So funktioniert die Druckentlastung im Rollstuhl
Im Rollstuhl muss eine regelmäßige Druckentlastung vorgenommen werden. Empfohlen wird eine Änderung der Sitzposition alle 10 bis 15 Minuten. Die Sitzflächen werden so entlastet und effektiv davor geschützt, Schaden zu nehmen. Wie es geht, zeigt dieser Beitrag.

Bei einer Querschnittlähmung kann die Oberflächen- und Tiefensensibilität der Haut beeinträchtigt sein (siehe: Die Haut bei Querschnittlähmung). Reize werden aufgrund der geschädigten Nervenbahnen nicht mehr oder nur teilweise weitergeleitet. Positionswechsel zu Druckentlastung, die Menschen ohne Querschnittlähmung unbewusst durchführen, müssen daher bewusst vorgenommen werden. Nur durch eine regelmäßige Druckentlastung können Druckstellen (Dekubitus) vermieden werden. Entsprechende Hilfsmittel (Sitzkissen, Matratzen etc.) sind zwar sehr wichtig; sie allein reichen zur Prophylaxe aber meist nicht aus.

Die Druckentlastung sollte möglichst alle 15-20 Minuten, d.h. drei bis viermal stündlich, für ein bis zwei Minuten stattfinden. Mit der Zeit sollte ein entsprechendes Schema zur Routine werden. Manchen Menschen fällt es jedoch schwer, sich regelmäßig an diese Notwendigkeit zu erinnern. Hilfreich kann eine Erinnerung sein, die z. B. das Smartphone schickt.
Entlasten ohne sich zu überfordern
Jahrzehntelang wurde vermittelt, dass das Entlasten durch ein Anheben des Körpers (Abheben) erfolgen sollte. Heute weiß man, dass dies aufgrund der Überbeanspruchung der Schultern, nicht ideal ist. Auch ist diese Form der Druckentlastung für Tetraplegiker aus Kraftgründen meist nicht möglich. Aber es gibt Alternativen:
„Sie können sich über die linke Armlehne hängen und so das rechte Gesäß entlasten und etwas später umgekehrt das linke Gesäß. Manchmal hilft auch, im Rollstuhl nach vorne zu rutschen und dann wieder nach ganz hinten und das Gewicht über die Oberschenkel abzuleiten, indem man sich ganz nach vorne beugt“ (Koch/Geng, 2021).
Richtig entlasten bei Querschnittlähmung
- Gesäß vom Stuhl anheben
Hierfür ist eine gute Armkraft notwendig.
- Die Bremsen anziehen. Die Hände auf Armlehnen oder Rollstuhlreifen aufstützen und den Körper anheben, bis das Gesäß keinen Kontakt mehr zum Sitz hat.
- Langsam bis 20 zählen, dann wieder zum Sitzen kommen.
- Alle 15 Minuten wiederholen.
- Sich von einer Seite zur anderen lehnen
Menschen, die ihre Schultern schonen wollen/müssen, können ihr Gewicht auch seitlich verlagern.
- Die Bremsen anziehen.
- Einen Arm an der Rollstuhllehne einhaken und auf diese Seite lehnen. So wird der Druck von der Gesäßhälfte auf der anderen Seite genommen.
- Langsam bis 20 zählen, dann die Übung auf der anderen Seite wiederholen.
- Den gesamten Ablauf alle 15 Minuten wiederholen.
Tetraplegiker können keine so extreme Seitwärtsneigung wie Paraplegiker ausführen. Bei einer leichten Neigung zur Seite haken den Arm am besten hinter dem Schiebegriff an der Rückseite des Rollstuhls ein.
- Den Oberkörper nach vorne lehnen
Dies ist eine weitere wirksame Methode, aber auch hier ist eine Armkraft und Rumpfstabilität notwendig. Tetraplegikern kann eine zweite Person bei der Ausführung helfen.
- Die Bremsen anziehen.
- Nach vorne beugen (d.h. die Brust in Richtung der Knie bewegen).
- Das Gleichgewicht halten, indem die Arme auf den Oberschenkeln abgestützt werden.
- Langsam bis 20 zählen, dann wieder in eine aufrechte Position kommen.
- Alle 15 Minuten wiederholen.
Alternativ kann der Oberkörper auch auf einer festen Unterlage, z. B. einem Tisch, abgelegt werden.
Wer im Elektrorollstuhl mobil ist, kann die Liegefunktion oder falls gegeben die Stehfunktion zur Druckentlastung verwenden.
Siehe auch: Prävention von Druckstellen (Dekubitus) bei Querschnittlähmung

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