Zwölf Tipps zur Hautgesundheit bei Querschnittlähmung
Auf ihre Haut müssen Menschen mit Querschnittlähmung besonders gut aufpassen. Verschiedene Maßnahmen können helfen, das größte Organ des Körpers gesund zu halten. Frei nach dem Hashtag Hautgesundheit.

Wieso man auf die Hautgesundheit nach Eintritt einer Rückenmarkverletzung besonders gut achten muss, erklärt der Beitrag Die Haut bei Querschnittlähmung: Wichtig ist zu wissen, dass es nach einer Rückenmarksverletzung meist zu motorischen, sensiblen und vegetativen Störungen unterhalb der Läsionshöhe kommt, was Verletzungen und Hautschäden zur Folge haben kann, von denen Dekubitus nur eine ist (siehe: Dekubitus und Querschnittlähmung). Doch auch andere Veränderungen nach Eintritt einer Querschnittlähmung, können die Hautgesundheit beeinflussen.
Maßnahmen zum Schutz der Haut
Mit folgenden Maßnahmen kann man die Haut schützen:
- Hautkontrolle
Die regelmäßige Hautkontrolle dient der Einschätzung des Hautzustandes allgemein. Gleichzeitig gehört sie zu den effektivsten Maßnahmen zur Vermeidung von Druckstellen. Generell sollte die Hautkontrolle zweimal täglich erfolgen; bei schwer sichtbaren Stellen mit Hilfe von z. B. einem langstieligen Handspiegel. Häufiger sollte die Hautkontrolle durchgeführt werden, wenn Betroffene ein neues Hilfsmittel oder ein neues Kleidungsstück haben. Alarmsignale sind Pigmentveränderungen, Ausschlag, oder andere Hautveränderungen.
Siehe: Hautkontrolle bei Querschnittlähmung
- Hautpflege
Das Eincremen der Haut mit einer rückfettenden Lotion hilft, die Haut von außen mit Feuchtigkeit zu versorgen. Eine konsequente Hautpflege kann die Gewebetoleranz erhalten bzw. fördern und somit die Haut widerstandsfähiger gegen Druck und Reibung machen. Ist sie zu trocken, wird die Widerstandsfähigkeit herabgesetzt. Ist sie dauerhaft zu feucht, kommt es zum Aufquellen der Epidermis, wodurch Keime in die Haut eindringen können und sie zusätzliche empfindlich gegenüber Reibung und Scherkräften macht
Das tägliche Eincremen, besonders an beanspruchten Stellen, ist zu empfehlen. Dabei muss man Cremes und Lotionen individuell je nach Beschaffenheit der Haut auswählen: Bei trockener und normaler Haut sind Pflegeprodukte mit hohem Öl-Anteil, d. h. Wasser-in-Öl-Emulsionen, besonders geeignet, da sie die Haut nachhaltig pflegen und vor dem Austrocknen schützen. Bei fettiger Haut sollte man Präparate mit hohem Wasseranteil bevorzugen (Pohlmann, 2012).
Siehe auch: Die Haut bei Querschnittlähmung und Hautpflege bei trockener Haut
- Umgang mit Schwielen an Händen und Füßen
Ursache für Schwielen, d. h. Ansammlungen von abgestorbener, trockener Haut, Ursachen sind meist Überbeanspruchung oder Reibung. Sie treten z. B. an den Händen auf als Folge des Antreibens eines Aktivrollstuhls. Eine Optimale Behandlung und Pflege sollte mit entsprechenden Fachpersonen besprochen werden.
Ganz wichtig: Entlasten und Bewegen
- Entlastung
Im Rollstuhl muss eine regelmäßige Druckentlastung vorgenommen werden. Empfohlen wird eine Änderung der Sitzposition alle 10 bis 15 Minuten. Die Sitzflächen werden so entlastet und effektiv davor geschützt, Schaden zu nehmen. Dazu gehört, den Körper von der Unterlage zu heben, sich von einer Seite zur anderen oder von vorne nach hinten zu lehnen oder die Kippfunktion des Elektrorollstuhls zu nutzen.
Manchen Menschen fällt es schwer, sich regelmäßig an diese Druckentlastungen zu erinnern. Hilfreich kann eine Erinnerung sein, die z. B. das Smartphone schickt.
- Aktive und passive Bewegung
Sowohl aktive als auch passive Bewegung regen die Durchblutung an, was die Versorgung der Haut fördert und ihren Allgemeinzustand verbessert. Oberhalb der Läsionshöhe sollten innervierte Muskeln regelmäßig trainiert werden, doch auch (passive) Bewegungsübungen unterhalb der Läsionshöhe sind sinnvoll. Die Durchführung kann durch Physiotherapeuten, Pflegepersonen oder Heimtrainer erfolgen.
Siehe auch: Physiotherapie bei Querschnittlähmung, Stefan Lange über Sport und Gesundheit bei Querschnittlähmung und Motorunterstütztes Bewegungstraining
Die Rolle der Ernährung für die Hautgesundheit
- Trinken
Die Aufrechterhaltung der Flüssigkeit in Ihrem Körper sorgt dafür, dass er gut funktioniert. Dazu gehört auch die Zufuhr von Feuchtigkeit zu Ihrer Haut. Aufgrund des Kollagenverlusts nach einer Schädel-Hirn-Transplantation kann zusätzliche Flüssigkeit dazu beitragen, den Körper mit Feuchtigkeit zu versorgen und die Haut von innen feucht zu halten. Einschränkungen bei der Flüssigkeitszufuhr können sich aus Ihrem intermittierenden Katheterisierungsprogramm, Herzproblemen oder einigen Arten von Ödemen ergeben.
