Cannabis zur Behandlung von Schmerzen und Spastik: Erfahrungen von Menschen mit Querschnittlähmung
Schmerzen und Spastik sind Folgen einer Querschnittlähmung, mit denen viele Betroffene zu kämpfen haben. Die Suche nach einer individuell geeigneten Therapie, ist oft meist mühsam; z. B. wegen der Frage nach Wirksamkeit und Nebenwirkungen. Vier Menschen, die Cannabis für sich entdeckt haben bzw. hatten, erzählen:

Cannabis scheint bei der Therapie von Menschen mit Querschnittlähmung durchaus sinnvoll sein zu können: Studien haben nicht nur die schmerzstillenden Eigenschaften von Cannabidiol (CBD) nachgewiesen, sondern auch seine Fähigkeit, die Spastik bei Patienten mit Querschnittlähmung zu reduzieren. Auch der medizinische Wert von Tetrahydrocannabinol (THC) bei der Behandlung bei Querschnittlähmung wurde belegt. Verschiedene Studien zeigen, dass THC viele Symptome wie Schmerzen, Spastik, Blasenkontrolle und Schlaflosigkeit verbessert. Für einen ausführlichen Beitrag zum Thema siehe: Der Einsatz von Cannabis bei Querschnittlähmung
Erfahrungen von anderen Betroffenen, können Menschen mit Querschnittlähmung, die selbst unter Schmerzen und/oder Spastik leiden, helfen, eine Entscheidung zu treffen, ob sie eine Behandlung mit Cannabis ausprobieren möchten oder nicht.
Tetraplegikerin Franziska Quadri
Die (nur in schweizerdeutsch verfügbare) Dokumentation „Tetraplegikerin Franziska Quadri – Mit Cannabis gegen den Schmerz“ des Senders Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) aus dem Jahr 2019 zeigt, wie Tetraplegikerin Fransiska Quadri für ein selbständiges Leben, für die Legalisierung von Cannabis für Kranke und Behinderte in der Schweiz und gegen ihre neuropathischen Schmerzen kämpft.
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Mehr InformationenObwohl sie eigentlich eine 24-Stunden-Betreuung bräuchte, verbringt Quadri, die nach einem Gleitschirmunfall vom Hals abwärts querschnittgelähmt ist, die Nächte alleine und regungslos in ihrer Wohnung. Bei der Umlagerung am folgenden Morgen wird Quadris Körper nach der langen Liegezeit von Spasmen und Schmerzen geschüttelt.
Ein kleines Stück Linderung verschafft ihr ein Joint. Cannabis entspannt die Muskeln. Schmerzmittel wie Morphium sind wirkungslos gegen Franziska Quadris neuropathische Schmerzen. Doch nur die weniger wirkungsvollen Cannabis-Tropfen erhält sie von ihrem Arzt. Den Hanf, den sie raucht, muss sie sich illegal besorgen. Als Präsidentin des „Medical Cannabis Clubs Zürich“ kämpft Franziska Quadri darum auch dafür, dass Kranke und Behinderte in der Schweiz ungehinderten Zugang zu Cannabis haben und dieses in geprüfter Qualität beziehen können.
Tetraplegiker Chris
Chris bricht sich bei einem Unfall die Halswirbelsäule und ist seitdem querschnittgelähmt. Um die Spastiken und Schmerzen zu lindern, bekommt er medizinisches Cannabis. Die ZDF-Doku 37 Grad begleitet ihn:
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Mehr InformationenChris ist nach einem Badeunfall querschnittgelähmt. Mit dem Umstand nicht mehr laufen zu können, findet er sich ab, doch Spastik und neuropathische Schmerzen quälen ihn. Der Konsum von Cannabis zeigt von Anfang an eine Wirkung: Seine Muskeln entspannen, die Schmerzen lassen nach. Zunächst bezieht er es privat, nach etwa einem Jahr bekommt Chris medizinisches Cannabis verschrieben. Mit Hilfe der „Droge“ schafft der junge Mann es schließlich, sich neu zu orientieren. Er absolviert eine Ausbildung zum Erzieher und auch Autofahren ist wieder möglich, solange die Dosierung stimmt und stabil ist. Dank Cannabis hat Chris wieder ein Stück seiner Freiheit zurück: “Das war die beste Entscheidung meines Lebens.”
Tetraplegiker Sascha Schrön
Auch Tetraplegiker Sascha Schrön hat Erfahrungen mit dem Konsum von Cannabis gemacht. Er erzählt über die anfängliche positive Beeinflussung der Spastik, erkennt im Nachhinein aber auch die Schattenseiten: „Schon in meiner ersten Reha haben andere Betroffene mir gesagt: ‚Kiff mal, das hilft.‘ Und das hat es tatsächlich. Bei meinem ersten Joint in der Klinik war ich sofort tiefenentspannt. Ich konnte mich endlich mal bewegen, ohne dass ich überall zuckte. Aber mein Kreislauf ging in den Keller und hab es gerade noch so ins Bett geschafft. Ich muss aber sagen, es war ein sehr angenehmer Abend und eine richtig entspannte Nacht. Während meiner restlichen Reha habe ich es dann vielleicht mit dem Kiffen etwas übertrieben. Klar hat es mir geholfen bei der Spastik und auch damit mit der neuen Situation psychisch klarzukommen. Aber ich habe mich nicht auf die anderen wichtigen Aspekte der Reha konzentriert.“
Für einen vollständigen Bericht siehe: Leben mit Querschnittlähmung: Über Cannabis und Spastik
Paraplegiker Jörg Rosin
Nicht mit dem Rauchen von Marihuana, sondern mit dem Verwenden von Cannabis als Spray, hat Paraplegiker Jörg Rosin Erfolge gesehen. Allerdings nicht bei der Behandlung von Spastik (was ursprünglich das Ziel war), sondern bei der von Gelenkschmerzen: „Jahrelang wurde meine Spastik mit allem Möglichen behandelt und nichts hat geholfen. Dann hat mein Hausarzt mir Cannabis verordnet.“ Bei der Spastik merkte Rosin noch großen Verbesserungen, aber die Schmerzen in den durch jahrelange Überlastung geschädigten Gelenken, vor allem den Ellbogengelenken, verschwanden. Ein negativer Nebeneffekt sind laut Rosin ein Verlangsamung der Peristaltik des Darms und dadurch ein erschwertes Darmmanagement.
Für einen vollständigen Bericht siehe: Leben mit Querschnittlähmung: „Was mir geholfen hat? Cannabis und Apfelessig.“
Die Beiträge, die in der Kategorie „Erfahrungen“ veröffentlicht werden, schildern ganz persönliche Strategien, Tipps und Erlebnisse von Menschen mit Querschnittlähmung. Sie stellen keine Empfehlung der Redaktion dar und spiegeln nicht die Meinung der Redaktion wider. Wer auch gerne auf Der-Querschnitt.de Erfahrungen teilen möchte, wendet sich bitte an die Redaktion. Siehe: Ihre Erfahrungen helfen anderen.
Dieser Text wurde mit größter Sorgfalt recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Die genannten Produkte, Therapien oder Mittel stellen keine Empfehlung der Redaktion dar und ersetzen in keinem Fall eine Beratung oder fachliche Prüfung des Einzelfalls durch medizinische Fachpersonen.
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