Smarte Koffer mit Follow-me-Funktion: Meist noch Zukunftsmusik
Wer im Rollstuhl oder mit Gehhilfe auf Reisen ist, hat ein Problem: für den Koffer ist keine Hand mehr frei. Abhilfe könnten autonome, also selbstfahrende Koffer schaffen. Sie könnten ihrem Besitzer selbsttätig folgen und Hindernissen ausweichen.

Es gibt viele gute Ideen und Prototypen, wie das Gepäck zum Selbstläufer werden kann. Die technischen Möglichkeiten dazu existieren. Bestenfalls könnte der Koffer als cleverer, unabhängiger Reisebegleiter seinem Besitzer auf Knopfdruck folgen, Hindernisse erkennen, Langfinger mittels Alarmanlage vertreiben oder auch als Powerbank zum Aufladen des Smartphones dienen.
Welche Techniken könnten zum Einsatz kommen?
- Sensoren oder Kameras: Mit ihrer Hilfe „erkennt“ der Koffer seinen Besitzer und kann sich an ihm orientieren. Erfasst werden Position und Bewegungen des Benutzers.
- Ultraschallsensoren: Diese Sensoren können Hindernisse im Umfeld des Koffers erkennen und verhindern, dass er dagegen stößt.
- Bluetooth oder RFID (ein Verfahren zur automatischen Identifizierung von Objekten über Funk): Der Koffer kann sich mit einem Gerät verbinden, das sein Besitzer mit oder an sich trägt, zum Beispiel sein Smartphone oder ein smartes Armband. Auch hier kann der Koffer die Entfernung und die Richtung zum Benutzer bestimmen
- Mikrocontroller (Halbleiterchips, die in vielen Alltagsgegenständen von der Waschmaschine bis zur Küchenuhr stecken): Sie steuern die verschiedenen Funktionen des Koffers und greifen dazu auf Daten zurück, die sie von Sensoren am Koffer und aus dem Benutzerverhalten beziehen.
- Algorithmen: Mit ihrer Hilfe wird kontinuierlich die Position des Koffers in Relation zu seinem Besitzer gegengecheckt und so aktualisiert, dass der Koffer nicht zu nah oder zu weit entfernt ist.
- Ladefunktion: Autonome Koffer brauchen Energie, um alle Funktionen ausführen zu können. Unter anderem muss der Motor angetrieben werden, da niemand das gute Stück zieht oder schiebt. Manchmal sind so starke Akkus eingebaut, dass der Koffer zusätzlich als Powerbank für´s Smartphone verwendet werden kann.
Welche smarten Koffer gibt es – und was können sie?
Soweit die Theorie, die beeindruckend klingt. In der Praxis sieht die Sache etwas übersichtlicher aus: Wer im Netz nach autonom fahrenden oder smarten Koffern sucht, bekommt nur einige wenige Vorschläge (die teilweise bereits veraltet sind). Die meisten selbstfahrenden Koffer mit Follow-Me-Funktion, die bei einer Suche im Netz vorgeschlagen werden, sind vom Markt verschwunden. Einige Beispiele:
- Airwheel SR5: Der US-amerikanische Hersteller vertreibt nicht nur faltbare Rollstühle und E-Scooter, sondern auch cleveres Gepäck. Auch wenn der Koffer im Internet noch zu finden ist (ürigens nicht zum Schnäppchenpreis, pro Koffer muss man mehrere hundert Euro bezahlen): Das Unternehmen wird den smarten SR5 nicht mehr herstellen, wie der Redaktion auf E-Mail-Nachfrage mitgeteilt wurde.
- Forward X OVIS auto-follow Suitcase. Der Koffer in Handgepäckgröße wird bei Internet-Versandhändlern in den USA für mindestens 1600 Euro angeboten. Die Produktbewertungen von Käufern dieses Koffers aus chinesischer Herstellung fallen – zart formuliert – nicht besonders gut aus. Auf eine E-Mail-Anfrage der Redaktion kam keine Reaktion.
- Cowa Robot, ein Koffer eines der Pioniere bei der Entwicklung autonomer Koffer. Der Cowa nutzte Kameras und Hinderniserkennung, um dem Benutzer zu folgen. Derzeit (Stand: September 2024) sind die selbstfahrenden Koffer dieses Herstellers offenbar nicht (mehr) auf dem Markt. Ob sie wieder eingeführt werden, ist nicht bekannt.
- Travelmate Robotics. Die Firma war eine der ersten, die eine Crowdfunding-Kampagne für autonome Koffer erfolgreich abgeschlossen hatte. Ihr „Travelmate“ Koffer kann dem Besitzer folgen und verfügt über diverse smarte Funktionen wie GPS-Tracking und Stimmerkennung. Derzeit (Stand: September 2024) ist der smarte Koffer online nicht erhältlich.
- Wer nach selbstfahrenden Koffern sucht, wird auch auf den Modobag stoßen. Er sei deshalb der Vollständigkeit halber hier erwähnt, auch wenn er für Menschen mit Querschnittlähmung kaum geeignet sein dürfte, denn auf ihm flitzen Reisende sitzend zum Zielort. Ganz billig ist auch der Modobag nicht: Mit mindestens 1.500 Dollar muss man rechnen – plus Zoll und Versand!
Mehr Informationen auf der Seite des Herstellers: modobag.com.
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Mehr InformationenDaneben gibt es viele smarte Prototypen, die es – (Recherchestand der Redaktion: Oktober 2024) nicht zur Marktreife geschafft haben. Auch hier einige Beispiele:
Hop!
„The following suitcase“ (siehe Video unten) nennt sich „Hop“,der anhängliche kleine Koffer, der seinem Menschen stets folgt wie einst die Gänsekinder Konrad Lorenz. Dabei orientiert sich der Koffer nicht an seinen Instinkten, sondern an den Signalen des Smartphones, das der Mensch mit sich trägt. Erfinder Rodrigo arcía Gonzalez sieht in seiner Innovation schon die nächste Generation des Reisens nach Louis Vitton, Samsonite und Delsey.
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Mehr InformationenGITA
Der Vespa-Hersteller Piaggio tüftelte an dieser charmanten Erfindung: Eine Roboter-Kugel, die ihrem Besitzer (ggf. mit hoher Geschwindigkeit bis 35 km/h) folgt und dabei bis zu 20 kg Ladung tragen kann.
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Mehr InformationenAscento Robotics
Auch eine interessante Idee ist dieser Prototyp vom Ascento Robitics, der das Gepäck nicht nur auf ebener Strecke transportiert sondern auch Treppen bewältigen kann. Das putzige Kerlchen ist 12 km/h schnell, der Akku hält bis zu acht Stunden. Inzwischen gibt es eine KI-gestützte Weiterentwicklung, die eher Schutz- als Tragefunktionen zu haben scheint.
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Mehr InformationenTransporttaschen für den Rollstuhl
Eine Alternative zu smarten Koffern könnten analoge Adapter oder Anhänger sein. Einige Ideen und Lösungen werden in den Beiträgen Anhänger und Co.: Dinge transportieren im Rollstuhl – Der-Querschnitt.de sowie Rollstuhladapter für Einkaufstaschen, Fotoausrüstung, Kindersitze… – Der-Querschnitt.de vorgestellt.
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