Leben mit Querschnittlähmung: Mundmaler Lars Höllerer erhält Verdienstorden für soziales Engagement
Seit einem Motorradunfall vor über 30 Jahren war Lars Höllerer († 2025) Tetraplegiker: „Ich hätte damals nicht gedacht, was alles noch an schönen und herzerwärmenden Dingen in meinem Leben kommen würde – trotz der Schmerzen, gesundheitlicher Probleme und Einschränkungen.“ Dem Mundmaler Lars Höllerer hat die Kunst wichtige Impulse gegeben – und sein Engagement als Botschafter der Inklusion und Unterstützer Hilfsbedürftiger. Dafür wurde er nun mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet.

Mit dieser Ehrung hätte er nicht gerechnet, sagt Lars Höllerer immer noch ein bisschen überwältigt, als sich der Raum langsam füllt, wie seine Heimatzeitung, der Südkurier, berichtet (der folgende Text ist diesem Bericht entnommen). Die zahlreichen Gäste sind zur Überreichung des Bundesverdienstordens an den Künstler erschienen, der sich trotz seiner schweren Behinderung für andere engagiert. Verliehen hat ihm die Auszeichnung, die korrekt Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland heißt, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Februar 2024 auf Vorschlag des Baden-Württembergischen Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die feierliche Übergabe nahm der Überlinger Oberbürgermeister Jan Zeitler vor. Er würdigte Lars Höllerer in einer bewegenden und wertschätzenden Rede.
Durch Motorradunfall vom Hals abwärts gelähmt
Im Alter von 21 Jahren erleidet Lars Höllerer einen Motorradunfall und ist seitdem vom Hals abwärts gelähmt. Bereits in der Reha beschäftigt er sich mit Kunst und erlernt die Mundmalerei. Lars Höllerer bildet sich Ende der 1990er Jahre in der Kunstakademie Mühlhofen fort und erlangt wachsende Anerkennung.

Er wird schrittweise in die Vereinigung der mund- und fußmalenden Künstler aufgenommen, wo er seit 2007 Vollmitglied ist. Seitdem hat der Mundmaler zahlreiche Ausstellungen bestückt und engagiert sich für die Inklusion. Er besucht Kindergärten und Schulen, wo er Kindern seine Maltechnik mit dem Mund vorführt und die Scheu vor Menschen mit Behinderungen abbaut. Dazu versteigert er immer wieder Bilder und spendet den Erlös, um andere Menschen in schwierigen Situationen zu unterstützen.
„Holla die Waldfee, die kommen alle für mich!“ Das sei ihm durch den Kopf gegangen, als er erfuhr, wer zu seiner Ehrung geladen sei, sagt Lars Höllerer mit seinem typischen Humor. Zur feierlichen Verleihung in einem Restaurant an der Promenade in Überlingen sind die beiden Landtagsabgeordneten Martin Hahn und Klaus Hoher erschienen, dazu einige Stadträte, die Behindertenbeauftragte Irene Wickbold sowie Familie und Freunde des Geehrten.
Im Rollstuhl ständig auf Hilfe angewiesen
„Ich finde, es gibt viele Institutionen, die das mehr verdient hätten, aber gefreut habe ich mich trotzdem“, fügt Höllerer an. Er liest anschließend das erste Kapital seines Buchs „Roll.On“ vor, in dem er die ersten 26 Jahre im Rollstuhl schildert. Mittlerweile sind es fast 33 Jahre. Sehr offen beschreibt er zu Beginn des Buches, wie er sich nach der Diagnose das Leben nehmen will, aber nicht weiß wie. Überlingen sei ein schlechter Ort für Menschen, die ständig auf Hilfe und einen elektrischen Rollstuhl angewiesen seien und Selbstmordgedanken hegten. Dann lernt er zu malen und findet darin eine besondere Erfüllung und neue Aufgaben. „Ich hätte damals nicht gedacht, was alles noch an schönen und herzerwärmenden Dingen in meinem Leben kommen würde – trotz der Schmerzen, gesundheitlicher Probleme und Einschränkungen.“ (Siehe auch Beitrag Gehört: Roll.on. Das war‘s dann wohl mit Frauenheld! – Der-Querschnitt.de)
Bei Kindern erlebt er Offenheit und Toleranz
Lars Höllerer meint, dass er für die Dinge ausgezeichnet werde, die er „von Herzen gern macht“. Er schildert die wundervolle Erfahrung, mit Kindern zu sprechen, ihre Offenheit und Toleranz zu erleben. In über 250 Ausstellungen und Lesungen hat er sich und seine Bilder vorgestellt und viel Anerkennung erfahren. Sein besonderer Dank geht an seinen Vater, der ihn seit dem Unfall unterstützt, und die „vielen Helfer“, auf die er angewiesen ist.
Der Text von Sabine Busse erschien zuerst im Südkurier. Die Redaktion von Der-Querschnitt.de dankt der Autorin und der Redaktion Überlingen für ihre Zustimmen zur Zweitveröffentlichung der gekürzten Fassung. Den vollständigen Bericht finden Sie hier (externer Link): https://www.suedkurier.de/11976888.
Weitere Berichte über Lars Höllerer in derselben Zeitung finden Sie über diese Links:
http://www.suedkurier.de/10688504
http://www.suedkurier.de/10260094
http://www.suedkurier.de/9881365
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