Die Drucktoleranz der Haut bei Querschnittlähmung
Die Drucktoleranz der Haut gibt an, wie lange die Haut Druck aushalten kann, bevor Schäden auftreten. Diese Zeitspanne ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Und sie kann beeinflusst werden.

Bei einer Querschnittlähmung kommt es unterhalb der Lähmungshöhe meist zu Störungen der Oberflächen- und Tiefensensibilität, d. h. Berührung, Schmerz, Temperatur, Druck etc. können nicht wahrgenommen werden. Dies bedeutet eine lebenslang bleibende, hochgradige Gefährdung der Haut und des darunterliegenden Gewebes.
Um Dekubitus zu vermeiden, müssen Menschen mit Querschnittlähmung regelmäßig Entlastungen vornehmen, indem sie ihre sitzende oder liegende Position verändern. Manche Menschen müssen diese Entlastung häufiger vornehmen als andere, da die Drucktoleranz der Haut individuell unterschiedlich sein kann.
Neben der individuellen Konstitution des Betroffenen, kann die Drucktoleranz der Haut durch mehrere Faktoren beeinflusst werden:
- Hauterkrankungen, z. B. Infektionen
- Schädigungen der Haut, z. B. Verbrennungen oder Wunden
- In der Vergangenheit aufgetretene und verheilte Dekubitus
Nach einem Dekubitus ist die Haut nie wieder so belastbar wie vorher - Wiederholte Druckbelastungen und Scherkräfte an den gleichen Körperstellen
Im Laufe der Zeit werden wiederholt belastete Haut und Gewebe weniger widerstandsfähig, anfälliger für Schädigungen und Wunden. - Reduzierte Regenerationsfähigkeit
Im Alter (aber auch durch den Einfluss von Medikamenten) lässt die Regenerationsfähigkeit der Haut auch ohne Einwirkung von Druck und Scherkräften nach. Funktionsfähigkeit von Talg- und Schweißdrüsen, hauteigene Fettproduktion und Wasserspeicherungsvermögen der Haut nehmen ab. Elastische Fasern verlieren an Spannung, Bindegewebsfasern fehlt Stabilität. Hautzellen sterben schneller ab und wachsen langsamer nach. Die Haut wird im wahrsten Sinne des Wortes dünner und damit deutlich anfälliger für Druck und Scherkräfte.
- Krankheit, z. B. Atemwegserkrankungen, die die Sauerstoffsättigung im Blut hemmen
- Veränderte Unterlagen, z. B. Sitzkissen oder Matratzen
- Veränderte Position, z. B. wenn die Beine wegen Verletzung oder Kreislaufbeschwerden vermehrt hochgelagert werden müssen
- Schlechte Durchblutung und dadurch verringerte Sauer- und Nährstoffversorgung der Haut
Das Risiko für die Entstehung eines Druckgeschwürs steigt bei Instabilität des Herz-Kreislauf-Systems und verminderter Herzleistung. Bei erhöhtem Sauerstoffbedarf, erschwerter Atmung und subjektiv empfundener Atemnot wird der Oberkörper meist hoch gelagert. Das Dekubitusrisiko am Kreuzbein wird dadurch erhöht.
Zeitspanne verändern: Möglich bei größter Vorsicht
Laut dem MSKTC (Model Systems Knowledge Translation Center) ist es möglich auf eine längere Sitz- oder Liegezeit hinzuarbeiten. Doch der Aufbau der Drucktoleranz der Haut ein schrittweiser Prozess. Folgende Schritte sollten Betroffene dabei befolgen:
- Das vom Arzt oder Therapeuten empfohlene Maximum an Zeit in eine Position verweilen.
- Beobachten ob gerötete Bereiche der Haut bei Fingerdruck weiß werden.
- Den Bereich nicht belasten, bis die Rötung vollständig verschwunden ist.
- Wenn die Rötung innerhalb von 15 bis 30 Minuten verschwindet, kann die Zeit zwischen den Druckentlastungen oder Drehungen um 30 Minuten verlängern.
- Wenn die Rötung oder Rosafärbung nicht innerhalb von 15 bis 30 Minuten verschwindet, darf die Zeit zwischen den Druckentlastungen oder Drehungen nicht verlängert werden.
Dekubitus: Gefahr nicht unterschätzen
Ein Dekubitus (Entstehung von Druckstellen (Dekubitus)) kann, wenn erst einmal entstanden, den Alltag von Betroffenen erheblich einschränken und im schlimmsten Fall zu Nekrosen und/oder Blutvergiftungen führen. Das Entlastungsschema sollte daher keinesfalls im Alleingang, d.h. ohne Absprache mit dem Arzt oder Therapeuten verändert werden. Rücksprache und regelmäßige Kontrolle sind von größter Wichtigkeit.
Dieser Text wurde mit größter Sorgfalt recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Die genannten Produkte, Therapien oder Mittel stellen keine Empfehlung der Redaktion dar und ersetzen in keinem Fall eine Beratung oder fachliche Prüfung des Einzelfalls durch medizinische Fachpersonen.
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