Automatisch fahrender Rollstuhl für den Therapiebereich

Gemeinsam mit dem Labor für Biomechatronik der FH Münster hat das St.-Marien-Hospital Marsberg einen modularen Aufsatz entwickelt, der einen Rollstuhl nachträglich motorisierter. Dank des Aufsatzes kann der Rollstuhl Personen spurgenau folgen und schnell für eine Sitzmöglichkeit sorgen. So müssen die Therapiefachkräfte beim Gehtraining nicht zusätzlich einen Rollstuhl mitführen, sondern können sich voll auf die zu behandelnde Person konzentrieren. 2025 gewann dieser Prototyp den Deutschen Arbeitsschutzpreis.

Im Frühjahr 2025 konnten Ergotherapeutin Marion von Rüden und Physiotherapeutin Kristin Schulte es kaum fassen: Sie haben in Berlin zusammen mit Leon Wösting und Prof. Dr.-Ing. David Hochmann von der FH Münster den mit 10.000 € dotierten Deutschen Arbeitsschutzpreis in der Kategorie „persönlich“ entgegengenommen.

Angefangen hat alles mit einer Beobachtung von Oberärztin Dr. Ulrike Sprenger: „Ich habe auf dem Krankenhausflur täglich gesehen, wie die Therapeutinnen sich bei der Gangschule intensiv um Patienten gekümmert und gleichzeitig in halbgebückter Haltung einen Rollstuhl mitgeführt haben, um jederzeit eine Sitzgelegenheit parat zu haben, falls der Patient erschöpft ist.“

Um Abhilfe zu schaffen, hat Leon Wösting im Rahmen seiner Forschungs- und Abschlussarbeit im Masterstudiengang Biomedizinische Technik einen Aufsatz für handelsübliche Rollstühle konzipiert, so dass dieser automatisch folgt und bremst, wenn der Patient anhält. Die Therapeutinnen sind entlastet und können sich voll und ganz auf den Patienten konzentrieren. Wösting hat während des Projekts besonders die interdisziplinäre Zusammenarbeit genossen: „Wir hatten während der Entwicklung die ganze Zeit die Praxis im Blick. Jeder hat seine Expertise eingebracht. Sonst wären wir nicht zu diesem tollen Ergebnis gekommen.“

„Wir waren schon unglaublich stolz darauf, dass wir ein interdisziplinäres Expertenteam von unserem selbstfahrenden Rollstuhl überzeugen konnten, so dass wir für den Preis nominiert wurden. Dass wir ihn nun auch gewonnen haben – das ist wirklich überwältigend“, sagt Physiotherapeutin Kristin Schulte.
Sie und ihre Kollegin, Ergotherapeutin Marion von Rüden, haben gemeinsam mit Leon Wösting vom Labor für Biomechatronik der FH Münster einen Aufsatz für einen Rollstuhl entwickelt, der den Rollstuhl motorisiert und geheingeschränkten Menschen mittels eines Markers folgt: So haben Patienten bei der Gangschule jederzeit eine sichere Sitzgelegenheit zum Ausruhen. Bisher ziehen die Therapeutinnen in gebückter Haltung einen Rollstuhl manuell nach, während sie gleichzeitig dem Patienten Halt und Stabilität geben.

„Dieser Preis und natürlich vor allem der selbstfahrende Rollstuhl sind ein tolles Beispiel dafür, wie Theorie und Praxis sich ergänzen: Gebaut wurde der Prototyp von Ingenieuren an der FH Münster. Ohne die intensive Zusammenarbeit mit den beiden Therapeutinnen und ihrem Blick für die Praxis wäre dieser tolle Rollstuhl nicht dabei herausgekommen“, sagt Dr. Sprenger.

Wie es mit dem selbstfahrenden Rollstuhl weitergeht, wird die Zukunft zeigen. Die Entwickler suchen eine Firma, mit der sie den bisher einzigen Prototypen zur Marktreife bringen und damit für viele Einrichtungen – auch für das St.-Marien-Hospital – zugänglich machen können.


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