Querschnittlähmung weltweit und im deutschsprachigen Raum: Zahlen und Fakten

Wie viele querschnittgelähmte Menschen gibt es auf der Welt? Diese Frage kann derzeit niemand beantworten. Denn selbst im deutschsprachigen Raum lassen sich nicht immer genaue Zahlen in Zusammenhang mit Querschnittlähmung nennen. Einer der Gründe: krankheitsbedingte Paraplegien werden nicht zwingend in den entsprechenden Statistiken berücksichtigt.

Rund 0,1 Prozent der Weltbevölkerung sind querschnittgelähmt.

„15 % der Menschen auf der Welt haben eine Behinderung – aber weniger als 0,1 % der Weltbevölkerung leiden an einer Querschnittlähmung“, stellte Dr. Margaret Chan, damalige Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Publikation Querschnittlähmung – internationale Perspektiven 2013 fest. Ein Schätzwert. Denn es sei unklar, wie viele Menschen weltweit aktuell mit einer Querschnittlähmung leben.

Aber, so der Report weiter, „internationalen Inzidenzdaten zufolge erleiden jährlich zwischen 250.000 und 500.000 Menschen“ eine Querschnittlähmung. (WHO, 2013, siehe auch: Erster internationaler WHO-Bericht zu Querschnittlähmung). Die österreichische Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) nennt „etwa 2,7 Millionen Menschen“, die weltweit von einer Querschnittlähmung betroffen seien.

An der globalen Datenlage dürfte sich seit 2013 kaum etwas geändert haben. Und auch im deutschsprachigen Raum fehlt es mitunter an absoluten Zahlen in Hinblick auf Querschnittlähmung.

Deutschland: Durchschnittsalter 60,5 Jahre

In Deutschland leben rund 140.000 Menschen mit einer Querschnittlähmung. Pro Jahr kommen zwischen 2.300 und 2.500 hinzu. Das Verhältnis traumatischer/unfallbedingter Querschnittlähmung zu krankheitsbedingter/nicht-traumatischer Querschnittlähmung liegt (Stand: 2018) bei 45 % zu 55%.

Dieses Verhältnis spiegelt sich dementsprechend auch im durchschnittlichen Eintrittsalter einer Querschnittlähmung wider. Lag es in Deutschland 1995 noch bei 34,6 Jahren, liegt es heute bei 60,5 Jahren. (DMGP, 2019, siehe auch: Ursachen für eine Querschnittlähmung.)

Schweiz: Ältere Menschen stellen größte Gruppe

In der Schweiz gibt es laut Schweizer Paraplegiker-Forschung kein offizielles Register über die Zahl der Menschen mit Querschnittlähmung, dafür gibt es Zahlen, welche im Rahmen der Swiss Spinal Cord Injury Cohort Study (SwiSCI, siehe auch externer Link: SwiSCI-Studie) erhoben wurden.

Gemäß einer Hochrechnung, basierend auf diesen Daten, geht man von circa 6000 Personen aus, die aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls querschnittgelähmt sind (Brinkhof et al. 2016).

Pro Jahr werden ungefähr 200 bis 250 neue Fälle im Rahmen von SwiSCI in den 4 Paraplegie-Zentren – Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil, Rehab Basel, Universitätsklinik Zürich-Balgrist, Clinique Romande de Réadaptation in Sion – erfasst (Unveröffentlichte SwiSCI Daten, 2021). Personen, die eine Querschnittlähmung aufgrund einer Krankheit erleiden, werden nicht immer in einem der spezialisierten Zentren behandelt und nicht immer in der Erhebung berücksichtigt.

Das Verhältnis unfallbedingter/traumatischer zu krankheitsbedingter/nicht-traumatischer Querschnittlähmung liegt laut Schweizer Paraplegiker-Forschung bei 56% zu 44%. Diese Zahlen beziehen sich ebenfalls auf Studienteilnehmer in der SwiSCI Erstrehabilitations-Kohorte aus den Jahren 2013 bis 2020. Berücksichtigt wurden dabei 1225 Personen aus der Erstrehabilitation in einem der spezialisierten Zentren (Fekete et al. 2021).

Altersverteilung


16-24 Jahre: 6.8 %
25-34 Jahre: 10.2 %
35-44 Jahre: 10.0 %
45-54 Jahre: 15.2 %
55-64 Jahre: 20.6 %
65-74 Jahre: 21.2 %
75 und älter: 16.1 %


Die Altersverteilung der 1225 Personen bei Eintritt der Querschnittlähmung zeigt, dass auch in der Schweiz ältere Menschen ab 55 Jahren die größte Gruppe darstellen (Unveröffentlichte SwiSCI Daten, 2021)

Österreich: Überproportional Männer betroffen

In Österreich gibt es rund 4.000 Menschen mit traumatischer Querschnittlähmung. Jedes Jahr kommen etwa 200 weitere durch Unfälle hinzu, so die AUVA, das österreichische Pendant zu den deutschen Berufsgenossenschaften (AUVA, 2018).

Zum Verhältnis traumatische/unfallbedingte zu krankheitsbedinger/nicht-traumatischer Querschnittlähmung gibt es laut Stiftung Wings for Life kaum valide Zahlen für Österreich. „Ohne Quellenbeleg gehen wir aber davon aus, dass sich das Verhältnis nicht wesentlich von den Zahlen in Deutschland unterscheidet. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass sich dieses Verhältnis immer mehr einer Verteilung von 50:50 % annähert. Der Grund für die Zunahme an nicht-traumatischen Querschnitten liegt in der Bevölkerungsentwicklung und dadurch vor allem in der Zunahme von anteiligen Tumorerkrankungen und degenerativen Erkrankungen“, teilt die Stiftung mit Sitz in Salzburg auf Anfrage mit (Wings for Life, 2021).

Das Durchschnittalter bei Eintritt einer Querschnittlähmung liegt in Österreich bei rund 40 Jahren – mit 70 % sind auch hier überproportional häufig Männer betroffen (AUVA, 2018).