Die funktionelle Elektrostimulation bei Querschnittlähmung

Menschen mit Querschnittlähmung können von der funktionellen Elektrostimulation (FES) als Teil der Rehabilitation profitieren. Motorische Fähigkeiten aber auch z. B. Kreislauf und Herzgesundheit können positiv beeinflusst werden.

Die funktionelle Elektrostimulation (FES) ist eine Art der Neuromodulation, bei der die Nerven außerhalb des Rückenmarks und des Gehirns elektrisch stimuliert werden. Diese Stimulation bewirkt, dass sich die Muskeln zusammenziehen, und kann bei schwachen oder gelähmten Muskeln zu gezielten oder funktionellen Bewegungen verhelfen. Durchgeführt werden kann die FES mit Hilfe spezieller Elektrotherapiegeräten bei einem Therapeuten in z. B. den Querschnittgelähmten-Zentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Geräte sind an Elektroden angeschlossen sind, die auf der Hautoberfläche angebracht werden. (Es gibt auch Systeme, bei denen die Elektroden in die Muskeln implantiert werden, diese sind jedoch sehr spezialisiert und nicht weit verbreitet.)

Anwendungsgebiete der funktionellen Elektrostimulation bei Querschnittlähmung

Förderung von Bewegung und Kraft in schwachen oder gelähmten Muskeln
Die Muskelstimulation wird zu Beginn der Rehabilitation eingesetzt, um die Bewegung von Muskeln zu fördern, die sich nicht oder nur flackernd bewegen. Sie kann die Wiederherstellung der Bewegungsfunktion fördern, indem sie bei normalen Bewegungen und bei der Wiederholung von Bewegungen hilft.

Zur Verbesserung von Fitness und Gesundheit: Wenn die FES als Teil eines rhythmischen Trainings wie Radfahren, Gehen oder Rudern eingesetzt wird, kann sie zur Erhaltung der Gesundheit von Herz, Lunge und Kreislauf beitragen. Sie kann auch zur Erhaltung gesunder Knochen beitragen.

Zur Unterstützung funktioneller Bewegungsaktivitäten wie Stehen, Aufstehen und Greifen: FES kann zur Unterstützung zielgerichteter Bewegungen eingesetzt werden, indem die Muskelkontraktion (bei geschwächten Muskeln), die Mobilität oder der Bewegungsumfang verbessert und möglicherweise die Spastik verringert wird.

  • Funktionsverbesserung der Arme und besonders der Hände bezüglich des Greifens
  • Stimulation des Trizeps (Oberarmmuskel zur Streckung) bei C5-Tetraplegikern
  • Funktionsverbesserung der Beine und besonders der Füße bei Fußheberschwäche als Alternative zur Schienenversorgung
  • Stimulation der Bauchmuskulatur zur Verstärkung und Unterstützung des Hustens bei fehlender Bauchmuskulatur
  • Verbesserung von Bewegungsabläufen und spezifischen Funktionen wie Greifen, Stehen und Gehen
  • Erhalt der Muskelmasse unterhalb der Lähmungshöhe
  • Zwerchfellstimulation (Muskelkontraktionen werden im Zwerchfell erzeugen, um regelmäßige Atemzüge zu stimulieren)
  • Anwendung erfolgt ebenfalls als Blasen- und/oder Darmschrittmacher (z. B. Brindley-Stimulator)

So funktioniert die funktionelle Elektrostimulation

Bei einer Querschnittlähmung wird die Signalleitung vom Gehirn entlang des Rückenmarks und der Nerven hin zu den angesteuerten Muskeln (teilweise oder vollständig) unterbrochen. Wenn die Nerven und Muskeln unterhalb der Verletzung jedoch nicht beschädigt sind, können sie weiterhin auf elektrische Signale reagieren. Im Fall der FES kommen diese Signale nicht vom Gehirn, sondern von einem externen Stimulator. Dieser Stimulator aktiviert Elektroden, die auf der Haut über den Nerven oder elektrisch empfindliche Teile der Muskeln unterhalb der Lähmungshöhe platziert werden. So können die Motorneuronen (die Nervenzellen, die für Bewegungen verantwortlich sind) Muskelbewegungen auslösen. Ein intakter peripherer Nerv und gesundes Muskelgewebe sind erforderlich, damit die externe Stromquelle die Muskelkontraktion bewirken kann.

Wie beim Sport ist auch hier ein regelmäßiges Üben von entscheidender Bedeutung. Wenn die Anwendung bei Menschen mit kompletter Querschnittlähmung Erfolge zeigt, dann aber beendet wird, gehen die Behandlungseffekte in der Regel mit der Zeit wieder zurück. Bei Menschen mit inkompletter Querschnittlähmung kann es Ziel der Behandlung sein, die Muskeln so zu trainieren, dass auch nach dem Ende der FES-Therapie ein gewisses Maß an Kraft und Beweglichkeit erhalten bleibt.  

Für wen ist FES nicht oder nur eingeschränkt geeignet?


Für u. a. Schwangere, Krebspatienten, Menschen mit Beinvenenthrombosen und Blutgerinnungsstörungen, sowie Menschen, die einen Herzschrittmachern (oder andere elektronische Implantate) habe, ist die FES nicht geeignet!

Weitere mögliche Kontraindikationen sind u. a. ausgeprägte Spastik, autonome Dysreflexie, Osteoporose und heterotope Ossifikation. Hier muss im Einzelfall entschieden werden, ob FES möglich ist.

Für Menschen mit Querschnittlähmung kann die FES durchaus sinnvoll sein, da sie zur Verbesserung von Muskelkraft, Fitness, Beweglichkeit, Knochendichte, Hautgesundheit, sowie u. a. auf Knochendichte, Hautgesundheit, Spastik und zu niedrigem Blutdruck haben kann. Es sind allerdings weitere Studien nötig, um dies eindeutig zu bestätigen.

Leser, die Interesse haben, die FES auszuprobieren, wenden sich am besten an eine Fachklinik in ihrer Nähe.


Dieser Text wurde mit größter Sorgfalt recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Die genannten Produkte, Therapien oder Mittel stellen keine Empfehlung der Redaktion dar und ersetzen in keinem Fall eine Beratung oder fachliche Prüfung des Einzelfalls durch medizinische Fachpersonen.
Der-Querschnitt ist ein Informationsportal. Die Redaktion ist nicht dazu berechtigt, individuelle Beratungen durchzuführen.