Wheelyboats: Stiftung versorgt Großbritannien mit rollstuhlgerechten Freizeitbooten
Die britische Stiftung „The Wheelyboat Trust“ will möglichst viele rollstuhlgerechte Freizeit-Boote unters Volk, beziehungsweise auf die Wellen bringen. Vergnügungsfahrten, Naturbeobachtungen, Angeln auf kleinen Seen oder auch Touren in Küstengewässern sollen auch für Menschen im Rollstuhl möglich sein. Im Laufe der Jahre hat der Trust für diesen Zweck acht verschiedene rollstuhlgerechte Modelle entwickelt, die in Handarbeit hergestellt werden.

Die Idee zum Wheelyboat stammt von Alan Faulkner. Sein (Angel-)Freund Bill Buchanan war seit einem Unfall auf seiner Farm querschnittgelähmt, die beiden Männer wollten aber weiterhin die Gesellschaft des anderen beim Angeln genießen. Also wurden Pläne für einen barrierefreien Prototyp entworfen, ein Team fand sich zusammen und entwickelte das Wheelyboat-Konzept.
Wheelyboats: Zunächst für Angler gedacht
1984 wurde die Stiftung unter dem Namen „Handicapped Anglers Trust“ gegründet. Ziel war es zunächst, Angelvereine oder Anbieter von Angelfahrten mit dem neu entwickelten Wheelyboat auszustatten, um behinderten Anglern den Zutritt zu erleichtern. Schon ein Jahr später lief das erste Wheelyboat vom Stapel, hochoffiziell im Beisein Seiner Königlichen Hoheit (damals noch Prinz) Charles.
Nach dem Tod der ideengebenden Freunde lebt der Trust weiter, aufgrund vieler Nachfragen wurde die Zielgruppe und Modellpalette erweitert – seither geht es nicht mehr „nur“ um Angler. Folgerichtig wurde der Name der Stiftung in „The Weehlyboat Trust“ geändert.
Mittel für einzelne Projekte
Die – laut Eigenbeschreibung auf der Web-Seite – „kleine Wohltätigkeitsorganisation“ leistet Großes: „Unsere Hauptaufgabe besteht darin, Gruppen und Organisationen beim Erwerb von Wheelyboats zu unterstützen“, zum Beispiel Wassersportzentren mit inklusivem Ansatz, Outdoorzentren, Segel- und Motorbootvereine, Bootsvermietungen, sonderpädagogische Einrichtungen … und natürlich Angelvereine.
Geholfen wird aber auch Organisationen, die sich speziell zum Betrieb eines eigenen Wheelyboats gegründet haben. Der Trust hilft bei der Beschaffung von Mitteln für einzelne Projekte: „Mit unserer Hilfe sollten die Kosten eines Projekts daher niemals ein Hindernis für die Durchführung sein.“



Jedes Boot ein Einzelstück
Die Stiftung hilft aber auch mit der Bereitstellung des Know-hows und der handwerklichen Umsetzung der Pläne. Jedes der Boote ist ein Einzelstück, passend zu den Bedürfnissen der jeweiligen Organisation ausgestattet und in Lincolnshire auf Bestellung gebaut. Einige Beispiele für rollstuhloptimierte Lösungen:
- Hydraulische Plattformen oder passende Rampen für den selbstständigen Einstieg vom Steg aus
- Cockpit-Lösungen, die es auch Rollstuhlnutzenden möglich machen, das Boot zu steuern
- Kleinerer Motorraum als üblich – mehr Platz für Rollstuhlmanöver
Inzwischen sind (Stand: Juni 2023) im Vereinigen Königreich 228 Wheelyboats auf Küstengewässern, Lochs, Seen, Stauseen, Flüssen und Kanälen unterwegs. Nicht alle werden just for fun genutzt, manches Wheelyboat wird zum Beispiel als Wassertaxi eingesetzt.
Detaillierte Planungsskizzen
Der Trust ist nur in Großbritannien aktiv, an seinem bootsbauerischen Wissen und seinen Konstruktionsideen lässt er aber auch Menschen in anderen Ländern partizipieren. Auf (externer Link) Boats for disabled people — Wheelyboat Trust (wheelyboats.org) werden die meisten Wheelyboat-Modelle mit recht detaillierten Planungsskizzen vorgestellt.
„In ihren unzähligen Formen üben Boote, Bootsfahrten und Aktivitäten auf dem Wasser eine enorme Anziehungskraft aus und spielen im Leben vieler Menschen eine Schlüsselrolle. Allerdings gibt es für behinderte Menschen nur wenige Möglichkeiten zur Teilnahme. Der Wheelyboat Trust möchte dieses Ungleichgewicht beheben und behinderten Menschen die Möglichkeit geben, ihren Lieblingsbeschäftigungen an Bord nachzugehen“, betont der Trust auf seiner Seite.
„Freiheit auf dem Wasser“
Der Trust arbeitet unter dem Slogan „Wheelyboats – providing disabled people with freedom and independence on the water“ („Wheelyboats – Freiheit und Unabhängigkeit auf dem Wasser“). Wer mehr über die Stiftung erfahren will, findet auf ihrem Webauftritt alle relevanten Informationen – und alle Kontaktdaten: Wheelyboat Trust (wheelyboats.org)
Vielleicht schwappt die Idee ja doch noch aufs Festland-Europa über. Denn Wassersport und Freizeitaktivitäten auf oder am Wasser sind für viele Menschen mit Querschnittlähmung ein wichtiger Teil ihres Lebens. Inzwischen gibt es etliche Angebote auch für Rollstuhlnutzende – einige Beispiele hat Der-Querschnitt.de vorgestellt: