Mehr als nur praktisch: Kleidung für Rollstuhlfahrer
Kleidung für Rollstuhlfahrer muss mehrere Aspekte bedienen: Zum einen die persönlichen Modevorlieben, zum anderen aber auch funktionelle Vorgaben. Zahlreiche Labels bieten stylische und zugleich rollstuhltaugliche Mode an. Eine Auswahl.

Wer zum Beispiel wegen einer Querschnittlähmung einen Großteil seines Tages im Rollstuhl sitzend verbringt oder motorische Einschränkungen hat, braucht Kleidung, die für Rollstuhlfahrer konzipiert ist und die zu ihm passt. Angefangen vom Stoff, über die Schnitte bis hin zu Taschen und Nähten, die so platziert sein sollten, dass sie möglichst keine Druckstellen hervorrufen (siehe auch Fünf Basics gut gemachter Rollstuhlmode sowie Die Haut bei Querschnittlähmung). Bei Mobilitäts- und Bewegungseinschränkungen spielen zudem die Verschlüsse eine große Rolle: Klettverschlüsse und Reißverschlüsse sind leichter zu handhaben als Knöpfe. Ergänzend können kleine Hilfsmittel beim An- und Auskleiden nützlich sein – siehe auch Ganz schön anziehend: Anziehhilfen.
Die folgende, alphabetisch geordnete Auswahl beschränkt sich auf Hersteller, deren Kollektionen online erhältlich sind, und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weitere gute Adressen nimmt die Redaktion gern unter info(a)der-querschnitt.de entgegen.
Chairmelotte
Die Niederländer haben sich auf „wheelchair couture“ spezialisiert, also auf edle Bekleidung für Business, Ball oder Opernabend. Nach Möglichkeit arbeiten die Designer mit unsichtbaren adaptiven Elementen: So verdeckt eine verzierte Borte einen Reißverschluss, der es ermöglicht, den Rock komplett zu öffnen.
Überhaupt: Die Röcke! In der Rollstuhlkollektion bestehen die Chairmelotte-Modelle aus geschwungenen Bahnen, deren Zuschnitt dem sitzenden Körper angepasst ist. Wie bei den Hosen ist die Rückseite hoch, die Vorderseite extra tief geschnitten, damit der Stoff sich auch in der Leistengegend nicht bauscht.
Ein Video des Labels zeigt, wieso Rollstuhlmode tatsächlich nur im Sitzen passt …
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: Chairmelotte
Inpetto
Vor über 30 Jahren in Solingen gegründet, hat das Unternehmen nun seinen Sitz in Berlin. Seine Mode verkauft das Label ausschließlich über den eigenen Online-Shop. Alle Kleidungsstücke entstehen, so betont es die Website, in der eigenen Schneiderei in Berlin oder in kleinen, spezialisierten Manufakturen in Deutschland. Das Unternehmen will „integrative Kleidung“ anbieten, neben Bekleidungsstücken, die für Menschen mit Pflegebedarf konzipiert sind, finden sich im Online-Angebot auch zahlreiche Kleidungsstücke für Menschen im Rollstuhl, u.a. im üppig bestückten Bereich „Rollstuhl-Outdoorkleidung“ mit Capes, Beinschutz und Jacken aus unterschiedlichen Materialen für jede Witterung, die für Rollstühle mit Sitzschalen geeignet sind. Ebenfalls im Angebot: 9 verschiedene „Rolli-Leggins, nur für Rollstuhlfahrer“.
Dank Reißverschlusssystem können die Jacken an der Rückseite der Lehne geschlossen werden. Wie das genau funktioniert, zeigt ein kurzes Video:
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: Inpetto
IZ Adaptive
Das Label der kanadischen Designerin Izzy Camilleri bietet Hosen im „seated cut“, um im Sitzen getragen zu werden, mit einer zum Patent angemeldete komplett nahtfreien Hinterpartie und cooler Optik. Motto: „Just rolling in style“.
