S1-Leitlinie „Depressionen bei Menschen mit Querschnittlähmung: Besonderheiten in der Diagnostik und Behandlung“

Eine Querschnittlähmung ist ein chronischer, somatischer Risikofaktor, der eine Depression begünstigen kann. Eine Leitlinie der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegiologie (DMGP) erläutert den aktuellen Stand.

Das Expertengremium der DMGP sagt: „Sowohl in der Akutphase als auch in der lebenslangen Nachsorge querschnittgelähmter Menschen kann eine Depression (wieder-)auftreten, sie ist aber keine notwendige Reaktion auf eine Querschnittlähmung. Bei der Diagnostik der Depression sollten körperliche Begleitsymptome der Querschnittlähmung von somatischen Depressionssymptomen unterschieden werden (z. B. Schlafstörungen, Appetitverlust). Insbesondere bei den Hauptsymptomen Interessenverlust sowie und Antriebsmangel sollte daran gedacht werden, dass ein Interessenverlust auch durch die veränderte körperliche Situation bedingt sein kein; ein Energieverlust kann durch das vermehrte körperliche Training bedingt sein.“

Zusammenfassend werden folgende Empfehlungen genannt: „Psychotherapeutische Verfahren sollten individuell angepasst werden an die veränderte körperliche Situation. Es kommen Entspannungsverfahren, kognitive Verhaltenstherapie, achtsamkeitsbasierte Ansätze sowie die Förderung der Resilienz in Betracht. Pharmakologisch sollten Antidepressiva in ein therapeutisches Gesamtkonzept eingebettet werden. Primär sollten Antidepressiva eingesetzt werden, die die Konzentration von Monoaminen im synaptischen Spalt erhöhen. Tri- und Tetrazyklische Antidepressiva sollten vermieden werden aufgrund des hohen Nebenwirkungsprofils. Bei Vorliegen einer bipolaren, schizoaffektiven Störung oder Suizidalität sollte ein Facharzt für Psychiatrie in die Behandlung mit einbezogen werden.“

Aus dem Inhalt

  1. Zusammenfassung
  2. Einleitung
  3. Klinisches Bild/Diagnostik
    • Besonderheiten in der Diagnostik bei Querschnittlähmung
    • Differentialdiagnostik bei Menschen mit Querschnittlähmung
  4. Risikofaktore
    • Lähmungsniveau
    • Chronische Schmerzen
  5. Schutzfaktoren
    • Resilienz
    • Berufliche und soziale TeilhabeHoffnung und Lebenssinn
    • Achtsamkeit
  6. Therapie
    • Psychotherapeutische Verfahren
    • Körperliche Aktivitäten
    • Pharmakotherapie
  7. Komplikationsbehandlung
    • Überweisung an den Facharzt für Psychiatrie.
    • Management bei Suizidalität
  8. Prävention/Prophylaxe

Die Leitlinie basiert u. a. auf der S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Unipolare Depression (2022) unter Hinzunahme weiterer Leitlinien. Das verantwortliche Expertengremium der DMGP besteht aus, in Zentren für Querschnittlähmung klinisch tätigen psychologischen Psychotherapeuten und Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Neurologie.

Die vorliegende Leitlinie stammt aus dem Jahr 2023 und ist bis 2028 gültig.

Zum kostenfreien Download geht es hier.

Über die Leitlinien der DMGP

Die Deutschsprachige Gesellschaft für Paraplegiologie e.V. (DMGP) hat sich 2012 entschlossen, durch die Entwicklung von Leitlinien eine Grundlage für evidenzbasierte Rehabilitationsprogramme für Patienten mit einer Querschnittlähmung (QSL) zu schaffen. Ziel ist eine kontinuierliche Verbesserung der Qualität unter Berücksichtigung von individuellen Bedürfnissen, Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit.