Darmentleerungstechniken bei Querschnittlähmung
Bei den Darmentleerungstechniken unterscheidet man primär zwischen liegenden und mobilen Patienten mit Querschnittlähmung. Bei liegenden Patienten erfolgt die Darmentleerung vorzugsweise in linker Seitenlage; nur wenn dies nicht möglich ist, wird sie in rechter Seiten- bzw. Bauchlage durchgeführt. Keine Bettschüsseln verwenden, da die Gefahr von Druckstellen besteht. Beim mobilen Patient findet die Defäkation auf dem Duschrollstuhl bzw. direkt am WC statt. Sitzfläche bei Bedarf abpolstern zur Vermeidung von Druckstellen. Eine entspannte Sitzposition (nicht zu steil) und keine baumelnden Beine ist für eine selbständige Stuhlentleerung wichtig.

Nachfolgend sind die Darmentleerungstechniken bei Querschnittlähmung in alphabetischer Reihenfolge kurz erläutert. Es sind auch Kombinationen der einzelnen Techniken möglich.
Anal – und Rektalstimulation (auch digitales Reizen genannt)
Vorsichtige kreisende – mit leichtem Druck gegen die Darmwand durchgeführte – Stimulation/Reizung im Ampullenbereich zur Auslösung des Defäkationsreflexes. Dadurch wird der externe Sphinkter gedehnt. Die kreisenden Bewegungen werden durchgeführt bis eine Reaktion erkennbar z. B. der interne Sphinkter kontrahiert sich, Darmwand entspannt sich, Luftabgang. Die Stimulation dauert 15 – 20 Sekunden selten länger als 1 Minute.
Nach 5 – 10 Minuten den Vorgang nochmals wiederholen, bis die Darmentleerung vollständig erfolgt ist.
Anus- und Dammbeklopfung / Wasserstrahl
Zum Auslösen der reflektorischen Darmentleerung. Der Vorgang ähnelt der reflektorischen Blasenentleerung (Blase triggern). Für die reflektorische Auslösung der Darmentleerung kann die Entleerung auf dem Closomat WC indiziert sein – Auslösung des Reflex durch Warmwasserstrahl (Achtung – Temperaturkontrolle nötig).
Anal Stretching
Dehnung des Anus bei spastischem Schließmuskel mit 1-2 Finger.
Atemtherapeutische Unterstützung
Atemtechniken können die Darmentleerung unterstützen.
Colonmassage
Für die Colonmassage muss der Verlauf des Colons beachtet werden. Colonmassage mit Bewegungen in Richtung Enddarm durchführen. Eine besonders verstärkte Bauchmassage ist im Bereich der linken Flexur angezeigt. Die Colonmassage beginnt beim absteigenden Colon, danach über den querliegenden Teil des Colons zum aufsteigenden Teil. Die Massage findet in Form von Wellenbewegungen statt. Der Darminhalt soll dabei immer im Richtung Enddarm weiter bewegt werden. Unterstützend kann in gleicher Weise mit einem lauwarmen Wasserstrahl gearbeitet werden. Trommeln im Bereiche der linken Flexur führt zum leichteren Abgang der Winde. Bei spastischem Abdomen kann die Colonmassage eine Bauchspastik auslösen. Sie ist jedoch nicht kontraindiziert. Für detailliertere Informationen siehe Beitrag Colonmassage.
Darmstimulation
Die Indikation eines sakralen Vorderwurzelstimulators ist üblicherweise urologisch. Der Stimulator kann aber auch erfolgreich für die Defäkation eingesetzt werden.
Digitale Ampullenkontrolle
Wird mit einem Finger durchgeführt und dient der Kontrolle, ob sich im Enddarm Stuhl befindet.
Digitales Ausräumen des Ampullenbereiches
Wenn unbedingt erforderlich vorsichtiges manuelles (mit einem Finger) Ausräumen des Stuhlgangs mit Gleitmittel (Vaseline, Babyöl oder bei sensiblen Patienten mit Kathetergleitmittel oder Lidocain). Eine wurstförmige Stuhlkonsistenz ist für das digitale Ausräumen hilfreich.
Transanale Irrigation
Die transanale Irrigation wird unterteilt in Low Volume und High Volume Irrigation.
Bei der Low Volume Irrigation (auch als Mini-Irrigation bezeichnet) werden 160-180 ml Wasser in den Enddarm eingeführt. Bei der High Volume Irrigation wird ein Katheter in den Enddarm eingeführt. Je nach Hersteller kann dieser mit einem Konus-Katheter oder mit einem Ballonkatheter, der mittels Wasser-oder Luft geblockt wird, um im Enddarm fixiert zu werden, verwendet werden (ähnlichen einem Dauerkatheter bei der Blase). Dann wird manuell (Mini-Irrigation) mittels einer Pumpe (manuell oder elektrische Pumpe) über den Katheter lauwarmes Wasser in den Darm eingebracht. Dieses Wasser erweicht den Stuhl und stellt ein Volumen dar, welches die Peristaltik im Dickdarm anregt. So kann der Stuhl beim Entfernen des Katheters entleert werden.
Pressen durch Bauchpresse
Ersatzlösungen zum physiologischen Pressen bei schlaffer Darmlähmung. Diese Methode ist als Dauerlösung nicht anzustreben, da der abdominale Druck erhöht wird und es auf Dauer zu Schädigungen kommen kann.
Weitere pflegerische und therapeutische Maßnahmen
Diese richten sich nach Symptomen und Ursachen der Darmentleerungsstörungen.
Neben den oben geschilderten Darmentleerungstechniken bei Querschnittlähmung existieren verschiedene sogenannte Alternativbehandlungsmethoden, welche die Funktion der Darmentleerung unterstützen können. Dazu gehören unter anderem:
- Aromatherapie (siehe: Aromatherapie bei Verdauungsproblemen)
- Entspannungstherapien – Techniken (siehe: Entspannungsmethoden)
- Akupressur, Akupunktur (siehe: Per Fingerdruck zur besseren Verdauung)
- Farb-, und Lichttherapie (siehe: Farbmeridiantherapie bei Querschnittlähmung)
- Bachblütentherapie (siehe: Bach-Blüten und Schüssler Salze bei Darmproblemen)
- Fußreflexzonenmassage (siehe: Fußreflexzonentherapie bei Querschnittlähmung)
- Colonhydrotherapie (siehe: Colon-Hydrotherapie bei Verstopfung)
- Mineral – und Steintherapie
Diese Therapien müssen individuell abgeklärt werden.
Dieser Text wurde mit größter Sorgfalt recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Die genannten Produkte, Therapien oder Mittel stellen keine Empfehlung der Redaktion dar und ersetzen in keinem Fall eine Beratung oder fachliche Prüfung des Einzelfalls durch medizinische Fachpersonen.
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