Designerin Izzy Camilleri ist Modefreaks ein Begriff: David Bowie trug ihre Klamotten, ebenso Samuel L. Jackson. Meryl Streep war in ihrer Rolle als bitterböse Zeitschriftenverlegerin in „Der Teufel trägt Prada“ nicht nur in Prada zu sehen, sondern auch in einem Pelzmantel von Izzy. 2009 startete sie mit ihrem IZ Label für Rollstuhlnutzende.
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: Adaptive Clothing | IZ Adaptive.
Kinetic Balance
Outdoor-orientierte Jeans, Jacken, Pullover für aktive Männer und Frauen hat das Label Kincetic Balance im Angebot. Die Niederländer produzieren Mode für aktive Rollstuhlnutzende – dabei greifen sie, was Materialien und Verarbeitung anbelangt, auf ihr Know-how aus dem Wassersportbereich zurück und kombinieren dieses Wissen mit durchdachten, für sitzende Menschen optimierten Schnitte. Einige Details: Magnetverschlüsse an Pullovern, Jeans, deren Stretch-Anteil sie in der Länge dehnbar macht, nicht in der Breite. Hinten flache Nähte, extratiefe Hosenschlitze – und recht sportlich und jung sehen die Klamotten auch noch aus. Die Niederländer werben selbstbewusst mit dem schönen Spruch „People stare, make it worth it“ (sinngemäß: Die Leute starren dich ohnehin an, sorge dafür, dass es sich lohnt“) für ihre Produkte.
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: Kinetic Balance
Marlo
Marlo wurde im März 2013 gegründet und war das erste spanische Unternehmen, das sich dem Design, der Herstellung und dem Verkauf von Hosen widmet, die an die Bedürfnisse von Menschen im Rollstuhl angepasst waren. Noch immer sind Hosen das Lieblingsstück der Spanier – über 50 verschiedene Modelle haben sie bereits auf den Markt gebracht. Entworfen und produziert wird in Spanien.
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: Marlo
Primark
Auch die Bekleidungskette Primark hat seit Anfang 2025 eine nach Eigenaussage „erschwingliche 49-teilige adaptive Bekleidungskollektion für Damen und Herren“, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit dauerhaften und vorübergehenden Behinderungen zugeschnitten sie. Die Kollektion wurde in Zusammenarbeit mit Victoria Jenkins, Designerin für adaptive Mode und Behindertenaktivistin, entwickelt. Die Kleidung ist in fünf deutschen Filialen und online erhältlich.
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: Primark
Renato

Das Unternehmen stellt seit Jahrzehnten Kleidung für Menschen im Rollstuhl her. Zum einen klassische Oberbekleidung für Herren und Damen mit adaptiven Details, zum Beispiel mit Hosen-Reißverschlüssen, die bis zur Schrittnaht verlängert sind, was auch das Katheterisieren erleichtern soll.
Einer der Schwerpunkte liegt auf durchdachter Outdoor-Mode: Capes, Ponchos, Fußsäcke, Jacken, Mäntel und Beindecken. Alle Modelle – so die Eigenbeschreibung – werden „den Anforderungen verschiedenster Krankheitsbilder und Rollstuhlvarianten gerecht“. Dafür arbeite „Renato“ mit einem Baukastensystem, das es ermöglicht, für nahezu jedes Handicap den richtigen Schnitt mit speziellen Extras anzubieten. Konsequenterweise gibt es daher nicht nur die Kategorie „Rollstuhljacken“, sondern auch „Schalenrollstuhljacken“.
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: Renato
Rollimoden
Seit 1988 produziert und vertreibt das Unternehmen schicke Bekleidung mit Funktion für Menschen im Rollstuhl. Der Schwerpunkt liegt laut Eigenbeschreibung auf adaptiver Mode, die dem Kunden alltägliche Probleme mit sogenannter „Fußgänger-Bekleidung“ abnimmt. Alle Schnitte sind der sitzenden Haltung angepasst und – laut Eigenbeschreibung – ideal auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern abgestimmt.
