Selbstentworfener Zigarren-Halter für Tetraplegiker
Manfred Sauer genießt abends gerne eine Zigarre. Doch als Tetraplegiker mit Spasmen hatte er ein Problem: Manchmal entglitt ihm wegen einer Spastik die brennende Zigarre, seine Hand krampfte sich um die Glut: „Da kommt Freude auf, das können Sie mir glauben!“ Als Abhilfe entwarf er einen Zigarren-Halter.

„Ich rauche seit etwa zehn Jahren Zigarre“, erzählt der 80-jährige Firmen- und Stiftungsgründer. Bis vor kurzen konnte er noch mit der Restfunktion seiner Finger die Zigarre halten. Doch inzwischen ist diese Restfunktion nahezu verschwunden, was ihm einen Strich durch die Feierabend-Rechnung machte.
„Derbe Brandblasen“
Sauer ist sich der Tatsache bewusst, dass Rauchen an sich nicht gerade gesundheitsfördernd ist (siehe Beitrag Rauchen und Querschnittlähmung – Der-Querschnitt.de), auch wenn er wie ein US-Präsident nur pafft und nicht inhaliert. Auf weitere Gesundheitsrisiken wie Brandwunden kann er gut verzichten, also machte er sich auf die Suche nach einer Lösung.
Halter-Version 4 passt
Nach ein bisschen Tüftelei und drei nicht ganz gelungenen Entwürfen ist er nun mit Version 4 des Halters sehr zufrieden.
Das Hilfsmittel besteht aus zwei Edelstahl-Ringen, einer pinzettenartigen Klemme und einem einfachen Schiebemechanismus.
Die beiden Metallringe wurden nach Sauers Plänen von einem Mitarbeiter der stiftungseigenen Kreativ-Werkstatt zu einer „8“ zusammengefügt und passen mit einem Durchmesser von 24 Millimetern gut über Sauers Mittel- und Ringfinger. Auf dem oberen Ring sitzen die Backen der Zigarrenzange, die aus einem Metallstreifen geformt wurde.
Ösen-Schlitten gibt Halt
Zunächst wird die Zigarre in die Öffnung gesteckt, danach eine Metall-Öse wie ein kleiner Schlitten Richtung Zangenkopf geschoben, wodurch sich die Schenkel der Pinzette schließen. Wichtig dabei ist, dass die Öse so eng ist, dass sie nicht nach unten rutschen kann und damit die Zigarre immer festen Halt hat.

Dank des Schiebemechanismus können Zigarren mit unterschiedlichen Durchmessern in die Halterung geklemmt werden – die Position der Öse bestimmt, wie weit die Backen sich schließen.
Aber hier geht es um eine Varianz von ein paar Millimetern, mehr Abweichung lässt die Konstruktion nicht zu. Weshalb Sauer sich inzwischen eine zweite Halterung hat bauen lassen, um auch dünnere Exemplare sicher paffen zu können.
Kleben statt Löten
Übrigens: Wer das Hilfsmittel nachbauen lassen will, braucht kein Schweißgerät. Alle Teile wurden mit Mettalkleber miteinander verbunden. Was es jedoch braucht, ist ein Helfer, der etwas handwerkliches Geschick hat. Und einen Assistenten oder einen Partner, eine Partnerin, die das Zigarren-Laster zumindest so weit tolerieren, dass sie die abendliche Rauch-Session vorbereiten.
Denn dazu sind Tetraplegiker, die wie Sauer nur über eine stark eingeschränkte Handfunktion verfügen, nicht in der Lage: „Ich brauche ja auch jemanden, der bei der Zigarre erst einmal einen Kerbschnitt für mich macht. Wenn ich das alleine könnte, bräuchte ich auch die Halterung nicht!“
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