Neues zur Stammzellentherapie für Menschen mit Querschnittlähmung
Eine Studie der US-amerikanischen Mayo Clinic zeigt das Potenzial der Stammzellentherapie bei Querschnittlähmung. Für Menschen mit Rückenmarksverletzung kann eine Behandlung durchaus zu Verbesserungen führen.
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Zehn Erwachsene mit Querschnittlähmung nahmen an der Studie teil: Bei sieben von ihnen zeigten sich Verbesserungen auf der ASIA-Skala, die das Ausmaß einer Querschnittlähmung in fünf Grade unterteilt (siehe: American Spinal Cord Association). Zu den wiedererlangten Funktionen gehörten ein verbessertes Gefühl bei Nadelstich- und leichten Berührungen, eine gesteigerte Muskelkraft und die Wiederherstellung der willentlichen Analkontraktion. Die sieben Teilnehmer, bei denen eine Verbesserung eintrat, konnten auf der ASIA-Skala jeweils um mindestens einen Grad höher eingestuft werden. Bei drei Teilnehmern Studie zeigten sich weder Verbesserungen noch Verschlechterungen.
Alle Teilnehmer (im Alter von 18 bis 65 Jahren) hatten eine traumatisch bedingte komplette oder inkomplette Querschnittlähmung, sechs im Halswirbel- und vier im Brustwirbelbereich. Die Stammzellen wurden durch Entnahme einer kleinen Menge Fett aus einem 25 bis 50 Millimeter langen Einschnitt im Bauch oder Oberschenkel gewonnen. Innerhalb von vier Wochen wurden die Zellen im Labor auf 100 Millionen Zellen vermehrt und dann in die Lendenwirbelsäule der Patienten injiziert. Im Laufe von zwei Jahren wurden jeweils zehn Untersuchungen hinsichtlich potenzieller Veränderungen vorgenommen.

„Diese Studie belegt die Sicherheit und den potenziellen Nutzen von Stammzellen und regenerativer Medizin“, sagt Dr. Mohamad Bydon, Neurochirurg an der Mayo Clinic und Erstautor der Studie. „Rückenmarksverletzungen sind ein komplexer Zustand. Zukünftige Forschungen könnten zeigen, ob Stammzellen in Kombination mit anderen Therapien Teil eines neuen Behandlungsparadigmas sein könnten, um die Ergebnisse für die Patienten zu verbessern.“
Sicherheit: nur geringfügige Nebenwirkungen
Nach der Behandlung mit Stammzellen wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen gemeldet. Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen und Schmerzen des Bewegungsapparats, die bei Behandlung mit rezeptfreien Medikamenten abklangen.
Potenzieller Nutzen: Verbesserungen bei sieben von zehn Teilnehmern
Neben der Frage nach der Sicherheit stellte die vorliegende Studie der Phase 1 die Frage nach dem Einfluss auf motorische und sensorische Funktionen, die sich bei sieben der zehn Teilnehmer verbesserten. Die Autoren weisen darauf hin, dass die motorischen und sensorischen Erfolge angesichts der Grenzen von Phase-1-Studien mit Vorsicht zu interpretieren sind. Weitere Untersuchungen an einer größeren Gruppe von Teilnehmern sind im Gange, um Risiken und Nutzen weiter zu bewerten.
Wie Stammzellen wirken, ist nicht vollständig geklärt
Obwohl bekannt ist, dass sich Stammzellen in Richtung von Entzündungsherden bewegen – in diesem Fall zum Ort der Rückenmarksverletzung – ist der Mechanismus hinter der Interaktion der Zellen mit dem Rückenmark noch nicht vollständig geklärt, so Dr. Bydon.
Das Rückenmark ist nur begrenzt in der Lage, Zellen zu reparieren oder neue Zellen zu bilden. In der Regel ist eine Regeneration innerhalb der ersten sechs bis zwölf Monaten nach Eintritt einer Rückenmarksverletzung am wahrscheinlichsten. Verbesserungen treten nach zwölf bis vierundzwanzig Monaten kaum noch ein. In der vorliegenden Studie wurde ein Teilnehmer fast zwei Jahre nach Eintritt einer Querschnittlähmung im Halswirbelbereich mit den Stammzellen behandelt und es zeigte sich eine Verbesserung um zwei Grade auf der ASIA-Skala.
Zwei von drei Patienten mit kompletter Querschnittlähmung im Brustwirbelbereich wurden nach der Behandlung um zwei Grade höher auf der ASIA-Skala eingestuft. Sie erlangten sowohl motorische als auch sensorische Funktionen unterhalb der Läsionshöhe zurück. Dr. Bydon fügt hinzu: „Im Fall einer Querschnittlähmung können selbst leichte Verbesserungen einen erheblichen Unterschied für die Lebensqualität des Betroffenen ausmachen.“
Die vorliegende Studie folgt auf einen Fallbericht aus dem Jahr 2019, in dem die Erfahrungen des ersten Studienteilnehmers beschrieben werden, der eine signifikante Verbesserung zeigte (siehe: Fallstudie: Mit Stammzellen einen Schritt weiter zur Verbesserung der motorischen und sensorischen Fähigkeiten bei Querschnittlähmung).
Wie geht es weiter?
Die Forschung an der Mayo-Klinik wird nun mit einer größeren, kontrollierten Studie fortgesetzt, bei der die Patienten nach dem Zufallsprinzip entweder die Stammzellenbehandlung oder ein Placebo ohne Stammzellen erhalten. Ob und wann die Behandlung für alle Menschen mit Querschnittlähmung in Frage kommen kann, ist derzeit noch unklar.
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