Spastik bei Querschnittlähmung: Negative und positive Aspekte
Bei einer Spastik gehorchen die Muskeln nicht mehr der willkürlichen Steuerung, sondern zeigen eine Eigenaktivität, die bei starker Ausprägung den gesamten Alltag erschweren kann. Aber: Spastik hat auch positive Seiten, die Menschen mit Querschnittlähmung gezielt nutzen können.

Spastik und Spasmen können großen Einfluss auf das Leben und den Alltag querschnittgelähmter Menschen haben – im negativen und auch im positiven Sinne.
Negative Aspekte von Spastik, beziehungsweise Spasmen
Oft unkontrollierbar
Sehr anstrengend und kräftezehrend
Häufig sehr schmerzhaft – was zusätzliche Diagnostik und Therapien erfordern kann.
Verletzungsrisiko (von Hautschürfungen bis zu Knochenbrüchen), wenn Betroffene sich bei unkontrollierbaren Bewegungen Gliedmaßen anschlagen oder aus dem Rollstuhl fallen.
Atemprobleme
Bewegungseinschränkungen
Gefahr von Muskelverkürzungen als Begleiterscheinung (die medizinisch streng genommen nicht zur spastischen Bewegungsstörung gezählt werden. Siehe Beitrag Spastik als Folge einer Querschnittlähmung).
Aufgrund von Reibung und Scherkräften erhöhtes Risiko für Druckgeschwüre
Erhöhtes Sturzrisiko
Nahrungsaufnahme und tägliche Körperhygiene können erschwert werden – sowohl für den Betroffenen selbst als auch für etwaige Pflegende, die ebenfalls einem gewissen Verletzungsrisiko ausgesetzt sind.
Nicht zu vergessen: Die psychologischen und sozialen Auswirkungen.
Besonders in der Erstrehabilitation kommen oft Frustration oder Resignation auf, gerade wenn Angehörige die unkontrollierbaren Muskelaktivitäten fehlinterpretieren: „Du kannst das Bein ja doch bewegen“.
Auswirkungen auf die gesellschaftliche Teilhabe – zum Beispiel beim Sport
Positive Effekte
Einig sind sich Experten und Betroffene aber auch in diesem Punkt: Spastik, beziehungsweise Spasmen, haben auch ihre positiven Seiten.
Kann zu mehr Stabilität und Kontrolle in den gelähmten Körperteilen führen
Viele Menschen mit Querschnittlähmung können die Spasmen gezielt auslösen und sie für Transfers oder andere Aktivitäten des täglichen Lebens nutzen.
Venöser Rückfluss: Die Muskelaktivität in den Beinen unterstützt den Rückfluss des Bluts zum Herz und wirkt Wassereinlagerungen entgegen.
Schwellungen der unteren Extremitäten treten seltener auf, die Gefahr von Thrombosen nimmt ab.
Wirkt Muskelabbau entgegen: Die unwillkürlichen Muskelbewegungen trainieren die Muskulatur, anders als bei einer schlaffen Lähmung kommt es selten zu Muskelatrophien.
Da häufig auch die Muskeln am Gesäß trainiert werden, bleibt diese Region relativ gut gepolstert, was wiederum vor Dekubitus schützen kann.
Schwellungen der unteren Extremitäten treten seltener auf, die Gefahr von Thrombosen nimmt ab.
Bei Tetraplegikern können Spasmen den Hustenstoß unterstützen.
Tritt Spastik stärker oder häufiger auf als gewohnt, kann sie ein Warnsignal sein, dass im gelähmten Teil des Körpers etwas aus dem Lot geraten ist, z.B. ein Blaseninfekt vorliegt.
Und schließlich verbrauchen Spasmen – wie bereits in der Negativ-Liste erwähnt – Energie und gehören daher je nach individueller Konstitution auch auf die Positiv-Seite: Nur wenige querschnittgelähmte Menschen mit starker Spastik haben Übergewicht.
Zum Weiterlesen
Der Beitrag Spastik als Folge einer Querschnittlähmung informiert über die medizinischen Hintergründe – was passiert im querschnittgelähmten Körper, wie kann Spastik gemessen werden, was sind die Unterschiede zwischen Spastik und Spasmen? Die Beiträge Spastik bei Querschnittlähmung: Chancen und Grenzen der Therapie sowie Sieben Faktoren, die das Auftreten von Spastik bei Querschnittlähmung begünstigen können und wie man sie vermeidet beleuchten den (medinzinischen) Umgang mit Spasmen bei Querschnittlähmung. Zudem stellen sie Möglichkeiten vor, diese zu reduzieren, beziehungsweise zu behandeln.
Dieser Text wurde mit größter Sorgfalt recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Die genannten Produkte, Therapien oder Mittel stellen keine Empfehlung der Redaktion dar und ersetzen in keinem Fall eine Beratung oder fachliche Prüfung des Einzelfalls durch medizinische Fachpersonen.
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