Wohnen mit Querschnittlähmung: Tipps für rollstuhlgerechtes Zuhause

Do-it-yourself-Hilfsmittel, Umbauten und Ideen für ein Leben in Unabhängigkeit: Ein Video der Christopher & Dana Reeve Foundation und des UIS-amerikanischen Craig Hospitals zeigt in komprimierter Form, wie Menschen mit Querschnittlähmung ihre Wohnung in ein rollstuhlgerechtes Zuhause verwandeln (lassen) können.

Die Reeves-Foundation stellt einige Tipps und Tricks vor, mit denen Menschen mit Querschnittlähmung sich ein rollstuhlgerechtes Zuhause schaffen können

Unter dem Titel „Adaptive Hilfsmittel für die Unabhängigkeit: Universelles Design“ („Adaptive Tools for Independence: Universal Design“) stellen Stiftung und Klinik diverse Möglichkeiten vor, um ein rollstuhlgerechtes Zuhause zu schaffen. Gezeigt werden einfache Ideen für kleinere Verbesserungen – und auch für die ganz großen Lösungen.

Manches („Man wird Wände versetzen müssen“, „Auch ein vertikaler Lift ist eine Option“) ist nicht ohne Weiteres umsetzbar und fällt nicht mehr unter die Rubrik „kleine Veränderungen“. Aber das rund 9 Minuten lange Video bietet auch kleinere Anregungen an – übersichtlich sortiert nach einzelnen Wohnbereichen. Hier eine kleine Auswahl von Ideen, die die Stiftung Menschen mit Querschnittlähmung vorschlägt, um ihre Wohnung in ein rollstuhlgerechtes Zuhause zu verwandeln:

1. Türschwellen

  • Die kleine Lösung:  Einfache Gummirampen, die niedrige Schwellen überwinden (im Internet leicht mit Stichworten wie „Bordsteinrampe“ oder „Türschwellenrampe“ zu finden). Diese Mini-Rampen sind relativ preiswert (zwischen 16 und 100 Euro). Und sie haben einen weiteren Vorteil: Man legt sie einfach an die Stelle, an der man sie braucht. So können zum Beispiel hohe Schwellen raus auf die Terrasse unschädlich gemacht werden. Oder vielleicht auch die Wohnung von Freunden oder eine Ferienwohnung kurzzeitig etwas rollstuhlgerechter gestaltet werden, ohne dass der Boden durch Schrauben o.ä. beschädigt wird. (Weiterführende Informationen zur Schwellen-Problematik im Beitrag „Bessere Architektur für alle“ – Ein Gespräch über gutes Design, Inklusion und Nullschwellen – Der-Querschnitt.de)   
  • Bei größeren, bereits bestehenden Rampen sorgt raues Griptape (aus dem Skateboard-Shop oder dem Baumarkt) für mehr Haftung und bessere Traktion. Die Reifen drehen nicht durch, der Rollstuhl rutscht nicht weg. (Mehr zum Thema Rampen im Beitrag Im Rampenlicht: Mobile Rollstuhlrampen – Der-Querschnitt.de)

2. Türen

  • Das Video der Reeves-Stiftung schlägt u.a. vor, „Push Pull Rotate Door Handles“ an den Innentüren zu verbauen. Dieses Türöffner-System ist in Europa kaum bekannt. Die Tür wird dabei nicht durch Herunterdrücken einer Klinke geöffnet, sondern durch Drücken oder Ziehen oder Drehen des Knaufs. Jede Variante funktioniert in beide Richtungen. Push-Pull-Griffe gelten aufgrund ihrer einfachen Bedienung als vorteilhaft für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Aber Vorsicht: Vor der Montage genau informieren, ob das gewählte System zum deutschen Türblatt und seinen Öffnungen passt.
  • Auch eine Möglichkeit: Das Video schlägt als Alternative zur klassischen Tür Schiebetüren vor. Ihr Vorteil: sie lassen sich leicht öffnen. Zudem fällt das lästige Rangieren weg. Auch hier gibt es Variationsmöglichkeiten: Geöffnet werden können die Schiebetüren per Hand oder mit einer elektronischen, eventuell auch smarten Öffnungseinheit.
  • Weitere Idee: die Türscharniere könnten am Rahmen nach außen versetzt werden, was dazu beiträgt, dass die Tür sich weiter öffnen lässt. Auch bei diesem Punkt gilt der Hinweis: Erst checken (lassen), ob diese Lösung für deutsche Tür-Systeme überhaupt kompatibel ist.
  • Gegen Kratzer und Macken in den Türen: Unten an die Tür Stoßplatten aus Metall montieren. Das schützt das Holz, wenn man zu denen gehört, die die angelehnte Tür öffnen, indem sie mit den Fußrasten dagegen fahren. Noch schonender sind automatische Türöffner, siehe Beitrag Sesam, öffne dich! – Automatische und manuelle Tür- und Fensteröffner – Der-Querschnitt.de sowie Was können smarte Sprachassistenten leisten? – Der-Querschnitt.de.