Im Laufe der Jahrzehnte baute das Label so ein breites Sortiment auf, mit Kollektionen für Frauen und Männer – jeweils vom Bademantel bis zum Business-Anzug.
Dazu gibt es in der Rubrik „Accessoires“ Taschen und Rucksäcke, alles fürs Bad, rollstuhlgerechten Outdoor-Bedarf, Handschuhe und Handschutz – und Socken. Den Schuhen – dank Rundum-Reißverschluss leicht an- und auszuziehen – gehört eine eigene Kategorie.
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: Rollimoden
Rollitex
Das Berliner Label bietet laut Eigenbeschreibung stylische und bequeme Kleidung für Rollstuhlfahrer: „Besondere Kleidung. Besondere Herstellung. Besondere Bedürfnisse.“ „Rollstuhlmode mit besonderer Passform für einen komfortablen Sitz im Rollstuhl. Aufwendig verarbeitete Materialien mit Stil und coolem Look.“ Auch dieses Label achtet auf die Details: besonders lange Leichtlauf-Reissverschlüsse, Gesäß-Passform mit erhöhtem Schnitt und völliger Verzicht auf Nähte und Nieten im Sitzbereich, um Dekubiti zu vermeiden, sind einige der Merkmale dieses Labels, das auch auf möglichst atmungsaktive Materialien setzt, die ein hautfreundliches Klima schaffen sollen.
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: ROLLITEX-Berlin
Schürmann
Gegründet 1988, steht die Firma Schürmann für rollstuhlgeeignete Mode und setzt mit ihrer Farbauswahl Akzente. Brigitta Schürmann entwarf zunächst Modelle für Kinder – als Krankenschwester hatte sie Kinder betreut, die auf Sitzschalen angewiesen waren und vergeblich nach passender Kleidung für sie gesucht.
Seither ist das Angebot stetig gewachsen. Heute finden sich im Online-Katalog Damen- und Herrenbekleidung, Beinschutz und Capes, Jacken (für die Nutzer von Rollstühlen und Sitzschalen-Rollstühlen), Unterwäsche und viele Accessoires wie Rollstuhltaschen, Tücher, Wärmesitzkissen für den Rollstuhl oder Handtücher mit eingearbeiteter wasserdichter Folie im Sitzbereich – siehe auch Beitrag Ab ins Wasser! Hilfsmittel für querschnittgelähmte Wasser(sport)fans.
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: Schürmann
Tommy Hilfiger adaptive
Das US-Modelabel Tommy Hilfiger bietet nun auch in Europa eine Kollektion für Erwachsene und Kinder mit Behinderungen an.
Laut Eigenbeschreibung des Labels zeichnet sich auch diese Kollektion „durch die Kombination von klassischer, amerikanischer Coolness mit einem aufregenden Design-Twist“ aus. Die Modelle von Tommy Hilfiger Adaptive seien u. a. für Menschen im Rollstuhl entworfen.
„Ich habe durch eigene Kinder mit besonderen Bedürfnissen gelernt, welch großen Einfluss Tommy Hilfiger Adaptive haben kann“, zitiert eine Pressemeldung des Unternehmens Tommy Hilfiger. „Jedes Teil hat die gleiche Qualität, die gleichen Materialien und das gleiche Grunddesign, das wir auch in unseren anderen Kollektionen anbieten. Die Adaptionen sind diskret, mit wirklich funktionellen Modifikationen, die das Anziehen erleichtern und es sowohl Kindern als auch Erwachsenen mit Behinderungen ermöglichen, unabhängig zu sein und sich wohl zu fühlen“. So wird mit verkürzten Rückenteilen, Magnetverschlüssen oder auch verlängerten Reißverschlusszügen für Menschen mit eingeschränkter Finger-/Handfunktion gearbeitet.
