuhrmenge (zusätzlich zur Aufnahme über die Ernährung) während der Schwangerschaft gibt die DGE als 0,4 bis 0,8 Milligramm für Folsäure und 0,1 bis 0,15 Milligramm für Jod an.

Wichtig!


Frauen mit Querschnittlähmung sollten am besten vor Beginn der Schwangerschaft Rat hinsichtlich der Nebenwirkungen eines Medikaments für das Ungeborene suchen. Hierzu sollte sie sich unbedingt an ein Querschnittgelähmten-Zentrum wenden.


Dieser Text wurde mit größter Sorgfalt recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Die genannten Produkte, Therapien oder Mittel stellen keine Empfehlung der Redaktion dar und ersetzen in keinem Fall eine Beratung oder fachliche Prüfung des Einzelfalls durch medizinische Fachpersonen.
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