Der spinale Schock bei Querschnittlähmung
Auf eine traumatische Querschnittlähmung folgt meist ein vorübergehender Zustand, der als spinaler Schock bezeichnet wird. Hierbei kommt es zu einem vollständigen Ausfall aller oder bestimmter neurologischer, motorischer und vegetativer Funktionen unterhalb der Läsionshöhe.

Unabhängig davon welches Ausmaß die Schädigung des Rückenmarks langfristig haben wird, tritt als direkte Folge fast jeder akut eintretenden Querschnittlähmung zunächst der spinale Schock auf. Verursacht wird dies durch die Migration von Kaliumionen von innerhalb nach außerhalb der Zellen.
Merkmale des spinalen Schocks
Merkmale des spinalen Schocks sind:
- Vollständige sensible und schlaffe motorische Lähmung unterhalb der Läsionshöhe
- Ausfall der Eigen- und Fremdreflexe unterhalb der Läsionshöhe
- Kreislaufinsuffizienz evtl. mit eingeschränkter Vasomotorik
- Atmungsbeeinträchtigung
- Thermo- bzw. Schweißdysregulation
- Blasen- und Mastdarmlähmung sowie paralytischem Ileus
- Nierenstörungen
- Magen-Darm-Atonie
- Störung der Piloarrektion
Diese Störungen von Organ- und Nervensystem, machen die Behandlung von Menschen mit Querschnittlähmung zunächst auf der Intensivstation notwendig.
Dauer des spinalen Schocks
Der spinale Schock ist vorrübergehend. Er tritt meist innerhalb von 30-60 Minuten nach der Verletzung des Rückenmarks ein und kann innerhalb weniger Tage vorüber sein. Möglich ist aber auch eine längere Dauer von bis zu sechs Wochen. In dieser Phase kann über das tatsächliche Ausmaß der Querschnittlähmung keine Aussage gemacht werden. Erst wenn der spinale Schock abgeklungen ist, wird klar, welche Funktionen evtl. erhalten geblieben sind. Es zeigt sich zudem ob eine schlaffe oder eine spastische Lähmung vorliegt (siehe: Formen der Querschnittlähmung), welche Reflexe noch vorhanden sind und ob die Lähmung komplett oder inkomplett ist (siehe: Die inkomplette Querschnittlähmung).
Wiederkehrende Reflexe
Wenn der spinale Schock sich löst, ist dies meist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Hyperreflexie, d. h. durch eine ungewöhnlich starke Reflexantwort mit leichterer Auslösbarkeit von Muskeleigenreflexen. Die Neuronen unterhalb der Läsionshöhe sprossen neu aus und versuchen neue Synapsen zu bilden.
Spinaler Schock und autonome Dysreflexie
Bei einer Lähmungshöhe von Th 6/Th 7 oder darüber kann die autonome Dysreflexie (siehe: Was geschieht bei einer Autonomen Dysreflexie?) eine mögliche Begleiterscheinung einer Querschnittlähmung sein. Ausgelöst wird sie durch Reize unterhalb der Lähmungshöhe. Während der Phase des spinalen Schocks, kommt es selten zu einer autonomen Dysreflexie, hervorgerufen wird sie erst dann, wenn die Reflexe zurückkehren.
Neurogener Schock vs. spinaler Schock
Der spinale Schock ist abzugrenzen vom neurogenen Schock, bei dem es sich um einen aufgrund neurologischer Ursachen verringerten Blutdruck handelt. Er kommt häufig bei Menschen mit Tetraplegie oder hoher Paraplegie (Lähmungshöhe Th 1 bis Th 4) vor und kann in jeder Phase der Rehabilitation auftreten.
- Neurogener Schock
- Hämodynamische Phänomen – Verlust des vasomotorischen Tonus und des Tonus getriggert durch das sympathische Nervensystem
- Klinisches Erscheinungsbild:
- Hypotonie
- Bradykardie
- Poikilothermie
- Vorgehen: Versorgung mit Flüssigkeit und blutdrucksteigernden Medikamente
- Für einen ausführlichen Beitrag zum spinalen Schock siehe: Der neurogene Schock bei Querschnittlähmung
- Spinaler Schock
- Tritt auf bei akuter Querschnittlähmung
- Klinisches Erscheinungsbild
- Verlust aller willkürlichen und reflexiven neurologischen Aktivitäten unterhalb der Lähmungshöhe
- Kann wenige Tage aber auch Monate andauern
- Vorgehen: Der spinale Schock kann nicht beeinflusst werden; ob er vorüber ist kann mit dem Auslösen des Bulbocavernosus-Reflex und des Analreflex getestet werden.
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