Leben mit Querschnittlähmung: So klappt’s im Bad

Ein rollstuhlgerechtes Bad ist ein wichtiger Faktor im Leben von Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind. Wenn man nicht, oder noch nicht, auf Lösungen vom Innenarchitekten Zugriff hat, kann man sich selbst helfen.

Eimer mit Schwingdeckel oder Sensor

Wie in der rollstuhlgerechten Küche gilt: Da es bei eingeschränkter Handfunktion ein Problem sein kann, den Deckel anzuheben, kann man hier in eine Abfalleimer mit Schwingdeckel investieren. Diese gibt es in groß (kann z. B. auch als Wäschekorb dienen) oder in klein (für Kosmetiktücher oder Q-Tips etc.). Eine Alternative wäre ein neueres Modell mit Sensor. Hier genügt eine Handbewegung und der Deckel hebt sich (und senkt sich später wieder) von alleine.

Gartenstuhl statt Duschstuhl

Wer an die Wand montierten Duschbrettern nicht traut, kann einfach einen Gartenstuhl als Duschstuhl verwenden. Paraplegiker Jakob Raithel macht damit seit Jahren gute Erfahrungen und empfiehlt die Methode nicht nur in seinem umgebauten 7,5-Tonner.  

Handbrause am Waschbecken

Auf der schwedischen Website Spinaltips Hand shower – Spinalistips erklärt Tetraplegiker Kjell, wie er in einem kleinen Bad den Raum optimal nutzt, indem er eine Handbrause am Hahn des Waschbeckens installiert. So kann z. B. das Haarewaschen schnell und problemlos stattfinden, ohne das der Aufwand einer Dusche betrieben werden muss. Kleines Manko: Nicht jede Handbrause lässt sich mit eingeschränkter Handkraft und/oder -funktion gut bedienen und evtl. ist Hilfe notwendig.

Ordnung muss sein

Almut Fuchs, Mutter des querschnittgelähmten Christians, entwarf ein Aufbewahrungssystem für Katheter, das für mehr Ordnung im Bad sorgt. Den Katheter-Köcher kann man (natürlich in Rollstuhlfahrerhöhe) an Haken, Türen, Schränke, etc. hängen und alles, was man für den intermittierenden Katheterismus benötigt, ist immer am richtigen Platz. Für mehr Informationen siehe: Leben mit Querschnittlähmung: Mehr Familienfrieden durch Katheter-Köcher

Ebenfalls für mehr Ordnung im Bad, sorgt ein Aufbewahrungssystem für alle Dinge, die man im Bad so braucht (Bürste, Kamm, Zahncreme und -bürste, etc.), das mit „Taschen“ in Rollstuhlfahrerhöhe versehen ist. Vor allem, wer ein kleines Bad hat und auf Schränke weitgehend verzichten möchte, um besser mit dem Rollstuhl manövrieren zu können, wird diese Lösung praktikabel finden. Gesehen auf: Bathroom storage – Spinalistips

Rutschbrett für den Gebrauch im Bad

Für Menschen, die für Transfers ein Rutschbrett verwenden, kann dies im Bad eine besondere Herausforderung sein, da das Rutschen in unbekleidetem Zustand durch Reibung an der Oberfläche erschwert wird. Flugzeugbauingenieur Frank Möller hat für seine querschnittgelähmte Frau ein Rutschbrett entwickelt, bei dem sich das Rutschtuch aus dem teilweise hohlem Rutschbrett herausziehen lässt, so dass es immer die exakte Position zwischen Nutzer und Rutschbrett einnimmt. Für das Rutschtuch wird ein sehr gut gleitendes Stoffmaterial wie z.B. Nylonstoff verwendet.

Die Oberfläche an der Oberseite des Rutschbrettes ist dabei sehr glatt ausgeführt. Die Unterseite des Rutschbrettes hingegen ist wenig rutschfähig, damit das Rutschbrett auf der Auflage wie z. B. dem Duschrollstuhl nicht wegrutscht. Für mehr Informationen siehe: Leben mit Querschnittlähmung: „Meiner Erfahrung nach, sind es oft die einfachen Dinge, die das Leben am meisten erleichtern.“

Spieglein, Spieglein

Der-Querschnitt.de-Leserin Anita Friedl sagt: „Ich habe mir eine Spiegelkachel im Internet gekauft (ist nicht teuer, mit Klebepunkten) und sie am Waschbecken angebracht. Somit kann ich mich vom Rollstuhl aus prima sehen, denn in den Spiegeln der Bademöbel kann nur meine Stirne sehen.“

Ebenfalls auf Spinalistips Rotating bathroom cabinet with mirror – Spinalistips zeigt Tetraplegikerin Yasmin, wie sie ein drehbares Regal verwendet, um im Badezimmer Platz zu sparen und wie sie die Rückseite mit Spiegel versehen hat. Die Rotation lässt sich auch mit eingeschränkter Handfunktion leicht kontrollieren. Obwohl die oberen Regalfächer für die Rollstuhlfahrerin nicht erreichbar sind, bieten die unteren ausreichend Platz.

Alternativ können auch die Innentüren von Badezimmerschränken komplett mit Spiegeln ausgekleidet werden, in denen man sich dann in voller Körpergröße betrachten kann.

Weitere Ideen nimmt die Redaktion gerne entgegen!


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