Selbstgebautes Campingklo für leichten Transfer
„Die handelsüblichen Campingtoiletten waren mir zu niedrig und zu unhandlich“, erzählt Paraplegiker Ralf Ullrich. Deshalb hat er sich für seinen Camper kurzerhand ein eigenes Klo gebaut, das ihm den Transfer trotz Schulterproblematik einfach macht. Und leicht sauber zu halten ist es auch.

Etwa zehn Arbeitsstunden musste Ullrich in seine Toilette investieren – die Planung und das Austüfteln der idealen Maße mal nicht miteingerechnet. Dafür hat er nun eine Toilette, die für seine Bedürfnisse maßgeschneidert ist. Besonders praktisch: Der Korpus ist so hoch, dass Ullrich ihn auch als kleines Tischchen oder Ablagefläche nutzen kann.
Ullrich hat den quaderförmigen Korpus der Toilette aus Leichtholz gebaut. Im unteren Teil steckt das Innenleben der Toilette (dazu unten mehr) und die Klobrille, geschlossen wird das Ganze mit einem Deckel, der mit Klappverschlüssen fixiert wird und bei Bedarf komplett abgenommen werden kann. Ein Schaumstoffteil zwischen Brille und Deckel sorgt dafür, dass nichts klappert.
Leichter Transfer – die Details machen den Unterschied
Damit er trotz seiner Schulterproblematik leicht transferieren kann, hat Ullrich an viele Details gedacht: Eine Ecke der DIY-Toilette ist abgeschrägt, damit er möglichst nahe mit dem Rollstuhl an den Holzkorpus fahren kann und damit den Transferweg so kurz wie möglich halten kann.
Außerdem hat Ullrich sich noch ein Mini-Transfer-Brett gebastelt, das perfekt an die Rundung der Toilettenbrille angepasst ist. So kann er schnell und kraftschonend übersetzen. Wird es nicht benutzt, verstaut Ullrich es ebenfalls im Korpus.
Spezial-Klobrille
Die Klobrille stammt aus dem Campingbedarf. Hier hat Ullrich sich ein Modell angeschafft, das ebenfalls perfekt zu seiner DIY-Toilette passt. Weiterer Vorteil: Man kann an einer Seite einen Griff installieren, was das Umsetzen zusätzlich erleichtert.
Ebenfalls aus dem Campingbedarf stammt der Kloeinsatz mit zwei Behältern, die perfekt in den Holzkorpus passen. „Ich bin da recht einfach strukturiert“, erzählt Ullrich. „Der große Behälter ist für das große, der kleine Behälter für das kleine Geschäft. Viel reinigen will ich aber nicht.“ Muss er mangels anderer Möglichkeiten den großen Behälter benutzen, platziert er einen Müllbeutel in dem großen Behälter, wenn „das Material“ im Behälter gelandet ist, schnürt er den Beutel zu und entsorgt ihn bei nächster Gelegenheit.
Urin katheterisiert er in den kleinen Behälter mit Schraubverschluss, den er dann bei passender Gelegenheit ausleert und auswäscht: „Da hat man eigentlich keine Arbeit mit und auch keinen Geruch im Auto.“
Zeitlicher und finanzieller Aufwand
Ullrich fand es beim Bauen sehr hilfreich, ab und an jemanden zu haben, der ihm half: „Du musst halt doch ab und zu etwas schrauben und gleichzeitig halten, zu zweit geht das relativ fix.“ In der Kreativ-Werkstatt der Manfred-Sauer-Stiftung hat er rund 10 Arbeitsstunden (manchmal allein, manchmal mit Unterstützung) in die DIY-Toilette investiert. An Materialkosten kamen fast 400 Euro zusammen: Spezial-Klodeckel und Behälter kostete, dazu kamen Holz, Beschläge und Scharniere. „Das war es mir wert, weil ich dadurch weiterhin unabhängig bin.“
Ullrich stellt sein DIY-Campingklo in einem Video selbst vor:
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Mehr InformationenAm 27. Juli 2024 stellte ein Leser diese Frage zur Benutzung des DIY-Campingklos: „Wie zieht sich Ulrich die Hose runter für das große Geschäft?“
Antwort der Redaktion: Vermutlich hat jeder Mensch mit Querschnittlähmung seine eigene Methode, sich ganz oder teilweise auszuzuziehen, was auch mit der Höhe der Lähmung oder den verbliebenen motorischen Fähigkeiten zusammenhängt. Optimalerweise wird die passende Methode bereits in der Erstreha ausgearbeitet und trainiert. Ullrich hat für sich folgende Methode entwickelt: Er öffnet seine Hose, und hakt anschließend beide Daumen in den Hosenbund, beziehungsweise in die seitlichen Gürtellaschen ein. Danach hält er sich an den Seitenlehnen des Rollstuhls fest und drückt sich gleichzeitig mit den Armen nach oben – der Unterkörper schlüpft so aus der Hose, die durch die Daumen kurz über Sitzhöhe fixiert ist.
Andere Menschen mit Querschnittlähmung legen sich zum Auskleiden aus Bett, da es ihnen in dieser Position leichter fällt, die Kleider abzulegen. Wie das Ausziehen bei Tetraplegie funktioniert, zeigt u.a. dieses Video:
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