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: Tommy Hilfiger adaptive
Wundersee Fashion
Modedesignerin Anna Fee ist selbst Rollstuhlfahrerin – und weiß deshalb, worauf es bei Kleidung für sitzende Frauen ankommt. Ihr Modelabel trägt den schönen Namen „Wundersee® Fashion“ und das ebenso schöne Motto „Barrierefreie Designermode, die steht und sitzt.“ Die Wundersee-Mode wird in erster Linie für Rollstuhlnutzerinnen entworfen: praktisch, passend, bequem und modisch. Viele der Modelle sind jedoch laut Eigenbeschreibung auch für Fußgängerinnen geeignet oder als separates Fußgängerinnen-Modell erhältlich. Das gewünschte Kleidungsstück wird erst nach Eingang einer Bestellung geschneidert: „Damit verhindern wir Überproduktion und Stoffverschwendung.“ Nachhaltigkeit ist ohnehin ein Thema, zum Einsatz kommen z.B. Bio- und Recycling-Stoffe. Das Unternahmen lässt die Kleidungsstücke regional in Deutschland produzieren, spart damit Emissionen ein und zahlt gleichzeitig aufs soziale Konto ein: „Wir kennen unsere Produzenten persönlich und wissen, dass sie nachhaltig arbeiten und fair bezahlt werden. (Siehe auch: Wundersee fashion: Mode, die „steht und sitzt“.)
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: Wundersee Fashion
Zalando
Der Versandhändler hat sein Sortiment um adaptive Mode erweitert, die ersten Damen- und Herren- Kollektionen der Zalando-Eigenmarken Zign, Pier One, Anna Field, Yourturn und Even&Odd sind seit Herbst 2022 online erhältlich (siehe auch Beitrag Zalando erweitert Sortiment um adaptive Mode). Sie bestehen laut Eigenbeschreibung aus mehr als 140 verschiedenen Styles sowie Schuhen. Zusätzlich erweitert Zalando sein Sortiment um eine Kollektion von Tommy Hilfiger Adaptive.
Neben einer eigenen Landingpage für adaptive Mode im Fashion Store hat Zalando eine „Adaptive“-Markierung eingeführt, die adaptive Styles hervorhebt: „Embrace what makes you, you“.

Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: Adaptive Mode für Frauen, Männer und Kinder bei ZALANDO
Unterwäsche
Natürlich gibt es auch Unterwäsche für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Als Beispiel sei die Kleidung mit integrierter Anziehhilfe der Berliner Firma „saba Wäsche“ genannt. Die patentierten Slips und Unterhemden sind im Vorderteil geteilt. Klettverschlüsse öffnen und schließen die senkrechten Teilungsnähte.
Die Anziehhilfe (gelber Pfeil) besteht aus einem Band, an dessen Enden je ein Teil eines Klettbandes aufgenäht ist, an einer Seite das Flausch- und an der anderen das Hakenband. Das Unterhemd oder die Unterhose wird geöffnet und die Anziehhilfe an eins der rückwärtigen Wäscheteile angeklettet. Nun kann das Wäscheteil zum Körper gezogen und Hemd oder Hose geschlossen werden.
Die Wäsche kann der Betroffene selbst oder ein Assistent um den Körper legen und vorn schließen. Hemden müssen nicht über den Kopf gezogen werden, die Slips nicht von den Füßen nach oben gezogen werden. Stattdessen setzt man sich auf das Rückenteil und schließt dann Bund und Vorderteil. Der Slip bleibt am Körper, wenn das Vorderteil geöffnet ist – eventuell eine interessante Lösung für Menschen, die katheterisieren (siehe auch Beitrag Unterwäsche als Teil des Kontinenzmanagements bei Querschnittlähmung – Der-Querschnitt.de.
Hier (externer Link) geht es zu den Seiten des Herstellers: saba Wäsche
Einem anderen Unterwäsche-Teil, dem BH, ist ein eigener Beitrag gewidmet: So schließt man den BH bei eingeschränkter Handfunktion – Der-Querschnitt.de
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