3. Bodenbeläge drinnen und draußen

  • Im Garten könnte statt des Rasens Kunstrasen in Sportplatzqualität verlegt werden. Denn der ist deutlich leichter zu befahren als Naturrasen. Wem das zu plastik-lastig ist, könnte zumindest über Fahrstreifen aus Kunstrasen nachdenken, die sich in das natürliche Ambiente einfügen. (Siehe auch Beitrag Wege und Bodenbeläge im barrierefreien Garten – Der-Querschnitt.de)
  • In der Wohnung müssen hochflorige, flauschige Auslegware und Teppichböden leider raus. Stattdessen sollten Menschen mit Querschnittlähmung auf Fliesen- oder Teppichböden fortbewegen. Das spart Kraft. Zudem sind glatte Oberflächen leichter zu reinigen. (Für mehr Informationen siehe Beitrag Wohnen mit rollstuhlgerechten Bodenbelägen – Der-Querschnitt.de).

4. Möbel

  • Das Wohnzimmer lässt sich mit ein paar einfachen Tricks rollstuhlgerecht aufpimpen. Dazu empfiehlt das Reeves-Video, zum Beispiel das Sofa oder den Lieblingssessel auf Erhöhungen zu stellen. Damit kommen Sitzfläche des Sofas und Sitzfläche des Rollstuhls ungefähr auf dieselbe Höhe, was den Transfer vom Rollstuhl ins Polstermöbel einfacher und schulterschonender macht. (Mehr zu den Themen Schultergesundheit und Transfertechniken in den Beiträgen Transfertechniken bei Para- und Tetraplegie – Der-Querschnitt.de, Bei Querschnittlähmung: Diese sechs Punkte helfen, die Schultern zu entlasten – Der-Querschnitt.de sowie   Schulterproblematik bei Querschnittlähmung – Der-Querschnitt.de).
  • Für die Küche empfiehlt das Video unter anderem Liftsysteme für Oberschränke, damit diese auch vom Rollstuhl aus genutzt werden können. Und auch Regale sollten mit Ausziehböden ausgestattet werden, damit man leichter an die Dinge in der zweiten und dritten Reihe herankommt.
  • Die wichtigsten Geräte, wie zum Beispiel das Backrohr, sollten ebenfalls auf rollstuhltauglicher Höhe platziert sein (siehe auch Beitrag Lebensgefühl Küche: Barrierefreie Beispiele – Der-Querschnitt.de). ,
  • Bei anderen Dingen hilft oft ein kleiner Trick. So lassen sich zum Beispiel manche Klappen leichter öffnen, wenn an der Klappe ein Gurt zum Ziehen befestigt ist.
  • Clever für Handspüler: Wer hinter der Küchenarmatur einen Spiegel mit Neigung befestigt, kann ins Spülbecken sehen. Schmutziges Geschirr oder das Gemüse, das man Waschen will, rücken so ins Blickfeld.
  • Im Schlafzimmer könnten Rollstuhlnutzer die Schranktüren abmontieren und eine zusätzlich Kleiderstange in Greifhöhe anbringen. Das erleichtert das morgendliche Ankleiden ungemein.

5. In der gesamten Wohnung

Was können Menschen mit Querschnittlähmung noch für ein rollstuhlgerechtes Zuhause tun? Als letzten Tipp empfiehlt die Stiftung, möglichste viele Vorgänge im Haushalt mit smarten Lösungen oder per Fernbedienung zu erledigen – vom Einstellen des Thermostats über das Öffnen der Haustür bis zum Herunterlassen der Rollläden ist alles möglich. Und inzwischen auch erschwinglich.  (Siehe auch Beiträge Umfeldkontrolle in der eigenen Wohnung – Der-Querschnitt.de, Rollstuhlgerechtes Wohnen: allgemeine Anforderungen – Der-Querschnitt.de sowie Was können smarte Sprachassistenten leisten? – Der-Querschnitt.de).


Das Video mit vielen weiteren Ideen und Anregungen wird u.a. steht u.a. auf dem Youtube-Kanal der Christopher & Dana Reeve Foundation zur Vefügung:

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Mehr Informationen zur Christopher & Dana Reeve Foundation im Beitrag Behandlungsmöglichkeiten finden: Die Christopher & Dana Reeve Foundation. , zum Craig Hospital: (externer Link) Empowering Lives: Specialty Rehab for People with Spinal Cord Injury and Brain Injury


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