„Umprogrammierte“ Stammzellen zur Behandlung von Rückenmarkverletzungen

Japanische Wissenschaftler haben die Zulassung für Studien mit induzierten pluripotenten Stammzellen erhalten. Die Verfahren werden als sicher eingestuft; zwei Patienten haben bereits davon profitiert.

Wissenschaftler an der Keio University in Tokio haben die Erlaubnis, „umprogrammierte“ Stammzellen in Menschen mit Rückenmarkverletzungen zu injizieren. Bei einer für dieses Jahr geplanten Studie werden erstmals pluripotente Stammzellen* (iPS-Zellen) zur Behandlung von Rückenmarkverletzungen eingesetzt, nachdem ein Komitee des japanischen Gesundheitsministeriums dies am 18. Februar 2019 genehmigt hatte. IPS-Zellen entstehen, indem man Körpergewebszellen so manipuliert, dass sie in embryonalähnlichen Zustand zurückzukehren. Aus diesen neuen Stammzellen, können sich dann andere Zelltypen entwickeln. Klinisch eingesetzt werden iPS-Zellen bereits bei der Behandlung von Parkinson und anderen neurologischen Erkrankungen.

Die Studie

Das Team um Stammzellforscher Hideyuki Okano macht aus iPS-Spenderzellen neuronalen Vorläuferzellen , die sich zu Neuronen und Gliazellen entwickeln können. Bei geeigneten Patienten kann dann zwei bis vier Wochen nach Eintritt der Rückenmarksverletzung eine Injektion mit zwei Millionen Vorläuferzellen an der Läsionsstelle vorgenommen werden.  In Tiermodell (Versuche an Affen) war die Methode erfolgreich, da sich die verletzten Rückenmarksstränge der Versuchstiere regenerierten und die Mobilität verbessert wurde.

Die experimentelle Therapie war 2019 zunächst für den Einsatz an vier Patienten geplant. Von dem Erfolg der Studie – untersucht wird vor allem die Sicherheit – hängt ab, ob eine größere klinische Studie mit mehr Teilnehmern durchgeführt werden wird.

Der erste Patient wurde 2021 behandelt, drei weitere in 2022 und 2023.

Die Operationen zur Injektion der Stammzellen fanden einige Wochen nach der Verletzung statt, und die vier Männer erhielten sechs Monate lang immunsupprimierende Medikamente, um eine Abstoßung durch das Immunsystem zu verhindern. Nach der Stammzellenbehandlung konnte einer der Teilnehmer, der gelähmt war, wieder stehen, seine Gehfähigkeit verbesserte sich ebenfalls. Ein anderer Teilnehmer konnte Mobilität in Armen und Beinen zurückerlangen. Bei den übrigen zwei Teilnehmern wurden keine wesentlichen Verbesserungen festgestellt.

Die Studie sollte jedoch nicht zeigen, wie wirksam die Stammzelltherapie ist, sondern dass sie sicher ist, was sie auch war. Während der einjährigen Nachbeobachtungszeit wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet.

Im März 2025 wurden die Ergebnisse mit hier (externer Link) dargestellt. Weitere Studien stehen aus.

Weitere Therapien mit Stammzellen

Eine ähnliche Methode wird bereits in den USA untersucht. Die Studien mit embryonalen Stammzellen haben allerdings erst bei wenigen Menschen zu nur geringen Verbesserungen geführt, von denen nicht eindeutig gesagt werden kann, ob sie aufgrund der Behandlung auftraten oder Verbesserungen waren, wie sie nach Eintritt einer Querschnittlähmung innerhalb von bis zu 18 Monaten nach der Verletzung vorkommen können. Siehe: Erste Erfolge bei Stammzellentherapie

*Spenderstammzellen können aus verschiedenen Geweben des Menschen isoliert werden. Für die Isolation und medizinische Weiterverwendung wird Knochenmark- und Nabelschnurblut als Quelle bevorzugt.


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