Tabletten leichter schlucken
Tabletten schlucken macht wohl niemandem Spaß, aber manche Menschen tun sich damit ganz besonders schwer. Wissenschaftler der Universität Heidelberg untersuchten, ob die Medikamente mit speziellen Schlucktechniken leichter Richtung Magen flutschen.

Die Wissenschaftler erprobten zwei Techniken an 151 erwachsenen Studienteilnehmern. Die schluckten auf ihre eigene, selbstgewählte Art zunächst 16 Placebos in unterschiedlicher Form und Größe. Nach jeder Einnahme gaben sie auf einer Skala von eins bis sieben an, wie schwer die Tablette oder Kapsel für sie persönlich zu schlucken gewesen war.
Im Anschluss sollten sie die Tabletten, die am schwersten runtergingen, noch einmal schlucken. Dazu bekamen sie für Tabletten die „Plastikflaschen-Methode“ (pop-bottle-method) und für Kapseln die Vorwärts-Neige-Technik (lean-forward-technique) gezeigt.
Beide Methoden empfanden die Probanden als sehr effektiv. Die Plastikflaschen-Methode half 60% der Teilnehmer deutlich beim Schlucken. Sie wurde insgesamt 283 Mal durchgeführt und 191 Mal positiv bewertet. Die Vorwärts-Neige-Technik beschrieben 32 und 35 Teilnehmer als Erleichterung beim Schlucken.
Die Plastikflaschen-Technik
- Menschen, die Tabletten mit dieser Technik einnehmen, legen sich die Tablette auf die Zunge und schließen die Lippen fest um die Öffnung einer Plastikflasche.
- Mit einer schnellen Bewegung saugen sie Wasser aus der Flasche und schlucken den schwungvollen Zug mit der Tablette zusammen runter.
- Die Flasche darf dabei ruhig eindellen, nur Luft sollte nicht nachströmen.
Die Technik erfordert es, dass Personen ihren Mund um die Öffnung einer Plastikflasche legen können, um das Nachströmen von Luft zu verhindern. Sie müssen in der Lage sein, eine Flasche entsprechend zu handhaben oder brauchen Hilfe dabei. Daher wird die Methode wohl nicht in jedem Fall praktikabel sein.
Die Vorwärts-Neige-Technik
Diese Methode ist einfacher zu handhaben und erzielte auch in der Studie die größten Erfolge:
- Den Kopf aufrecht halten und die Kapsel auf die Zunge legen.
- Einen mittelgroßen Schluck Wasser aufnehmen, ohne ihn zu schlucken.
- Den Kopf Richtung Brustkorb neigen und dabei das Wasser und die Kapsel runterschlucken.
Fragen Sie Ihren Arzt oder Therapeuten!
Im Zusammenhang mit einer hohen Rückenmarksverletzung kann die Schluckfähigkeit beeinträchtigt sein (siehe Beitrag Schluckfunktionsstörungen bei Querschnittlähmung).
Unter den Probanden der Heidelberger Studie waren nach Kenntnisstand der Redaktion keine Menschen mit Querschnittlähmung – ob die vorgestellten Techniken insbesondere für Menschen mit hoher Lähmung und entsprechenden Beeinträchtigungen geeignet sind, wurde nicht untersucht.
Menschen mit hoher Rückenmarksschädigung sollten, bevor sie eine der geschilderten Schlucktechniken ausprobieren, auf jeden Fall Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt, ihrem Logopäden oder einem ähnlichen Experten halten.
Die – zum Teil mit Luft gefüllte – Kapsel bewegt sich auf dem Wasser automatisch Richtung Rachen, wenn sich der Kopf nach unten neigt. So lässt sie sich einfacher schlucken.
Die Forscher rieten davon ab, den Kopf in den Nacken zu legen und dann zu schlucken, wie es häufig gemacht wird. Dadurch sei die Speiseröhre verengt und das Schlucken werde eher noch erschwert.
Dieser Text wurde mit größter Sorgfalt recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Die genannten Produkte, Therapien oder Mittel stellen keine Empfehlung der Redaktion dar und ersetzen in keinem Fall eine Beratung oder fachliche Prüfung des Einzelfalls durch medizinische Fachpersonen.
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