Das Getränk der Wahl sollte stehts Wasser sein, da dies für den Körper den größten Nutzen hat. Andere Getränke können in Maßen genossen werden. Zu bedenken ist: Alkohol dehydriert den Körper, statt ihn mit Flüssigkeit zu versorgen. Zucker- und salzhaltige Getränke können die Stoffwechselfähigkeit der Körperzellen beeinflussen.
Siehe auch: Richtig trinken bei Querschnittlähmung
- Auf Rauchen verzichten
Nikotin und andere Substanzen in Zigaretten, E-Zigaretten, Zigarren, Pfeifen oder Vapes binden sich an rote Blutkörperchen und nehmen dem Sauerstoff, der eigentlich transportiert werden sollte, den Platz weg. Ein Transport von Sauerstoff dahin, wo er gebraucht wird, findet also nicht statt. Dies schließt auch die Haut mit ein. Zur Gesunderhaltung der Haut, sollten Menschen mit Querschnittlähmung also auf Rauchen verzichten.
Siehe auch: Rauchen und Querschnittlähmung
Sonderfall Ernährung und Gewicht
- Ernährung
Die Versorgung mit ausreichend Makro- und Mikronährstoffen ist sehr wichtig für die Gesunderhaltung der Haut und auch für die Unterstützung der Heilung bei z. B. Dekubitus. Besonders wichtig sind Eiweiße sowie Mineralstoffe wie Natrium, Calcium, Kalium, Phosphor, Chlorid und Zink.
Siehe hierzu: Ernährungsempfehlungen bei Dekubitus und Sieben Lebensmittel für eine gesunde Haut
- Gewichtskontrolle
Nach Eintritt einer Querschnittlähmung kann es schwierig sein, das Gewicht zu halten. Manche Menschen brauchen zusätzliche Kalorien, andere weniger. Sowohl Über- als auch Untergewicht können für die Hautgesundheit abträglich sein. Bei ersterem kann die Haut durch das zusätzliche Gewicht einer Überbelastung ausgesetzt sein und Transfers sind schwerer durchzuführen, was ein Verletzungsrisiko birgt, bei letzterem ist die Gefahr einer Unterversorgung mit Nährstoffen besonders hoch.
Siehe auch: Was tun bei Übergewicht? Abnehmen bei Querschnittlähmung und Strategien bei Untergewicht und Mangelernährung bei Querschnittlähmung
Die Rolle der Hygiene für die Hautgesundheit
- Händehygiene
Die Hände berühren im Laufe des Tages viele Gegenstände. So können Keime an ihnen haften, die übertragen werden können, wenn man das Gesicht berühren oder sich katheterisieren. Das Händewaschen – mit Wasser und milden pH-neutralen Produkten – sollte vor und nach der Körperpflege erfolgen.
Siehe auch: Infektionen vermeiden durch richtige Händehygiene
- Persönliche Hygiene
Persönliche Hygiene verhindert, dass sich Bakterien und Viren auf der Hautoberfläche ansiedeln und/oder vermehren und/oder dass Keime in den Körper eindringen können. Das Waschen (mit milden, pH-neutralen Produkten) regt außerdem die Durchblutung an und abgestorbene Hautzellen entfernt.
Es ist zu beachten, dass der natürliche Säureschutzmantel der Haut angegriffen wird, wann immer sie Wasser ausgesetzt wird, wobei warmes Wasser die Haut mehr strapaziert als kaltes. Übermäßiges Duschen, Baden oder Waschen sollte vermieden werden.
Siehe auch: Persönliche Hygiene und Intimhygiene bei Querschnittlähmung
Extratipp: Vorsicht walten lassen
Manche Menschen mit Querschnittlähmung neigen dazu, grob mit ihrem Körper umzugehen. Grund dafür ist meist eine eingeschränkte Oberflächen- und/oder Tiefensensibilität. So kann es zur Gewohnheit werden, u. a. Transfers und Positionswechsel ruckartig durchzuführt. Man sollte jedoch Vorsicht walten lassen, denn andernfalls können Probleme wie Hautrisse, Verletzungen durch Scherkräfte, Blutergüsse, Druckstellen bis hin zu Knochenbrüchen die Folge sein, denn eine verminderte Wahrnehmung von Reizen unterhalb der Läsionshöhe bedeutet nicht, dass der Körper nicht auf andere Weise reagiert.
Gefahr für (nicht nur) die Hautgesundheit: Sonderfall Dekubitus
Dekubitus bzw. Druckstellen gehören zu den häufigsten Komplikationen bei Querschnittlähmung und bringen erhebliche Gefahren mit sich. Auf Der-Querschnitt.de gibt es verschiedene Beiträge zu diesem wichtigen Thema, wie:
- Entstehung von Druckstellen (Dekubitus)
- Prävention von Druckstellen (Dekubitus)
- Dekubitus-Behandlung bei Querschnittlähmung
- Der 8-Punkte-Plan zur Vermeidung von Druckstellen bei Querschnittlähmung
- Wundzentrum
Wer kein Querschnittgelähmten-Zentrum in der Nähe hat, kann in Erwägung ziehen sich bei schlecht heilenden Druckstellen oder anderen Wunden an ein Wundzentren oder Wundversorgungszentren zu wenden. Die Experten hier können den Erfolg von Maßnahmen bei aktuellem Dekubitus beurteilen.
Dieser Text wurde mit größter Sorgfalt recherchiert und nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Die genannten Produkte, Therapien oder Mittel stellen keine Empfehlung der Redaktion dar und ersetzen in keinem Fall eine Beratung oder fachliche Prüfung des Einzelfalls durch medizinische Fachpersonen.
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